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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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geworden, an solchen Kunden!«
    Der alte Pougès stellt sein Glas zurück, richtet sich auf und wischt sich mit der Linken den Schnurrbart ab.
    »Emmanuel«, sagt er würdevoll, »ich möchte dir keinen Vorwurf machen, aber du solltest deine Bedienstete daran hindern, mir
     unter deinem Dach respektlos zu kommen.«
    »Seht euch das an, jetzt braucht er auch noch Respekt«, sagt die Menou.
    Bleich vor Zorn, daß man sie Bedienstete nennt, wirft sie die Brotschnitte einfach auf den Tisch, kreuzt die mageren Arme
     über der Brust und mustert Pougès mit funkelnden Augen. Dieser aber kostet sein zweites Glas Wein zugleich mit seiner kleinen
     Gemeinheit aus und findet sich nach zwei Seiten hin gerächt.
    »Menou ist nicht meine Bedienstete«, sage ich mit Nachdruck. »Sie hat Besitz. Sie wohnt bei mir, weil sie meinem Haushalt
     vorsteht. Aber ich entlohne sie nicht. Natürlich rede ich von der Zeit vor der Bombe.«
    »Sie ist gewissermaßen die Wirtschafterin vom Herrn Pfarrer«, sagt Colin.
    |394| Und alle, die Menou ausgenommen, beginnen zu lachen, was die Atmosphäre entspannt.
    Ich nutze das aus, um aufzustehen und der Menou ins Ohr zu flüstern: »Wenn du so weitermachst, jage ich dich vor allen Leuten
     aus der Küche.« Sie antwortet nicht. Funkelnden Auges und mit zusammengepreßten Lippen atmet sie heftig, ihre Nasenflügel
     beben. Auf eine Art macht es mir auch Freude, sie nach dem, was geschehen ist, so wiederzufinden.
    Ich setze mich wieder. Der alte Pougès ist gerade dabei, seinen Happen zu essen und sein drittes Glas zu leeren. Und das braucht
     eine unendliche Zeit. Er trinkt rasch, aber er kaut langsam.
    Auch nach dem dritten Glas bleibt er dabei, an seinem Schnurrbart zu ziehen und stumm auf die Flasche zu stieren. Ich schenke
     ihm das Glas wieder voll und verkorke sie mit einem harten Knall. Er sieht, was ich mache, und schaut dann auf sein volles
     Glas, rührt es aber nicht an. Noch nicht. Das letzte Glas trinkt er stets schweigend. Jetzt also muß er sprechen. Da er übermäßig
     zögert, werfe ich ihm einen Köder hin.
    »Armand ist nun also krank?«
    Der alte Pougès schüttelt den Kopf.
    »Der ist nicht krank«, sagt er mit der Verachtung des Wissenden für den Uneingeweihten; nach seinem Widerwillen zu urteilen,
     kann ich erkennen, daß es ihm recht schwerfällt, uns etwas zukommen zu lassen, seien es auch bloß Nachrichten.
    »Was denn nun?« herrsche ich ihn an, um ihn doch noch an seinen Teil des Vertrags zu erinnern.
    »Schön war es nicht, was da drüben passiert ist.« Er macht eine Pause. »Es ist Blut geflossen«, fügt er hinzu und sieht uns
     kopfnickend an. »Pimont hat den Armand erwischt, wie er versucht hat, sich über die Agnès herzumachen.«
    »Mit Gewalt?« fragt Colin erbleichend.
    »Mit Gewalt oder auch nicht«, sagt der alte Pougès mit aufreizender Bosheit. »Die Agnès sagt: mit Gewalt. Ich weiß ja nichts
     davon, du kennst sie besser als ich, mein Junge, du mußt es wissen.«
    »Und weiter?« frage ich aufgebracht.
    »Na ja, dem Pimont spielt der Zorn gleich einen Streich. Der greift sich dir ein kleines Küchenmesser und jagt es ihm in den
     Rücken. Aber den Armand hat das kaltgelassen. Er hat sich |395| umgedreht und gesagt: Dich werd ich lehren, du Lump, mir mit der Faust in den Rücken zu schlagen. Und zerballert ihm mit seiner
     Donnerbüchse die Rübe, so daß der arme Pimont sozusagen kein Gesicht mehr hatte. Wir liefen alle zusammen, und da steht Armand
     bei Pimont auf der Schwelle, ganz weiß, aber gerade wie eine Eins, und erzählt uns seine Geschichte. Und jetzt verdrückt euch,
     sagt er, oder ich schieße euch über den Haufen. Und schon bringt er seine Donnerbüchse in Anschlag und geht rückwärts bis
     zum Schloßtor. Erst als er sich umgedreht hatte, um das Schloßtor aufzumachen, haben wir das Messer bemerkt, das ihm im Rücken
     steckte. Und es war gut sichtbar, denn Armand hatte seine schwarze Jacke an und der Messergriff war rot. Und trotzdem geht
     er immer weiter, der Armand, mit seinem Messer im Rücken!«
    »Und Agnès?« fragt Colin.
    »Wie eine Verrückte, kannst du mir glauben«, fährt der alte Pougès völlig gefühllos fort. »Ihr Alter ganz zu Bruch, ein großes
     Loch in der Visage, und auf dem Fußboden eine Blutlache, daß du meinen konntest, man hätte einen Ochsen geschlachtet. Ein
     Glück, daß Judith sie und das Baby bei sich aufgenommen hat. Aber warte nur, warte«, fährt er fort, wie wenn ihm das Kommende
     viel

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