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Malefizkrott

Malefizkrott

Titel: Malefizkrott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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wird.«
    »Ich bitte dich!« Richard ratzte den Daumen über den Zigarettenfilter in der Handinnenfläche und aschte ganz gegen seine Gewohnheit auf den Gehweg ab.
    »Außerdem hat Ursprung mir just sie empfohlen als eine, die sich mit Buchbinderei auskennt. Auf seine Empfehlung hin hat sie auch Lola eingeladen.«
    Der Oberstaatsanwalt löschte die Zigarette.
    »Ich weiß nicht, Richard. Eigentlich muss Ruben das Feuer gelegt haben …« Ich dachte an den Stock mit Fa denresten, und in meinem Kopf formierte sich etwas. »… um endlich einen modernen Buchladen aufziehen zu können. Und dann hat er seinen Vater erschossen, weil … weil der ihn nicht springen lassen wollte. Hast du gese hen, wie hasserfüllt Ruben seinen Vater hinterrücks ange schaut hat?«
    »Ruben Ursprung hat ein Alibi«, sagte Richard. »Er befand sich am Todestag seines Vaters in Hamburg, um sich bei einem Verlag als Vertreter zu bewerben. Vertreter sind diejenigen, die das Verlagsprogramm den Buchhändlern vorstellen und sie dazu bewegen, Bücher zu bestellen.«
    »Wusste Durs, dass sich sein Sohn mit solchen Plänen trug?«
    »Lisa, ich leite die Ermittlungen nicht. Ich habe nicht mit Ruben Ursprung gesprochen. Meisner hat mir nur erzählt, dass der, sagen wir, natürliche Hauptverdächtige ein Alibi hat. Und darüber hinaus keinen Grund, den Laden seines Vaters abzufackeln.«
    »Aber einer wie Durs Ursprung hätte seinen Sohn doch nicht einfach gehen lassen, nicht solange der Laden existiert und er die Arbeitskraft seines Sohnes braucht. Manuela Küfer hat mir erzählt, dass Durs von allen erwartete, dass sie seine Mission, die Mission der Bücher, selbstlos unterstützen. Ein Missionar ist beseelt von seiner guten Sache und eine Knute für seinen Sohn. Wenn der Sohn abfällt … Himmel, Richard, das muss ich dir doch nicht erklären. Verstoßung, Enterbung, Verfluchung.«
    Sein Vater war auch so ein Missionar gewesen, wenn auch eines einzigen Buchs, der Bibel.
    »Aber Ruben hat seinen Vater nicht erschossen, Lisa. Definitiv nicht.«
    »Er könnte einen Killer beauftragt haben.«
    Unwahrscheinlich, signalisierte Richard.
    »Aber …«
    »Aber …« Er beugte sich vor und sagte langsam und bedächtig: »Aber vielleicht sollten wir uns tatsächlich baldmöglichst einmal mit Meisner und ein paar Kollegen von der Fahndung zusammensetzen. Und vielleicht wäre es sogar nützlich, zu diesem frühen Zeitpunkt bereits KOR Finkbeiner mit einzubeziehen. Das ist der Chef der Operativen Fallanalyse heim LKA, der Profiler, wie man landläufig sagt.«
    Ich war sprachlos. Noch nie hatte Richard auch nur in Ansätzen den Gedanken zugelassen, dass ich in den erlauchten Kreisen der Polizei bei einer Ermittlung mitreden durfte. Aber er hatte eindeutig »wir« gesagt.
    »Meisner wird sowieso mit dir reden wollen, wegen deines schriftlichen Berichts über das, was bei Walfisch vorgefallen ist. Du hättest nicht einfach weglaufen dürfen.«
    Der Verkäufer von Magnus Villing fiel mir plötzlich wieder ein. Er hatte so seltsam starr dagestanden, als ich ihn fragte, ob er was gesehen hatte. Als ob ihn, geduckt hinterm Ladentisch, jemand mit einer Schusswaffe bedrohte. Sah ich Gespenster? »Ich weiß«, sagte ich, »aber ich musste noch ein Geburtstagsgeschenk für Sally besorgen.«
    Richards Brauen zuckten. Ihm war durchaus klar, dass der vierzigste Geburtstag einer Freundin keine Ausrede duldete, es sei denn, man wollte alles aufs Spiel setzen.
    »Vielleicht«, überlegte ich, »haben die Vorfälle tatsächlich nichts mit Lola zu tun, sondern mit dem Buch, das du in Durs Ursprungs Laden wiederentdeckt hast.«
    »Unsinn!«
    »Ich liebe es, wenn du Unsinn sagst. Keiner kann das so wie du, Richard! Aber einer von Durs Ursprungs letzten Gedanken galten dem Buch und der Person, die mir mehr darüber erzählen könnte. Und in der Tat, Manuela Kantor kennt Marie Küfer, vielmehr kannte sie.«
    Sally kam mit Tellern aus der Tür und brachte Rostbraten und Maultaschen, »’n guten!«, wünschte sie und verschwand wieder. Cipión kam herbei und versuchte die Düfte zu erhaschen. Richard nahm Messer und Gabel und schichtete den Berg Zwiebeln auf dem Rostbraten um.
    »Und was hat sie gewusst?«, fragte er mit angespann ter Gleichgültigkeit.
    »Ich kann dich beruhigen. Sie weiß nicht, was aus ihr geworden ist.«
    »Marie ist ins Ausland gegangen.«
    Wenn Männer Zwiebelrostbraten essen, sind sie eigentlich nicht zu Gesprächen aufgelegt. Maultaschen lassen da mehr Raum für

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