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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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während sie auf mich zugeht, mich auf beide
     Wangen küßt und sich mit ihrem ganzen Körper an mich drückt: nicht um sich selbst, sondern um mir Vergnügen zu bereiten. Eine
     großmütige Haltung, für die ich ihr Dank weiß, denn wie jedem hier ist mir nicht unbekannt, daß Miette Lustgefühle fremd sind.
     Könnte man ihr in das naive Herz sehen, fände man darin sicher eine gewisse Verwunderung über die den Männern eigene Manie,
     Personen des anderen Geschlechts mit den Händen zu betasten.
    Die Falvine verdrückt sich mit unbeholfener Diskretion, und nun ist Malabar an der Reihe, von Miette mit Händen und Lippen
     liebkost zu werden. Nicht ganz ohne Eifersucht merke ich, daß sie ihn auf die Lippen küßt, was sie bei Männern niemals tut.
     Nach Beendigung dieser Zärtlichkeiten pflanzt sie sich vor mir auf und beginnt mit ihrer mimischen Rede. An erster Stelle
     teilt sie mir mit, daß der (schielende Augen und gefaltete Hände) und sie selbst (Daumen auf ihr Herz), wie schon vermutet
     (Zeigefinger an die Stirn), miteinander geschlafen haben (nicht zu beschreibende Gebärde). Sie ist darüber entrüstet (Grimasse
     des Abscheus), besonders von seiten eines (gefaltete Hände), aber mehr noch empört sie (von sich weisende Grimasse), daß ihr
     der (schielende Augen und gefaltete Hände) angeboten hat (beide Hände gestreckt, Handteller nach oben), mit ihm zu gehen (Beine,
     die das Gehen nachahmen, rechte |257| Hand um eine imaginäre Hand geschlossen) und ihm in La Roque (weite, in die Ferne weisende Armbewegung) zu dienen (Gebärden
     des Putzens und Waschens). Was für eine Hinterhältigkeit! (Beide Fäuste in den Hüften, gerunzelte Brauen, ekelverzerrte Lippen,
     Füße, die Schlange zertretend.) Sie hat sich geweigert (heftiges Nein, nein! mit dem Kopf) und ihn allein gelassen. (Sie kehrt
     sich halb um, der Rücken feindselig, die Hinterbacke zornbebend.) Ob sie es richtig gemacht hat?
    Da ich, von Fulberts Kühnheit überrascht, still bleibe, nimmt sie ihr letztes Gebärdenspiel noch einmal auf.
    »Aber ja, Miette, das hast du sehr gut gemacht«, sage ich und streichle ihr mit der linken Hand den Nacken unter ihrem schönen
     schwarzen Haar, während ich mit der Rechten Malabar, der ungeduldig wird, wieder in Bewegung setze. Gleich streift sie mir
     im Gehen mehrmals mit flüchtigen Küssen über die Wange, einen Moment lang glaube ich sogar, sie würde mich auf den Mund küssen
     wie Malabar. Doch nein, schon läuft sie weg, um in der Maternité zu helfen, aus der die Falvine wie eine Kugel hervorrollt
     und sich, wie ein Schiff in ihren fetten Hüften schlingernd, in Richtung Bergfried entfernt.
    Mir scheint, Fulbert hat es zu weit getrieben und die Angelegenheit nimmt eine schlechte Wendung für ihn. Doch mache ich mich
     von diesen Gedanken los und konzentriere mich auf meine Aufgabe. Ich sitze auf und reite Malabar, rund um den Hof, in den
     drei Gangarten ein, wobei ich für die Volten nur den leichten Zügel anwende und mich besonders auf den Trab verlege. Ich habe
     Sporen ohne Rädchen, setze sie aber mit Maßen an, und selbst wenn er den Dickkopf spielt, gebrauche ich fast nie die Reitpeitsche,
     die ihm, wie ich sicher bin, nicht weh tut, die er aber als Schmach zu empfinden scheint. Nach einer halben Stunde bin ich
     schweißgebadet, so viel Kraft muß ich entfalten, um das ungewöhnlich große Tier zu beherrschen.
    Während ich auf dem Hof meine Runden drehe, sehe ich nebenbei, daß sich auch Jacquet mit baumelnden Armen, halbgeöffneten
     Händen und vorgeschobenen schweren Schultern auf den Weg zum Bergfried gemacht hat. Ich bin ermüdet. Malabar ebenfalls. Ich
     steige ab und führe den Hengst in die Maternité. Colin taucht auf, er geht stumm mit mir in die Box, und als ich Trense und
     Sattel abgenommen und auf die halbhohe Trennwand gelegt habe, beginnt er mit einem Strohwisch, den |258| er sich wortlos aus der Streu gemacht hat, wütend die schweißglänzenden Flanken des Hengstes abzureiben. Ich tue auf der anderen
     Seite, aber ohne Wut, das gleiche, werfe über den Widerrist ab und zu einen Blick auf den großen Bogenschützen und warte,
     daß er explodiert. Und schon ist es soweit. Er hat Meyssonnier und Thomas getroffen. Sie waren im Lagerraum, um die Beute
     aus dem Etang einzuordnen, und Meyssonnier hat ihm verraten, wie Miette die Nacht verbracht hat. Ich höre ihm zu. Zuhören
     ist meine Hauptfunktion in Malevil. Als der Ausbruch beendet ist, rate ich ihm zur

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