Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
zieht das große Tor auf und eilt hindurch. Malcolm hat ihr das Schloss seines Vaters immer wieder beschrieben und in den schönsten Farben ausgemalt, sodass sie jetzt genau weiß, wohin sie sich wenden muss.
Eilig hastet sie die geschwungene Treppe hinauf, wohl wissend, dass sich hier nicht nur die Gemächer des Königs und der Königin befinden, sondern auch die Zimmer ihres Geliebten. Außer Atem versucht sie sich zu orientieren, als von unten bereits die Warnrufe des Wachpostens ertönen, der einen Eindringling meldet und um Verstärkung ruft. Jetzt heißt es schnell sein! – Sie wendet sich in den linken Gang, eilt entlang und wird fast von einer Tür getroffen, die sich zu ihrer Rechten in diesem Moment öffnet.
Sie stolpert einen Schritt zur Seite und schaut erstarrt zu dem großen, etwas älteren Mann auf, der seiner Ähnlichkeit zu Malcolm nach nur sein Vater, der König, sein kann.
Sofort verwandelt Shiela ihre Seitwärtsbewegung in einen tiefen Hofknicks um, senkt demütig den Kopf und haucht ein: „Eure Majestät!“ über die Lippen.
Die Schrecksekunde des Königs dauert kaum länger als die von Shiela, doch muss er erst einmal seine Verblüffung überwinden, so plötzlich eine ihm völlig fremde Frau hier vor den Privatgemächern vorzufinden. Somit erhält sie die Chance zu sprechen, bevor die Wachen herankommen.
„Bitte verzeiht mein Eindringen, Majestät! Ich hätte es nicht getan, wenn es nicht äußerst wichtig wäre!“
„Was sollte so wichtig sein, dass es Euer Handeln entschuldigen könnte?!“, donnert der König jetzt doch mit erhobener Stimme los. „Wie könnt Ihr es wagen, einfach hier einzudringen? Das wird Folgen haben, das kann ich Euch versichern!“
„Aber es geht um das Leben des Prinzen …“, wirft Shiela jetzt zwar mutig, aber mit zitternder Stimme ein.
Ihr Knicks ist längst in eine kniende Haltung übergegangen, in der sie mit gesenktem Kopf verharrt. Erwartungsvoll wagt sie kaum zu atmen. Die Zeit brennt ihr unter den Nägeln, und sie wird immer nervöser. – Doch genau in diesem Moment erreichen die Wachen die beiden, einschließlich des Mannes, den sie die Treppe heruntergeschubst hat.
„Vorsicht, Eure Majestät! Die Frau ist gefährlich!“
Doch der König hört gar nicht hin, er starrt Shiela ins Gesicht, die jetzt neue Hoffnung schöpft. Mit einer Handbewegung wehrt er die Wachen ab, die sie gerade packen wollen.
„Was habt Ihr mit dem Prinzen zu tun?“, will er stattdessen wissen. „Wir kennen Euch nicht!“
„Bitte, Majestät, ich weiß, dass er im Sterben liegt, aber ich kann ihn retten!“
„Ihr? Wie wollt Ihr etwas vollbringen, was nicht einmal die besten Ärzte des Reiches vermögen?“
„Das darf ich Euch nicht sagen, Majestät. Aber ich weiß, dass ich es kann! – Oh bitte, so glaubt mir doch!“
Bittend streckt sie ihm ihre Hände entgegen und macht einen so verzweifelten Eindruck, dass es ihn nicht ungerührt lässt. Doch erst die Königin, die jetzt hinter ihren Gemahl tritt, kann das Blatt wenden. Man sieht es der Herrscherin an, dass sie geweint hat, dass sie im Moment nur als Frau und Mutter fühlt, nicht als Königin. Und vielleicht kann sie gerade deshalb die große Liebe erkennen, die trotz ihrer Verzweiflung noch immer in Shielas Gesicht zu erkennen ist.
„Was schadet es noch, wenn wir sie zu unserem Sohn lassen?“, flüstert sie fast tonlos. „Es kann nicht schlimmer werden …“
Die letzten Worte gehen bereits in einem Schluchzen unter, als Shiela rasch den Saum der Robe ergreift und ihre Lippen darauf drückt.
„Ich danke Euch, Majestät! Ihr werdet es nicht bereuen!“
Eilig springt Shiela jetzt auf und eilt in das Zimmer, von dem noch ein zweiter größerer Raum abzweigt. Erst hier findet sie Malcolm, der mehr tot als lebendig in dem breiten Bett liegt. Brust und Schulter werden von einem dicken Verband fast verdeckt. Kleinere Brandwunden auf seinen Armen werden nur von einer Salbenschicht bedeckt. Sein so geliebtes Gesicht zeigt ihr jetzt nur eingefallene Wangen mit dunklen Bartschatten und dicken Schweißtropfen auf der Stirn. Doch schlimmer sind seine fast röchelnden schweren Atemzüge, die ihm kaum den nötigen Sauerstoff zuführen können. Jeder Atemzug hört sich an, als ob es sein letzter sei!
‚Ja‘, denkt sie erschrocken, ‚der Brodem hat ihn vergiftet! Deshalb wollen auch die Wunden nicht heilen.‘
Fast erscheint es ihr, dass er das letzte bisschen Leben, das noch in seinem Körper steckt, nur
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