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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Man kann nicht behaupten, die Leute von La Roque wären dir flugs zu Hilfe geeilt, als dich
     meine drei Jungs am Kragen hatten.«
    Ich schweige, um ihn die bittere Pille schlucken zu lassen, und er schluckt sie schweigend, zugleich mit meinem verschleierten
     Ultimatum, hinunter.
    »Na, ich laß dich jetzt gehen und erwarte, daß du Fulbert die Lage erklärst.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagt Armand, der versucht, die Fetzen seiner Eigenliebe, so gut er kann, wieder an sich
     zu raffen.

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    Der Abgang Armands wirkte wie ein Signal. Man sah wieder Köpfe an den Fenstern. Und einen Moment später liefen alle Einwohner
     auf der Hauptstraße zusammen. Das eben verschlungene Stück Brot mit Butter hatte ihnen einerseits eine gewisse Spannkraft
     wiedergegeben, andererseits hatte die hinter den Fensterscheiben beobachtete Niederlage Armands ihre Moral gehoben, ihr Verhalten
     geändert. Deshalb war die Furcht noch nicht verschwunden, ich stellte es an den verstohlenen Blicken fest, die man auf Fabrelâtre
     warf, und daran, daß kein Wort über den Streit fiel und kein Mensch es wagte, Colin zur Hand zu gehen oder auch nur an den
     Wagen heranzutreten. Aber alle redeten freier, bewegten sich lebhafter. Und in den Blicken war eine verhaltene Erregung zu
     spüren.
    Ich stieg die zwei Stufen zu Lanouailles Laden hinauf, klatschte in die Hände und erklärte mit lauter Stimme: »Ich habe vor,
     die beiden Stuten, ehe ich sie wegbringe, ein paar Dressurkunststücke auf dem Vorplatz des Schlosses ausführen zu lassen,
     um sie zu lockern. Da sie schon sehr lange nicht mehr geritten worden sind, sehe ich voraus, daß es wirklich sportlich zugehen
     wird. Wenn euch das interessiert, kann ich Fulbert bitten, daß er euch erlaubt dabeizusein. Wollt ihr?«
    Alle Hände gehen hoch, in einem Freudenausbruch, der mich überrascht.
    Obwohl meine Zeit begrenzt ist, halte ich mich noch auf, um diesen Überschwang zu beobachten, den ich im Grunde beklagenswert
     finde. So leer ist also das Leben der Menschen in La Roque und so traurig, daß sie die Aussicht, einen Herrn auf einem Pferd
     zu sehen, in einen solchen Zustand versetzt! In meiner linken Hand spüre ich ein warmes Händchen. Es ist Evelyne. Ich bücke
     mich.
    »Geh und hol Catie vom Wagen, und sag ihr, daß ich sie bei ihrem Onkel erwarte. Es ist dringend.«
    Ich warte, bis Fabrelâtre mir den Rücken zukehrt, und gehe |310| auf das Haus des Schusters zu. Wenige Sekunden später kommt Marcel mir nach. Auch er ist heiterer.
    »Du kannst sicher sein, daß du den Leuten von La Roque mit deiner Nummer Vergnügen bereiten wirst, Emmanuel! Was uns hier
     fertigmacht, ist nicht so sehr die Ungerechtigkeit. Es ist die Langeweile. Man hat nichts zu tun. Ich arbeite ja noch ein
     wenig in meinem Handwerk. Solange ich noch Leder habe. Aber die übrigen? Pimont, Lanouaille, Fabrelâtre? Und die Landwirte,
     die vor Oktober nicht säen können? Und kein Radio, kein Fernsehen, nicht mal einen Plattenspieler. Zu Anfang gingen die Leute
     in die Kirche, bloß um beisammen zu sein und damit einer zu ihnen spricht. In den ersten Tagen hat Fulbert das Fernsehen ersetzt.
     Leider hast du bald genug von dem, was der Pfarrer erzählt, es ist immer der gleiche Schwindel. Du wirst es nicht glauben,
     aber wir alle gehen freiwillig jeden Tag ins Schloß, den Pferdemist wegzuschaffen. Den Mist wegzuschaffen ist sogar eine Belohnung
     geworden! Fulberts Tyrannei wäre viel erträglicher, wenn er uns bloß ein wenig beschäftigt hielte. Ich weiß ja nicht, womit.
     Zum Beispiel den Ort unten zu enttrümmern, die Steine zu Haufen zu schichten, die Nägel herauszuziehen. Und das alles gemeinsam
     zu tun, weißt du, in Arbeitsgruppen. Denn das Verhängnisvolle ist, daß es hier keinerlei Gemeinschaftsleben gibt. Nichts.
     Jeder für sich zu Hause. Wir warten auf die gebratenen Tauben! Wenn das so weitergeht, sind wir bald keine Menschen mehr.«
    Mir bleibt keine Zeit zu antworten. Wie ein Windstoß kommt Catie hinter Evelyne, die sich gleich an meine Beine schmiegt,
     herein.
    »Catie«, sage ich, »ich habe nur noch wenig Zeit übrig. Und will sie nicht mit Reden verlieren. Wärst du bereit, mit Evelyne
     bei uns in Malevil zu wohnen? Dein Onkel ist einverstanden.«
    Sie errötet, und ein begehrlicher Ausdruck tritt in ihr Gesicht. Doch sie fängt sich gleich wieder.
    »Ach, ich weiß nicht«, sagt sie, schlägt die Augen nieder und gibt sich verlegen.
    »Es scheint dich

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