Malefizkrott
love«.
»Gratuliere! Und wie heißt er?«
»Muss es denn ein Junge sein?« Sie grinste verschmitzt.
»Bei dir schon«, antwortete ich. »Wie heißt er denn?«
»Er heißt Adrian. Und du hast recht, das ist was ande res als nur Sex. Mit dir … das war …«
»… gediegener Schweinkram«, schlug ich vor.
»Das war fett. Aber mit Adrian ist es … irgendwie an ders. Es ist schön, superschön, megaschön, überirdisch. Wir machen keinen Sex, wie lieben uns. Verstehst du?«
»Vollkommen.«
Der Gedanke an Richard huschte mir durchs Gemüt. Es wurde Zeit, dass ich erwachsen wurde und mir eingestand, mit wem ich Sex machte und mit wem Liebe. Vermutlich war es ein Irrtum zu glauben, Richard habe Spaß an meiner Unruhe. Vermutlich tolerierte er meine Eskapaden mit den Lolas mit zusammengebissenen Kiefern, und deshalb knirschte er nachts mit den Zähnen. Ich hätte mich nicht, als er mir seine Angst um mein Leben offenbarte, für Lola entscheiden und ihm empfehlen dürfen, sich mit der Großvaterrolle für die kleine Alena zu bescheiden. Was für eine böse Kränkung. Ich musste vor Entsetzen lachen.
»Was lachst du?«
»Adrian? Ist das nicht der aus Facebook, Adrian Weinrich?«
Lola nickte. »Er studiert Figurentheater. Ich bin ihm vorher schon ein paarmal begegnet. Er sagt, er war vom ersten Augenblick in mich verknallt, aber er hätte gespürt, dass ich noch nicht so weit wäre.«
»Adrian Weinrich, ist der etwa der Sohn dieser Bü cherwarze, ich meine, des Fernsehkritikers Heinrich Weinrich?«
»Der Neffe. Und er hat seinem Onkel das mit meinem Buch gesteckt. Davon habe ich aber nichts gewusst.«
»Macht doch nichts, Lola. So ist das in dem Leben, das du noch vor dir hast. Du wirst nur was, wenn du die richtigen Leute kennst. Früher nannte man das Vitamin B, heute heißt das Netzwerken und gilt als Zeichen hoher emotionaler Intelligenz.«
Karlsruhe breitete sich im Dunst des Rheintals vor uns aus. Wir schwenkten auf die große Rheintalautobahn, während die Sonne in den Vogesen versank.
Lola seufzte tief.
»Du hast es doch bald geschafft«, sagte ich. »Heute Abend den Kaiser aller Talksendungen um den kleinen Finger wickeln, und dann kommt nur noch die Buchmes se. Du schüttelst Kulturstaatsministerin Brandel die Hand und lässt dir nichts anmerken, wenn die andere Kandidatin den Preis überreicht bekommt. Danach redet keiner mehr von dir. Und bald treiben sie eine andere Sau durchs Dorf.«
Baden-Baden liegt hinter Bergen, wo man es nicht vermutet, und weil es in solcher Enge zwischen Bergen liegt, ist es auch viel kleiner, als Schloss, Kurhaus, Kasino und Theater und Kunsthalle vermuten lassen. In Wahrheit ist alles sehr gedrängt.
Die Fernseh- und Hörfunkstudios des SWR hatten dort keinen Platz mehr gefunden. Sie lagen im Wald hinter sieben Bergen. Der Dackel dürfe nicht mit rein, informierte uns die Redakteurin, die uns an der Pforte von Cäsars Studio abholte.
»Hat Moshammer selig seine Daisy auch am Aschenbecher vor der Tür anbinden müssen?«, fragte ich. »Na, sehen Sie!«
Lola lächelte endlich mal wieder.
Der Redakteurin mit ihrem Rock über skinny Jeans war es im Grunde völlig egal. Zumal ich ihren trendy Style noch toppen konnte. Erstens war ich älter als sie, und zweitens trug ich zu Rock und Jeans klirrende Schnallenstiefel und ein Militärjackenimitat mit Schulterklappen. Es interessierte sie auch nicht, wer ich war. Offenbar kam zum Fernsehen niemand allein, schon gar nicht das erste Mal. Wir saßen längere Zeit in einem Büro herum, schauten in grüne Bäume, tranken Kaffee und warteten auf Herrn Cäsar, der mit Lola unbedingt noch ein Vorgespräch führen wollte. Als er kam, erwies sich der im Fernsehen so imposante Cäsar als mageres Männchen mit grauem Gesicht und stumpfem Blick. Er drückte Lola und mir die Hand und entschuldigte sich, dass er jetzt keine Zeit habe. »Seien Sie ganz natürlich! Und nicht in die Kamera schauen. Dann klappt das.«
Eine Regieassistentin, die ebenfalls einen Rock über Hosen trug und dazu noch einen Seidenschal, erklärte uns, dass die Sendung aufgezeichnet und um anderthalb Stunden zeitversetzt gesendet wurde. »Falls mal was aus dem Ruder läuft. Aber wir versuchen natürlich, den Live-Charakter zu erhalten.«
Wir wurden treppab und durch lichtlose Gänge in die Maske geschafft. Dort herrschte eine ältere Dame, die Lolas hausgemachte Maske über Töpfchen, Tiegel, Spiegel und Föhn hinweg skeptisch musterte.
»Der Hund
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