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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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überlegt, was ich machen soll, wenn ich herkomme. Und dann bin ich eben im Uhrenturm gelandet. Nach dem ersten Schock hab ich versucht, mich ein bisschen zurechtzufinden, aber das Problem war, dass niemand wusste, wo die Typen von Havoc sich verstecken. Also hab ich die Sache selbst in die Hand genommen und bin ziemlich bald nach oben in die Menagerie und hab mir das schwarze Ticket besorgt. Dann hab ich angefangen, mich für die Maschinen zu interessieren und rauszufinden, wie die Zischler funktionieren und so. Ich hab auch daran gedacht, zu Skarla zu gehen, aber mir war klar, dass ich nicht alleine in die Oubliette runtergehen würde. Ich hatte ja alles darüber gelesen und wusste, wie es hier unten aussieht. Ich hab einfach gehofft, dass früher oder später irgendwer kommt, der was über Havoc weiß. Und als du dann aufgetaucht bis t … keine Ahnung. Ich hab mir gedacht, hey, warum gehst du nicht mit ihm mit? Du kannst ja nicht für immer in den Gängen bleiben und diese Pampe fressen.
    Tja, und jetzt sitze ich halb verdurstet bis zur Brust in diesem stinkenden Schleim hier und erzähl ’nem Typ meine Lebensgeschichte, der denkt, dass er gegen Tall Jake gewinnen kann.
    Ist doch irgendwie echt zum Lachen, oder?«
    3
    Nachdem Justin fertig war, sagte Seth erst einmal eine ganze Weile nichts. Gegen das glatte Metall der Röhre gelehnt und bis zur Hüfte in der widerlichen Schlammbrühe hockend, starrte er blind in die Dunkelheit.
    »Hey, bist du noch da?«, fragte Justin irgendwann.
    »Nein. Während du geredet hast, hab ich es geschafft, hier rauszuklettern.«
    »Ha, ha. Und ich dachte schon, ich hab dich mit meiner Geschichte vielleich t … na ja, zu Tode gelangweilt oder so.«
    »Ich hab nachgedacht.«
    »Worüber?«
    »Wieso du ausgerechnet mit mir mitgekommen bist.«
    Justin schwieg lange.
    »Bis jetzt hab ich eigentlich immer bloß Leute gekannt, bei denen ich mir sicher war, dass sie mich stehen lassen würden, wenn es mal hart auf hart kommt«, sagte er dann leise. »Wie die Typen, die abgehauen sind, als ich damals die Karre zu Schrott gefahren hab. Du bist anders. Frag mich nicht, woher ich das weiß, ich weiß es einfach. Die anderen im Uhrentur m … na j a … die waren alle, keine Ahnun g …« Er dachte kurz nach und stieß dann hervor: »Von den ganzen Leuten, die ich hier getroffen hab, bist du einfach der Erste, der wirklich in Ordnung is t – abgesehen von Tatyana natürlich, die hab ich nämlich echt gemocht. Aber Tatyana wollte raus und ich wollte bleiben. So, jetzt weißt du’s. Bist du jetzt zufrieden?«
    »Und deswegen bist du mit mir in die Menagerie raufgegangen und hast mir geholfen, als der Zeithüter auf mich los ist?«
    Justin schwieg einen Moment. »Denk jetzt bloß nicht, dass ich schwul bin, ja?«
    Seth musste lachen. »Wir sitzen hier eine halbe Meile unter der Erde ohne Licht in einer Sickergrube fest und so, wie’s aussieht, werden wir hier verrecken. Von mir aus könntest du auch ein transsexueller Vampir sein, Hauptsache, du redest mit mir.«
    Justin kicherte und plötzlich brachen beide in wieherndes Lachen aus. Sie lachten, bis ihnen schwindelig wurde und ihnen der Hals wehtat. Irgendwann wurde aus dem Lachen ein leises Glucksen und dann erstarb es ganz. Seth hörte, wie Justin sich im Schlick bewegte, und spürte kurz darauf eine Hand, die seinen Arm entlangtastete, bis sie seine Schulter gefunden hatte.
    »Weißt du was?«, sagte Justin heiser und drückte seine Schulter. »Du bist ’n echter Kumpel.«
    Seths Augen brannten, aber es war lange her, dass er das letzte Mal geweint hatte. Er hatte vergessen, wie es ging. »Ich wünscht e …«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich wünschte blo ß … Verdammt, das ging alles viel zu schnell. Ich hätte so gern mehr entdeckt. Ich wollte doch noch in diese Stadt, die ich vom Zug aus gesehen hab. Ich wollte sehen, was hinter den Bergen liegt. Und jetzt werde ich nie mehr die Chance bekommen.«
    Justin schwieg lange.
    Plötzlich fragte er: »Sag mal, dreh ich jetzt schon völlig durch oder wird es da oben heller?«
    Seth hob den Kopf. Die Dunkelheit schien tatsächlich nicht mehr ganz so vollkommen zu sein, und auf einmal konnten sie sogar den Rand der Grube erkennen. Im ersten Moment glaubten sie noch an eine Sinnestäuschung, aber es wurde immer heller und schließlich sahen sie einen zitternden Lichtkegel über die Wände huschen. Gebannt starrten sie hinauf, bis ihnen die Augen tränten und sie

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