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Maler und Mädchen - Maler und Mädchen

Titel: Maler und Mädchen - Maler und Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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einmal einen Bart. Ach herrje, du wirst ja sogar noch rot. Wie bekommst du eigentlich diesen Raum so plastisch hin, daß einem schwindlig wird und …«
    Der Maler, der näher herangetreten ist, spürt eine Hand auf seiner Schulter.
    »… und wie bringst du es fertig, hier mal eben was zu malen, an das keiner dieser berühmten alten Griechen auch nur annähernd herankäme, wenn es ihm denn gelänge, in dieses Leben zurückzukehren. Teufel noch mal, junger Mann, auf welchen Wettstreit hast du dich da eingelassen! Daß die Italiener die Führungsrolle von den Griechen übernommen haben, nun gut. Viel merkwürdiger aber ist, daß sie jetzt auf einen Burschen übergeht, einen Holländer, der kaum weiter geschaut hat als das, was er durch die Tore seiner braven Geburtsstadt Leiden hat sehen können. Bravo, mein Junge, ich …«
    Der Sekretär des Prinzen, leicht geniert, weil vor lauter Entzücken seine Lider begonnen haben zu zittern, schlägt den Blick nieder und tritt zur Seite. »Ja, also … Bravo …!«
    Als sie sich wieder ansehen, sagt der Maler höflich: »Ich danke Ihnen.«
    Doch auf seinem Gesicht ist zu lesen: »Na bitte.«
     
    Sauwetter, gefährliches Wetter. Und dicht neben einem eine arglos schlafende junge Frau. Als Niels Eilschov, benommen vor Kälte und Müdigkeit, sich ein Stündchen Schlaf gönnenwollte, war es bereits tief in der Nacht. Sein Schiff lief mit voller Fahrt nach Südosten. Er hatte es eilig. Bereits am späten Vormittag hatte er in der Luft die Art von feindseliger Kälte gespürt, die innerhalb kürzester Zeit für See-Eis sorgen kann. Der Hafen von Korsör befindet sich auf halbem Wege der Durchfahrt zur Ostsee, dem Großen Belt, dessen gezeitenloses Wasser bei Landwind unglaublich schnell zufrieren kann. Als Elsje am Nachmittag geselligkeitshalber wieder an Deck gekommen war, hatten bereits dezimeterdicke Schollen aus brüchigem Eis rund um die Speigatts gelegen, und das kleine Besansegel hing an einer Leine aus Kristall. Der Matrose hatte ihr seine Pelzmütze geliehen.
    Unten, im Vorschiff der Dorothe, lagen die beiden primitiven, türlosen Kammern zu beiden Seiten der Kombüse einander gegenüber. Niels hielt die Lampe kurz hoch, um seine Passagierin zu beleuchten. Sie schlief wie ein Spätzchen in ihrer Koje, fast sitzend an der Bretterwand, tief unter der Decke verkrochen. Ihre Lider waren ein wenig geöffnet, in den Spalten glitzerte es, als kröche etwas Schwarzes hin und her. Wie hypnotisiert starrte er einen Augenblick auf ihr Alleinsein, ihre Selbstzufriedenheit und war nur froh, daß er und der Matrose diesem kleinen, warmen Körper beim Abendessen einen ordentlichen Teller Fleisch und Kohl vorgesetzt hatten. Er drehte die Lampe aus. Kurz bevor er nur wenige Armlängen entfernt von ihr todmüde in Schlaf fiel, dachte er noch einmal mit Abscheu an den dunklen, seidigen Film, den er am Nachmittag auf einer ziemlich ruhigen See hatte wogen sehen.
    An Steuerbord kam das Eis bereits näher.
    Reisen ist eine Gemütsverfassung. Ist arglos und ohne moralisches Problem, bedeutet es doch, sein Lebenszielklipp und klar vor sich zu haben. Reisen ist das da. Als Elsje in der noch tiefstehenden Morgensonne des siebenten März an Deck kam, fuhr die Dorothe durch eine offene Wasserrinne an zwei Flächen mit blendenden Eisschollen entlang. Sie wurden vom Wind, jetzt direkt aus Osten und viel stärker als gestern, aufeinandergeschoben oder, brechend und kippend, ins Wasser gezogen. Eis ist in der umflorten Morgensonne nicht weiß, sondern rosarot und von einem aprikotfarbigen Orange.

9
Geh nicht so leicht in diese gute Nacht hinaus
    Jetzt, einige Stunden später und einige Meilen weiter auf dem Weg zu ihrer Bestimmung, befand sie sich in großer, allesbeherrschender Gefahr. Es war, als spiele alles – Wind, strenger Frost, Packeis, das das Schiff von seinem Kurs drückte – ein absichtsvolles Spiel mit dem Ziel: Wir halten dich fest. Die beiden Männer hatten alle Hände voll zu tun, zu viel, um Angst zu haben. Und Elsje war dafür zu sprachlos. Ohne Angst und mit leerem Kopf sah sie ihrer allmählichen Einschließung durch das Eis zu, die im vollen Sonnenschein eher einem Traumbild glich als einem Angriff auf die Eichenholzspanten des Schiffs. Da sie von den dreien, wie sich zeigte, am weitesten sah, hatte der Matrose seinen Ausguck auf der Rah verlassen, um sich mit einem Eispickel in der Hand an einer Leine am Vordersteven herunterzulassen.
    Sie fuhren lediglich mit der Fock und dem

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