Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
davongaloppieren. Zweifellos sind es dieselben Soldaten, vor denen sie am Vortag geflohen sind und die Mikes Tod zu verschulden haben.
***
In rasendem Galopp fliegt Shiela geradezu über die Hochebene. Es bleibt ihr kein anderer Weg mehr, denn von beiden Seiten tauchen bereits Reiter auf, die sie in die Zange nehmen wollen. Doch Malcolm erkennt in diesem Moment die tödliche Gefahr: Das Plateau endet in einem steilen Felsabsturz hoch über dem See, an dem sie heute Morgen noch gelagert haben.
„Nein, Shiela, nicht! Brems ab!“, ruft er laut. Das ist viel zu hoch, du brichst dir alle Knochen.
‚Ich vielleicht, aber du wirst es schaffen!‘, hört er ihre Worte, aus denen pure Verzweiflung klingt, in seinem Kopf.
Und dann ist es auch schon zu spät. Sie erreichen die Felskante, Shiela nutzt den letzten Galoppsprung, um sich weit über den Absturz hinauszukatapultieren, und schon stürzen sie in die bodenlose Tiefe. Automatisch hat Malcolm die Füße aus den Steigbügeln gezogen, sodass er aus dem Sattel rutscht und neben Shiela, die ein schrilles Wiehern ausstößt, in die Tiefe stürzt. Er kann gerade noch erkennen, dass sie sich verwandelt und als Mensch in die kalten Fluten eintaucht, dann schlägt auch über ihm das Wasser zusammen.
Wie ein Geschoss taucht er ein, sinkt tief und beginnt sich mühsam nach oben zu arbeiten. Weit reißt er den Mund auf, holt tief Luft, als sein Kopf wieder die Oberfläche durchstößt. Neben ihm wird das Wasser aufgewühlt. Ein weißer Schleier scheint nach unten gezogen zu werden, und plötzlich begreift er die Gefahr. Als Pferd hätte sie den Aufprall auf dem Wasser wohl kaum überleben können, als Mensch schon, deshalb hat sie sich bewusst verwandelt, doch nun hängt der schwere Sattel und das Schwert an ihr. Beides zieht sie gnadenlos in die Tiefe des Sees!
Er wartet keine Sekunde länger, holt tief Luft und taucht unter. Er ist immer ein guter Schwimmer gewesen, was ihm jetzt zugutekommt. Mit kräftigen Schwimmstößen dringt er in die Tiefe vor, der er gerade erst entronnen ist, immer den weißen Schimmer von Shielas Kleid vor Augen. Endlich bekommt er sie zu fassen, unter beide Arme greifend, drückt er sie bei jedem Schwimmstoß ein Stück höher. Schon spürt er selbst den Luftmangel, doch er gibt nicht auf! Er muss sie einfach retten, was hätte sein Leben ohne sie sonst noch für einen Sinn?
Nach einer ihm endlos erscheinenden Zeit durchstößt er endlich wieder die Wasseroberfläche, saugt gierig die Luft in seine malträtierte Lunge, Shielas Kopf über Wasser haltend. Mit höchster Kraftanstrengung schafft er es schließlich, sie ans Land zu bringen, zieht, selbst noch nach Atem ringend, den Dolch und befreit sie von dem Sattel.
„Shiela! Hörst du mich?“
Er tätschelt ihre Wangen, doch sie atmet nicht. Tief Luft holend, presst er seine Lippen auf die ihren, spendet ihr seinen eigenen Atem und wiederholt die Prozedur noch einmal, bis sich ihr Körper plötzlich gegen die Behandlung wehrt und sie in einem Hustenanfall das geschluckte Wasser wieder ausstößt.
„Shiela, endlich!“, seufzt Malcolm erleichtert auf, ist er doch selbst noch völlig fertig von der Aktion.
Ihr Gesicht umfassend, zieht er sie jetzt in seine Arme. Streicht ihr zärtlich über die nassen Haare.
„Halt mich, halt mich ganz fest“, hört er sie flüstern.
Noch ein bisschen inniger drückt er sie an sich, spürt das Zittern ihres Körpers, doch gibt er ihr die Zeit, sich zu beruhigen, bevor er sie hochhebt und unter die Bäume trägt, damit sie erst einmal in Deckung sind.
„Warum hast du das gemacht, mein kleiner Liebling? Du musstest doch wissen, dass du dir als Pferd die Beine oder sogar den Hals gebrochen hättest. Und als Mensch musstest du mit dem Sattelzeug ertrinken.“
„Weil du ihnen nicht in die Hände fallen durftest. Nur das war wichtig!“
„Du hast also für mich dein Leben riskiert!“
„Du weißt doch – nur die wahre Liebe zählt! Und die ist mehr wert als das eigene Leben!“
Trotz dieser Erklärung laufen ihr jetzt Tränen über das ohnehin nasse Gesicht. Malcolm zieht sie eilig in seine Arme und drückt sie fast an sich. Küsst sie mit aller Hingabe, spürt jedoch ihren vor Kälte zitternden Körper.
„Du frierst, komm, zieh das Kleid aus. Wir haben zwar keinen einzigen trocken Fetzen mehr, aber das kriegen wir schon hin.“
Eilig zieht er ebenfalls Wams und Hemd aus und drückt ihren nackten Körper an sich, um ihr wenigstens etwas von seiner
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