Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
verhungern, muss wohl das Schlimmste sein, was ihnen passieren kann!
Noch hat Michael nicht alle Hoffnung aufgegeben, solange er noch lebt, kann er auch hoffen. Jonathan hingegen setzt das erneute harte Schicksal, vor dem ihn sein Freund damals bewahren konnte, besonders zu. Auf dem harten felsigen Boden liegend, hat er sich praktisch schon aufgegeben. Nur der Durst treibt ihn immer mal wieder auf, um etwas Sickerwasser von der Wand aufzunehmen, doch beiden setzt der Hunger schwer zu. Wenn sie etwas sehen könnten, wären sie über ihr eigenes Aussehen wahrscheinlich entsetzt.
Michaels Gedanken weilen fast ständig bei Saphira, und wenn es etwas gibt, was er sich wünscht, so ist es, sie noch einmal zu sehen und in den Armen zu halten, bevor er stirbt. Flüsternd kommt immer wieder ihr Name über seine Lippen, doch kann sie ihn ja nicht hören. Aber es fällt ihm immer schwerer, sich ihr hübsches Gesicht vorzustellen, diese braunen Augen und diese seidigen Haare. Immer wieder entgleitet ihr Bild seiner Vorstellungskraft, was ihm noch schlimmer zusetzt als der Hunger, die Dunkelheit und die Kälte, die sie beide umfangen halten, sowie die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage.
Bis zu dem Moment, als er glaubt, bereits den Verstand zu verlieren, da sich an einer Wand plötzlich ein grünliches Leuchten zeigt, ein Leuchten, aus dem sich ein Gesicht zu formen scheint, oder nein, eine hässliche Fratze.
„Jonathan! – He, Jonathan! Siehst du das auch, oder werde ich schon verrückt?“, fragt Michael und rüttelt ihn.
Nur schwer lässt sich dieser aus seiner Lethargie reißen, doch dann starrt auch er auf dieses Bild.
„Nein, ich sehe es auch! Was ist das?“, fragt er mit kratziger Stimme.
Doch er soll die Antwort direkt von dieser seltsamen Erscheinung erhalten, die zwar nicht spricht, doch ertönt eine Stimme in den Köpfen der beiden, die wohl nur diesem Wesen gehören kann.
„Ich bin Mangar, der Dämon, den ihr beiden um seinen Diener gebracht habt!“
Die Erklärung klingt wie ein Vorwurf, und es soll wohl auch einer sein, denn als die Stimme weiterspricht, erfahren die beiden Prinzen mehr über die Beziehung zwischen Roderick und diesem Wesen.
„Roderick hat mir gedient, hat mir gegeben, was ich haben wollte, und hat dafür von mir Reichtum und Wissen erhalten. Doch dann hat er seinen ersten Fehler gemacht und mir das Mädchen vorenthalten, hat sie stattdessen in diesen Turm eingesperrt …“
„Saphira!“, entfährt es Michael.
„Ja, so hieß sie wohl! Doch das habe ich mir nicht gefallen lassen und ihm die Macht entzogen. Nun war er nicht mehr als jeder andere Mensch. Nur deshalb habt Ihr ihn besiegen können!“
„Aber was wollt Ihr jetzt von uns?“, fragt Michael etwas zögernd nach, denn wenigstens will er wissen, warum er hier sein Ende finden soll.
„Weil ich jetzt einen neuen Diener brauche, oder besser noch – gleich zwei! Euch will ich haben! Deshalb habe ich die magische Wand aktiviert und Euch zu mir geholt. Sobald Ihr gestorben seid, werden Eure Seelen auf ewig zu meinen Diensten sein!“
Es folgt ein widerliches Lachen, und schon verschwindet das Leuchten und mit ihm die Fratze. Sprachlos bleiben die Freunde sitzen, starren auf die Wand, sehen jedoch nichts außer Dunkelheit. Haben sie das eben wirklich erlebt? Oder fantasieren sie vielleicht nur? Ist das bereits der Anfang vom Ende? Sieht so der Tod aus?
„Nein, das kann nicht sein“, denkt Michael laut. „Wir haben es doch beide gesehen und gehört! Dann kann es nicht unsere Einbildung sein, die uns narren will!“
„Nein, das nicht“, antwortet ihm Jonathan. „Doch was macht das für einen Unterschied? – Wir werden hier elendiglich verhungern! – Wehre dich nicht länger, mein Freund, dann fällt es dir leichter …“
Damit lässt er sich wieder auf den Boden sacken. Prinz Jonathan hat sich tatsächlich bereits aufgegeben. Und würde einer von ihnen jetzt einen Dolch besitzen, so wäre das wohl für beide diesmal eine akzeptable Lösung!
***
Tapfer setzen die beiden Frauen ihren Weg fort, während Saphira sich an jedes kleine Detail zu erinnern versucht, das ihr den rechten Weg weisen kann. Denn so viel ist seit damals geschehen. Sie hat Michaels Familie kennengelernt, ist akzeptiert und aufgenommen worden, Jonathan und Sarah haben zueinandergefunden, sie haben alle wunderschöne Wochen miteinander verbracht, und sie haben in einer grandiosen Doppelhochzeit den Partner geheiratet, den sie lieben. Das kann und darf
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