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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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wichtiger erschiene. »Der Armand, der erreicht dir auch noch das Schloß und erzählt im Beisein von Josepha und Gazel
     den ganzen Quatsch dem Fulbert. Und Josepha, die sagt in ihrem Kauderwelsch zu ihm: Aber Herr Armand, Sie haben ja ein Messer
     im Rücken! Er will es nicht glauben. Er fühlt mit der Hand danach, und schon fällt er auf die Nase! Ohnmächtig. Josepha hat
     es uns erzählt.«
    »Und dann?« frage ich ungeduldig.
    »Das ist alles«, sagt der alte Pougès und faßt sein volles Glas ins Auge.
    »Wieso ist das alles? Seid ihr so in La Roque? Man tötet euch mitten am Tag und vor aller Augen einen Mann bei sich zu Hause,
     ihr kennt den Mörder, und kein Mensch sagt etwas? Nicht einmal Marcel? Nicht einmal Judith?«
    »Ach die!« sagt Pougès wegwerfend. »Die haben bloß das Dorf zusammengerufen und über so ’n Ding abstimmen lassen. Angeblich,
     daß der Armand wegen Totschlags verurteilt und bestraft werden soll.«
    »Und das ist nichts?« frage ich empört. »Du findest, das ist |396| nichts? – Und du«, füge ich in meinem Zorn hinzu, »du hast dich bei der Abstimmung natürlich der Stimme enthalten.«
    Der alte Pougès zieht an seinem Schnurrbart und sieht mich vorwurfsvoll an.
    »In deinem Interesse, Emmanuel. Wenn ich meine Radpartien fortsetzen möchte, darf ich nicht allzuoft für Marcel Partei ergreifen«,
     sagt er mit einem Augenzwinkern.
    »Und was hat Fulbert zu diesem Abstimmungsbeschluß gesagt?«
    »Er hat nein gesagt. Durch das Guckfenster im Tor hat er uns gesagt, daß es ein Fall von Notwehr war, und ein Urteil wäre
     nicht angebracht. Die Kerls haben ihn ein wenig ausgebuht. Und seither hat der Fulbert ein bißchen Schiß, vor allem weil Armand
     zu Bett liegt. Nun läßt er uns die Rationen durch das Guckfenster herausgeben und verläßt das Schloß nicht mehr. Er wartet
     ab, daß es sich legt. Auf dein Wohl, Emmanuel.«
    Diese letzten Worte hören sich wie eine Höflichkeit an und sind ganz das Gegenteil davon. Sie wollen sagen, daß er jetzt trinke
     und daß man ihn in Frieden lassen möge, denn er habe ohnehin schon genug bezahlt.
    Das Schweigen ist endgültig. Auch wir reden nicht miteinander. Doch wir bedürfen keiner Worte. Wir wissen, daß wir uns alle
     einig sind und daß wir einen vorsätzlichen Totschlag nicht ungesühnt lassen werden. Es ist an der Zeit, in den Angelegenheiten
     von La Roque wieder Ordnung herzustellen.

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    |397| Anmerkung von Thomas
    Diese Expedition nach La Roque hat stattgefunden, doch viel später als vorgesehen und nicht ohne daß wir uns selbst einer
     tödlichen Gefahr ausgesetzt hätten. Deshalb erlaube ich mir, Emmanuels Bericht durch Bemerkungen zu unterbrechen, die später,
     wenn die Dinge wieder in Bewegung kommen, nicht am Platze wären.
    1. Ich muß sagen, ich bin tief davon betroffen, wie verleumderisch Emmanuel auf diesen Seiten Catie darstellt. Gerade von
     seiten Emmanuels kann ich ein solches Vorurteil nicht verstehen. In der Beichtszene, in der er ihr ihre »Koketterie« vorwirft,
     geht er so weit, zu schreiben: »Wie stolz sie ist auf ihr bißchen Geschlecht!«
    Ich stelle die Frage: Warum sollte sie es nicht sein? Man erlaube mir, wenigstens mit verhüllenden Worten zu erklären: Eine
     Catie wiegt auf diesem Gebiet für sich allein ein Dutzend Mietten auf.
    Wenn Emmanuel von der »Koketterie« Caties redet, ist überdies seine Psychologie auf Abwegen. Die Sache ist viel ernsthafter.
     Catie ist nicht kokett. Sie kann keinen Mann, der ihr gefällt, sehen, ohne den Wunsch, sich ihm hinzugeben. Im Grunde würde
     sie, was ihre Schwester aus Pflichtgefühl tut, gern aus Vergnügen tun.
    Über diesen Gegenstand, wie über jeden andern, ist Catie vollkommen freimütig. Am Vorabend unserer Hochzeit sagte sie zu mir:
     Dir treu zu sein ist das einzige, was ich dir nicht versprechen kann.
    Ich bin also gewarnt, und da ich es bin, wäre es absurd von mir, eifersüchtig zu sein. Um so mehr, als ich mir, indem ich
     Catie heiratete, ein außergewöhnliches Vorrecht verschafft habe. Als Emmanuel, mit Miette auf der Kruppe des Pferdes, aus
     dem Etang zurückkehrte, hätte auch er sofort erklären können: Miette gehört mir. Und Miette hätte sich nichts Besseres gewünscht.
     Statt dessen hat er von Miette Abstand genommen, |398| und Miette hat verstanden, was er von ihr erwartete. Die erste großmütige Geste ist nicht Miette zuzuschreiben, sondern rundweg
     Emmanuel.
    Darin hat er sich gescheit und stark gezeigt. Ich habe

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