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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Außerdem ist seine Nachbarschaft nicht mehr störend. Jetzt, da Miette ihn
     wäscht, beleidigt er nicht mehr den Geruchssinn. Abgesehen von dem Umstand, daß er ungeheure Happen in den Mund steckt und
     dann mit seinen Fingern nachschiebt, ist er recht annehmbar. Catie greift da übrigens mit Energie ein. Sie bemächtigt sich
     seines Tellers, schneidet seinen Schinken in kleine Stücke, zerkleinert auch seine Brotportion und stellt das Ganze wieder
     vor ihn hin. Er läßt es sich geschmeichelt gefallen. Wenn sie fertig ist, streckt er seinen langen Affenarm aus, gibt ihr
     ein paar Klapse auf die Schulter und sagt: Ersgen, Ersgen (Herzchen, Herzchen). Kein einziges Mal fährt die Menou bei diesem
     Spiel dazwischen.
    Gerade die Menou war es, vor deren Reaktion ich mich gefürchtet hatte, als ich Evelyne und Catie nach Malevil mitbrachte.
     Sie war sehr gemäßigt. »Mein armer Emmanuel«, sagte sie zu mir, »nun bringst du uns ja noch zwei Pißnelken und zwei Stuten
     ins Haus.« Anders ausgedrückt, unnütze Esser. Aber jetzt, da das Korn in den Rhunes aufgegangen ist, fürchtet sich die Menou
     schon weniger vor dem Hunger. Und vor allem: Eine Hochzeit in Malevil ist der Himmel für sie. Schon immer hat sie Hochzeiten
     geliebt. Fand in Malejac eine statt, und sei es bei Leuten, die sie kaum kannte, ließ sie in den Sept Fayards alles stehen
     und liegen und radelte eiligst zur Kirche. Diese alte Idiotin, sagte der Onkel, plärrt sich wieder einmal tüchtig aus. Er
     täuschte sich nicht. Die Menou blieb draußen vor der Kirche stehen, weil sie mit dem Pfarrer, der Momo die Kommunion verweigert
     hatte, zerstritten war, und sobald das Brautpaar erschien, begannen ihr die Tränen zu rinnen. Bei einer |347| so realistisch eingestellten Frau hatte mich diese Reaktion schon immer verwundert.
    Auch von Evelyne ist Momo bezaubert, doch Evelyne schenkt ihm keinerlei Aufmerksamkeit. Sie läßt mich nicht aus den Augen.
     Ich habe das Gefühl, meine rechte Gesichtshälfte beginnt unter ihren Blicken allmählich heiß zu werden. Und wenn ich meine
     Gabel weglege und meine rechte Hand auf dem Tisch liegt, schlüpft gleich eine kleine Pfote darunter.
    Nach dem Essen, als ich aufstehe und ein paar Schritte durch den Saal mache, gesellt sich Catie zu mir.
    »Ich möchte dich sprechen.«
    »Nanu, schüchtere ich dich denn nicht mehr ein?«
    »Du siehst es ja«, sagt sie lächelnd.
    Bis auf die Augen, die nicht von der gleichen tierhaften Sanftheit sind, sieht sie ihrer Schwester sehr ähnlich. Ihren auffälligen
     Flitterkram hat sie für die Hochzeit abgelegt und ein ganz einfaches marineblaues Kleid mit einem weißen Krägelchen angezogen.
     So sieht sie viel besser aus. Ihrem Gesicht kann man Triumph und Glück ablesen. Lieber würde ich nur das Glück darin sehen.
     Aber trotzdem geht von ihr eine Ausstrahlung aus, deren Wärme jeden einzelnen umfängt. Darin äußert sich, meine ich, eine
     gewisse Großmut. Oh, in nichts vergleichbar mit Miette, die die reine Großmut ist! Aber nun fällt mir ein, daß Catie bei Tisch
     den Schinken für Momo aufgeschnitten und sich mehrmals besorgt auf die Seite Evelynes gebeugt hatte, als sie hustete.
    »Findest du mich noch immer so abweisend?« frage ich, lege ihr meinen Arm um den Hals und küsse sie auf die Wange.
    »Na, na!« sagt Peyssou. »Sieh dich vor, Thomas!«
    Gelächter. Catie gibt mir meinen Kuß, halb auf den Mund, zurück und macht sich dann, hocherfreut, auch meinen Skalp an ihren
     Gürtel heften zu können, ohne Hast los. Und ich bin meinerseits recht zufrieden. Der Umstand, daß ich mit Catie niemals schlafen
     werde, wird unseren Beziehungen eine angenehme Freiheit verschaffen.
    »Erst einmal«, sagt sie, »danke für das Zimmer.«
    »Du mußt dich bei denen bedanken, die es dir überlassen haben.«
    »Das ist bereits geschehen«, sagt Catie unbefangen. »Dir, Emmanuel, Dank für die Vermittlung. Dank dafür vor allem, |348| daß du mich in Malevil aufnimmst. Für alles eben«, fährt sie plötzlich verlegen fort.
    Ich merke, daß sie auf den kleinen Disput anspielt, von dem ihr Thomas erzählt haben muß, und ich lächle.
    »Evelyne«, sagt sie leise, »wird sicherlich heute nacht ihren Anfall bekommen. Nun hustet sie schon seit zwei Tagen.«
    »Und was muß man tun, wenn sie ihren Anfall hat?«
    »Nicht viel. Du sitzt eben bei ihr, machst ihr Mut, und wenn du Kölnischwasser hast, tust du ihr etwas auf die Stirn und auf
     die Brust.«
    Mir fällt dieses »du«

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