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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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würde ich einem empfindlichen Gesäß Malabar empfehlen.
    Ich finde Jacquet und Momo beim Säubern der Boxen, und als ich gerade Malabar satteln will, bemerke ich, Momo hat Bel Amour
     wieder doppelt soviel Stroh vorgelegt wie den beiden anderen Pferden. Nicht, daß diese geschädigt wären: Nur hat Bel Amour
     zuviel bekommen. Ich brülle Momo an, lasse ihn die Hälfte der Streu wieder herausziehen und beschäme ihn wegen seiner Vorzugswirtschaft,
     die zugleich Vergeudung ist. Ich verspreche ihm, ihn in den Hintern zu treten, wenn ich ihn nochmals dabei erwische.
    Diese Drohung ist reine Routinesache. Der Onkel hat sie mir vermacht, und ich habe sie sowenig wie er jemals in die Tat umgesetzt.
     Man könnte meinen, bis zu diesem Grade theoretisch geworden, müßte sie alle Wirksamkeit eingebüßt haben. Doch |253| nein, als maximaler Ausdruck elterlicher Unzufriedenheit bringt sie bei Momo noch immer einige Wirkung hervor. Denn Momo,
     obgleich ein paar Jahre älter als ich, ist der Auffassung, daß ich mit dem Besitz des Onkels auch die väterliche Gewalt geerbt
     hätte, die der Onkel über ihn ausübte.
    Während ich ihn ausschelte, gehe ich durch die Boxen, um wie jeden Morgen das Funktionieren der automatischen Tränkanlage
     zu überprüfen. Noch ein Glück, daß in Malevil die Wasserversorgung auf dem Eigendruck beruht und wir nicht von einer Pumpe
     abhängig waren, die uns nach dem Stromausfall am Tag X nichts mehr genützt hätte.
    Als ich zu Amarante in die Box trete, begegnet sie mir mit ihrer gewohnten Neckerei, schubst mich mit ihrem Kopf in den Rücken,
     legt mir ihre feuchten Nüstern in den Nacken und beknabbert mir den Ärmel. Gleichzeitig hat sie aus dem Augenwinkel ein Huhn
     erspäht, das sich durch die offene Pforte in ihre Box verirrt hat. Glücklicherweise habe ich dieses Huhn als erster erblickt,
     und noch bevor Amarante es mit einem Hufschlag töten kann, überrasche ich die Stute mit einem tüchtigen Klaps auf die Kruppe
     und scheuche das arme gefiederte Blödvieh mit dem Fuß zum Ausgang.
    Ich werfe einen Blick auf Fulberts großen grauen Esel, vielmehr auf seinen Wassereimer, denn das Tier logiert in der einzigen
     Box, in der keine Tränke vorhanden ist. Dann nehme ich ein paar Gerstenkörner in die Hand, genauer gesagt: Weil ich den großen
     dicken Schnabel fürchte, lege ich sie in die Höhlung meines alten Handschuhs; und sogleich – wie kann er wissen, daß das der
     Moment ist? wo hat er sich bis jetzt verborgen gehalten? – flattert mir, wer weiß, woher, unser Rabe vor die Füße. In seiner
     Lieblingshaltung, als alter buckliger Geizhals mit den Händen auf dem Rücken, läuft er einmal vorsichtig im Kreis um mich,
     fliegt dann erst auf, setzt sich auf meine linke Schulter und beginnt auf meiner Handfläche herumzupicken, wobei er keinen
     Moment aufhört, mich mit seinem munteren Auge von der Seite her zu mustern. Sobald seine Mahlzeit beendet ist, wird er meine
     Schulter nicht so leicht verlassen, auch nicht, wenn ich Malabar satteln gehe. Malabar, sage ich, und nicht Amarante, denn
     in die Box der Stute ist Krah nie mitgekommen. Und darüber staune ich: Woher weiß er, daß Amarante, so sanft zu den Menschen,
     für das Federvieh gefährlich ist?
    |254| Während ich Malabar die Kandare anlege (Krah geht auf seinem breiten Rücken spazieren), trifft die Menou ein, um die Noiraude
     zu melken. Sie fängt mit mir zu reden an und beklagt sich, daß sie keine Hilfe hat. Ich gebe ihr zu bedenken, Falvine und
     Miette, die im großen Saal das Geschirr vom Vortag spülen und abtrocknen, könnten nicht zur gleichen Zeit im Stall die Kuh
     melken, und für die Kuh sei es ohnehin besser, wenn das immer die gleiche Hand besorgt. Dieser Bemerkung folgt erst ein Schweigen,
     dann eine lange gebrummelte Aneinanderreihung von Schmähreden, aus denen ich die Worte »Schwäche«, »hübsches Weibstück« und
     »Pobacken« heraushöre, so daß ich mir den allgemeinen Sinn zusammenreimen kann.
    Ich bleibe still, und die Menou geht nun mit lauter Stimme zu anderen Beschwerden über. Daß die Falvine sich vor mir aufspielt
     wie eine, die kaum ihr Essen hinunterkriegt, daß sie sich aber insgeheim den Wanst vollhaut. (Ich frage mich nur, wie, denn
     die Menou hat alle Schlüssel.) Und wenn sie sich zu all ihrem Fett, das sie schon hat, noch weiter so vollstopft, wird sie
     es nicht mehr lange machen. Daraufhin eine Zwischenbemerkung, daß uns bald die Seife und der Zucker ausgehen und

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