Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
sie ihn ja auch, wenn er nach ihr ruft. – Und so beginnt Prinz Michael mit seiner immer wieder enttäuschenden Suche, denn außer verlassenen Räumen, leeren Kammern und einer unaufgeräumten Küche mit erkalteter Feuerstelle trifft er auf kein Lebewesen. Eine dünne Staubschicht liegt auf den Tischen, Stühlen und Truhen, die davon zeugt, dass schon seit längerer Zeit hier niemand mehr zu wohnen scheint.
Immer wieder hallt Michaels Ruf durch die leeren Hallen: „Hallo? Ist hier jemand?“
Doch er erhält keine Antwort. Er hat das Gefühl, dass dieses Gebäude seit mindestens ein, zwei Wochen verlassen ist, vielleicht sogar schon länger. Er kann sich zwar nicht vorstellen, dass Roderick seine Gefangene in eines der Verliese gesperrt hat, doch macht er sich trotzdem auf den Weg in die Tiefe, als er die entsprechende Tür entdeckt. Vielleicht kann er ja noch einen unglücklichen Gefangenen retten. Am Anfang einer in die Tiefe führenden Treppe, die einfach aus dem Felsen gehauen worden ist, entdeckt er eine alte Pechfackel, die er mit seinen Feuersteinen entzündet. So kann er seinen Weg wenigstens etwas ausleuchten.
Langsam schreitet er die Stufen in die feuchte dunkle Tiefe hinab, Kälte umfängt ihn, lässt ihn frösteln. Mit Schaudern denkt er daran, wie es etwaigen Gefangenen hier unten ergangen sein muss. Aber wenigstens findet er auch hier niemanden mehr vor. Die schweren Türen mit einem Gitterfenster in Augenhöhe stehen alle offen, anscheinend hat man die Gefangenen noch vor dem Verlassen des Schlosses freigelassen oder aber mitgeschleppt. Trotz dieser Erkenntnis sucht Michael weiter, bis er in jeden Winkel geschaut hat. Enttäuscht gibt er irgendwann auf, steigt wieder hinauf und ist froh, als er auf den Hof ins helle Sonnenlicht treten und frische Luft atmen kann.
„Oh, Saphira, wo steckst du nur?“, spricht er in Gedanken versunken vor sich hin und geht Schritt für Schritt innerhalb der Mauern um das Schloss herum, bis er einen verwilderten, parkartigen Garten erreicht, der schon lange nicht mehr die pflegende Hand eines Gärtners gesehen hat. Nur kurz lässt er seinen Blick über das wilde Grün wandern, dann will er sich abwenden, stutzt aber im letzten Moment, als er eine Art Trampelpfad erkennt, der wohl regelmäßig, wenn nicht sogar täglich benutzt worden ist, und das scheint auch nach dem Verlassen des Schlosses noch so gewesen zu sein, denn jeder neu gewachsene Grashalm ist anscheinend gleich wieder niedergetreten worden. Mit den Blicken wandert er den Pfad entlang, der vor einer Mauer endet, in der es aber eine kleine Pforte zu geben scheint.
Prinz Michael schöpft neue Hoffnung, eilt den Pfad entlang und findet die Pforte sogar unverschlossen vor. Was soll ihn jetzt noch davon abhalten, hier das Gelände des Schlosses zu verlassen? Eine andere Möglichkeit scheint es ja gar nicht mehr zu geben! Und so schlüpft der Prinz durch diese alte Tür in der Hoffnung, vielleicht doch noch einen Hinweis auf Saphira zu finden.
Der Trampelpfad zieht sich noch weit in die Büsche um das Schloss herum hinein und unter die Bäume des angrenzenden Waldes. Schon ist er geneigt zu glauben, dass der Weg ins Nichts führt, als er über den sich im Winde wiegenden Baumwipfeln eine Turmspitze entdeckt, zwar noch ein ganzes Stück entfernt, aber möglicherweise genau am Ende des Pfades. Also geht er weiter, erreicht Minuten später den auf einer Lichtung frei stehenden Turm, der von hohem Gras umwuchert wird.
Mindestens zwanzig Meter ragt der Turm vom Boden aus gesehen empor, bis er zu einer Spitze hin ausläuft, die noch von einer Brüstung umrandet wird. Nur kleine längliche Löcher, die sich nach oben hin den Turm hinaufzuwinden scheinen, lassen wohl etwas Licht ins Innere dringen. Auch eine niedrige Eingangstür aus starken Holzbohlen gibt es, allerdings ist sie verschlossen. Da sich kein Schloss in oder an der Tür befindet, kann sie nur von innen durch einen Riegel versperrt sein. Doch in diesem Fall muss sich jemand im Inneren des Turmes befinden.
Etwas skeptisch schaut Michael zu der Turmspitze hinauf, doch eine Möglichkeit hinaufzuklettern, scheint es nicht zu geben. Wie soll er hineingelangen? – Langsam umrundet er das Bauwerk, entfernt sich schließlich wieder in Richtung Schloss und zieht sich dann in die Büsche zurück, denn er wird das Gefühl nicht los, dass er die ganze Zeit über beobachtet wird. Die verschlossene Turmtür passt in dieses Bild und bestärkt ihn nur noch in seiner
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