Mallorca - hin und nicht zurueck
angekommen war, mehr als deutlich wahrgenommen. Die Schmetterlinge ließen grüßen.
Doch noch während ich mir eine unverfängliche Antwort überlegte, vernahm ich Bertrams Ghettoblaster aus der Ferne und schon trabten die älteren Herren wieder an. Lauthals singend, wie wir sie kannten und liebten.
»Nein, das glaubst du erst, wenn du es mit eigenen Augen gesehen hast«, rief Sophie in den höchsten Tönen.
Während ich mich ihrem Tisch näherte, wurde ihre Stimme bereits von Gesang übertönt.
»… was weißt denn du von Liebe, von Liebe weißt du nichts. Dich haben deine Gefühle, mal wieder ausgetrickst …«
Super, zumindest traf der Text des Liedes, was mich betraf, den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf.
Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen. Erwin, Oswald, Peter und wie sie alle hießen, stampften und hüpften an der Terrasse vorbei.
»… Alle Mädels alle Jungs sagen Go! Deines Lebens wirst du nicht mehr froh! …«
Und endlich begriff auch ich, worüber Sophie sich so sehr freute und mir fiel die Kinnlade herunter. Das glaubte ich einfach nicht! In einer kurzen Shorts und einem rot grün geringelten T-Shirt ging mein Schwiegervater gerade zackig in die Knie und richtete sich wieder auf. Lachend und als hätte er nie in seinem Leben mehr Spaß gehabt, winkte er mir gut gelaunt zu und stimmte begeistert in den Chor mit ein:
»Lass die Finger von E-manuela, lass die Finger von E-manuela …«
Vollkommen verwirrt winkte ich zurück. Mir fehlten die Worte.
Hinter Bertram zog die Parade weiter und mein Schwiegervater Friedrich schwang seine Faust wie eine Keule in die Luft.
»Alle Mädels alle Jungs sagen Go! Deines Lebens wirst du nicht mehr froh! …«
Es dauerte nicht lange, da konnten wir uns wieder unterhalten.
»Lisa, ist das nicht wunderschön?«, rief Sophie glücklich. »Friedrich ist für mich in ein Flugzeug gestiegen! Nach all den Jahren! Und es gefällt ihm hier sogar.«
»Ja«, bestätigte ich trocken, »das scheint mir auch so.«
»Er denkt sogar darüber nach, ob wir nicht öfter mal Ferien machen.«
Sophie schwebte auf Wolke sieben.
Da wäre ich jetzt auch gerne.
Die Jungs verschwanden gerade mitsamt Emanuela weiter hinten im Park, als Tom auf unseren Tisch zukam.
Immer schön lächeln, Lisa. Er ist dein bester Freund, da strahlt man übers ganze Gesicht. Und so strahlte ich.
Lores Aufmerksamkeit war sofort geweckt.
»Welch eine Wohltat fürs Auge«, lispelte sie und musterte Tom eingehend. »Es ist doch immer wieder ein Genuss, ihn zu sehen. Sehr interessanter Mann, wenn du mich fragst«, teilte sie mir bedeutungsvoll mit. »Also wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre …«
Ich hatte sie aber nicht gefragt!
Mit einem unguten Gefühl sah ich in Sophies Richtung. Diese jedoch sprang auf und lief mit ausgebreiteten Armen auf Tom zu. Nach einer liebevollen Begrüßung, als käme der verlorene Sohn nach Hause, hakte sich Sophie bei Tom ein und brachte ihn mit an den Tisch.
»Hallo, schöner Mann, was macht die Hütte?«
Lore hielt ihm huldvoll die Wange zum Kuss entgegen.
»Alles so weit im Lot«, antwortete Tom und umarmte Lore.
»Dann kann Lisa ja endlich uns Grufties entfliehen«, lispelte diese voller Zufriedenheit und zwinkerte Tom verschwörerisch zu.
Drohend blickte ich in Lores Richtung.
Die hingegen tat so, als würde sie es nicht bemerken.
Na, das hätte ich mir doch denken können! Die Gräfin hatte Recht gehabt, Lore war und blieb eine alte Kupplerin. Aber nicht mit mir!
Weiter starrte ich sie an, als könne ich sie damit irgendwie dazu bewegen, diesen Satz zurück zu nehmen. Tausende von Büchern waren über Gedankenübertragung geschrieben worden, was eindeutig dafür sprach, dass es so etwas gab. Meine Message musste also bei ihr ankommen, das ging gar nicht anders!
Lore jedoch reagierte nicht. Und ich wurde den Verdacht nicht los, dass sie es mit voller Absicht tat.
»Das ist eine gute Idee, finde ich, Lisa.« Sophie war begeistert. »Du hast ja noch nicht viel von der Insel gesehen, da können dir ein paar Tage bei Tom nur gut tun. Fahr ruhig mit.«
Geschockt blickte ich erst zu Sophie, dann in Lores Richtung.
»Ist das ein Rausschmiss aus dem Rentnerparadies?«, fragte ich überrumpelt.
»Du sollst ja nur ein bisschen Spaß haben«, lispelte Lore und zog geziert die Brauen in die Stirn. »Immer nur bei den Alten abhängen, das ist doch nichts für so eine junge Frau.«
Ach, auf einmal. Das war ja hochinteressant!
»Keine Panik, ich habe ein
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