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Malefizkrott

Malefizkrott

Titel: Malefizkrott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Liebe.«
    »Hm, schön.«
    »Trash! Wir werden sie in den Sommerferien sicher besuchen fahren. Falls es mein Terminplan zulässt. Aber bisher habe ich im August noch keine Lesungen. Sommerpause, nehme ich an. Und ich glaube, ich muss dann jetzt auch mal wieder.« Sie stand auf.
    Das war mir recht, es dämmerte schon.
    »Die nächste Lesung ist kommenden Mittwoch, das hast du auf dem Schirm?«
    »Mittwoch? Da spielt Deutschland. Welche Traum schafe von Buchhändlerinnen haben sich das ausgedacht?«
    »Shit, jetzt geht das wieder los. Massengucken, Fähnchen spazieren fahren. Ich hasse Fußball!«
    »Ach der Jugend unschuldiger Hass!«, sagte ich mit großer Geste.
    Lola lachte und schubste mich. »Du bist doof! I hate you!«
    Mein Puls sprang auf. Auch wenn es eine Grobheit war, eine Berührung war es doch, ein erster Übersprung, getan im Überschwang der Erleichterung, die riskanten Stunden mit mir gut bewältigt, erfolgreich mit mir gespielt, mich für sie interessiert und hingehalten zu haben. Da wagte sie auf dem Endspurt zur Tür doch noch eine Frivolität. Ein Bergwanderer verknackst sich die Haxe auch erst auf der Bordsteinkante vor dem Haus.
    Ich strich ihr über den nackten Arm.
    Sie stand reglos wie ein ungezähmtes Fohlen, ihr Blick machte eine Runde durch mein Zimmer, als überlegte sie sich, wo wir es tun könnten, wenn wir es tun würden, und wie wir es tun würden. Ja, und ob sie es tun würde. Du Krott, ich lass mich doch von dir nicht an der Nase herumfuhren!
    »Schade«, sagte ich, »du bist noch nicht achtzehn.«
    »Wieso?«
    »Sonst würde ich … aber … nein, nichts.«
    »Was nichts? Im September werde ich achtzehn.«
    »Lieber nicht. Es könnte spät werden, und du hast morgen Schule.«
    Sie kapierte, dass ich gemein war. Dass ich sie zurückstutzte aufs Kind. Nun war sie verwirrt wie ein Kind, das keine Antwort wusste, weil es auch so genau nicht wuss te, worum es eigentlich ging. Es war gemein von mir. Definitiv.
    »Weißt du, Lola, ich will dich nicht überrumpeln. Du könntest versucht sein mitzumachen, um cool zu wirken. Ich möchte nicht, dass du mir was vorspielst, um deine Sammlung an Widerlichkeiten zu bereichern. Das wäre ewig schade. Ich meine, für dich.«
    Sie hob das Kinn. »Ich habe es nicht nötig, mich von einer arroganten Schlampe wie dir wie ein Baby behandeln zu lassen.«
    Damit wandte sie sich zur Wohnungstür. Ich schnapp te sie am Handgelenk, dem mit Leder verdeckten. Sie zuck te und machte nur schwache Versuche, mir ihren Arm zu entwinden.
    »So, tut’s weh? Ein ziemlich tiefer Schnitt, hm?«
    »Das geht dich gar nichts an!«
    »Jetzt verstehe ich, warum du in deinem Kinderzimmer nicht schreiben kannst. Da ritzt du an dir herum. Und davor flüchtest du dann zu Papa ins Arbeitszimmer und schreibst. Schreiben ist auch eine Sucht. So habe ich das bisher noch nicht gesehen. Gefällt mir.«
    Ihr Atem ging hörbar.
    Ich ließ sie sanft los. Sie nahm ihre Tasche, drehte sich um und verließ meine Wohnung, ohne mich noch mal angeschaut zu haben.
    Ich hörte sie die Holztreppe hinunterflitzen.

 
     
20
     
    Am Vormittag rief mich Richard an. »Bist du schon wach?«
    »Nein.«
    »Sehr schön. Ich bin ja nicht so auf dem Laufenden in dieser Sache …«
    »Warum warst du eigentlich bei der Besprechung mit Meisner und Finkbeiner nicht dabei?«, unterbrach ich ihn.
    »Ich habe vergeblich nach dem Aspekt von Wirtschaftskriminalität gesucht, Lisa.«
    »Sag bloß, Buchhändler können nicht betrügen!«
    »Sie verdienen zu wenig, da lohnt sich das nicht … ich meine für uns.«
    »Wenn ein Laden voller Waren abbrennt und eine Versicherung fällig wird, ist das immer ein Anzeichen dafür, dass in den Büchern was verrutscht ist, Richard. Ich meine in der Buchführung.«
    »Schon klar.«
    »Vielleicht war Durs Ursprung längst insolvent.«
    »Möglich.«
    »Meinst du nicht, du könntest diesen Betrieb mal unter die Lupe nehmen? Irgendeinen Grund muss Ruben Ursprung doch gehabt haben, sich nach einem neuen Job als Verlagsvertreter umzuschauen. Man hört, Ursprung sollte aus seinem Haus rausgekündigt werden. Vielleicht plant Walfisch eine Filiale im Gerberviertel.«
    »Davon ist mir nichts bekannt.«
    »Und Durs Ursprung stand diesen Plänen im Weg und musste beseitigt werden.«
    »Der Starke bringt den Schwachen nicht um, Lisa. Wenn Walfisch ins Gerberviertel ziehen wollte, wäre Ursprung über kurz oder lang sang- und klanglos eingegangen.«
    »Aber vielleicht hatte er irgendwas,

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