Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mallorca Schattengeschichten

Mallorca Schattengeschichten

Titel: Mallorca Schattengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Conrad , Elke Becker
Vom Netzwerk:
gegenüberliegenden Seite des Spielfelds.
    Stefan ging auf ihn zu, bevor ihn der Mut doch noch verließ. »Ich möchte in die Mannschaft«, erklärte er.
    Einige der Spieler hatten ihn gehört, und jemand rief: »Ja, Coach, stellen wir Speckschwarte doch ins Tor! Da kriegt keiner mehr ´nen Ball rein!«
    Stefan spürte, dass er errötete, und ihm brach der kalte Schweiß aus.
    Herr Pfeifer warf einen verärgerten Blick zu seinen Schützlingen, die sofort verstummten. »Alle Mann zehn Liegestütze, und zwar flott!«
    Die Jungs begannen murrend mit dem Training.
    Herr Pfeifer wandte sich mit nachdenklichem Gesichtsausdruck an Stefan. »Ich weiß nicht, ob das was wird, Junge. Du bist zu dick und wirst den anderen Spielern nicht hinterherkommen.«
    »Ich will aber in die Mannschaft!«, beharrte Stefan.
    »Hm.« Herr Pfeifer rieb sich das Kinn. »Dann mache ich dir einen Vorschlag. Nimm in den Sommerferien ab und bereite dich vor. Sobald du zehn Runden um den Platz schaffst, kannst du mittrainieren. Später sehen wir weiter.«
    Enttäuscht starrte Stefan auf seine Schuhe.
    Herr Pfeifer legte ihm die Hand auf die Schulter und lächelte. »Mal sehen. Gut ... lauf schon mal eine Runde, damit ich sehe, wie fit du bist.«
    Stefan nickte begeistert und begann seine Runde. Nach nur zwanzig Metern ging ihm die Luft aus. Seine Lungen brannten. So schwer hatte er es sich nicht vorgestellt. Fast hätte er sich hingesetzt, um auszuruhen. Ohne sich nochmals zum Trainer umzudrehen, verließ er mit hängenden Schultern den Platz. Auf dem Heimweg rannen ihm Tränen über die Wangen, die er energisch fortwischte. Er würde es schaffen. Ganz bestimmt. Er musste einfach.
     
    Zu Hause angekommen stand das Abendessen auf dem Tisch. Ein Blick darauf genügte, um zu erkennen, dass er nichts davon essen könnte. Er ging in die Küche, holte sich ein Glas Wasser und setzte sich mit entschlossenem Gesichtsausdruck an den Tisch. Seine Mutter schnitt den Braten in Scheiben und wollte Stefan eine große Portion auf den Teller legen.
    Schnell hielt er seine Hand darüber. »Ich werde das nicht essen! Ich will abnehmen und Fußball spielen. Und ich will, dass sich keiner mehr über mich lustig macht.«
    »Du isst, was auf den Tisch kommt!«, schimpfte seine Mutter. »Schließlich stand ich dafür stundenlang in der Küche!« Sie sah zu ihrem Mann. »Was hat der Junge nur für Flausen im Kopf?«
    Stefans Vater lud sich seinen Teller voll. »Er wird schon essen, wenn ihm der Magen knurrt.«
    Mit vor der Brust verschränkten Armen blieb Stefan am Tisch sitzen und sah seinen Eltern beim Essen zu. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Besser, er stünde auf. Den Ärger nähme er auf sich. Aber hier vor dem Braten zu sitzen und die Gerüche ertragen zu müssen, das war zu viel für ihn. Mit einem Ruck schob er den Stuhl zurück, und stürmte so schnell er konnte in sein Zimmer. Sein Vater rief ihm hinterher, dass er später nichts mehr zu essen bekäme. Doch das war ihm egal, schließlich wollte er eh nichts davon haben.
    Auch am darauffolgenden Morgen ließ er die Eier und den Speck unberührt. Dafür schlachtete er sein Sparschwein und kaufte sich auf dem Weg zur Schule bei Herrn Verdura ein Netz mit Äpfeln und einige Bananen. Der letzte Schultag vor den Ferien wäre der Letzte, an dem er sich dem Spott seiner Mitschüler aussetzen müsste. Nach den Sommerferien würde keiner mehr über ihn lachen.
     
    Unter den verständnislosen Blicken seiner Mutter packte er sein Obst aus und ließ den Käse-Nudel-Auflauf stehen. Noch am selben Abend begann er mit dem Training. Nach dreihundert Metern klappte er neben dem Haus des Mädchens schwitzend am Straßenrand zusammen. Seine Lungen explodierten, und er hechelte wie ein Hund. Der Schweiß lief in Strömen, brannte in seinen Augen und durchtränkte sein T-Shirt.
    Täglich kaufte er sich Obst, nahm die Nörgelei seiner Mutter am Esstisch hin, und aß nur vom Hühnchen etwas, wobei er die knusprige Haut beiseiteschob.
    Nach vier Wochen hatte er zehn Kilo abgenommen, und konnte fünfhundert Meter joggen, ohne dass ihm die Lungen aus dem Hals hingen. Das Laufen half ihm auch, die Wut auf seine Eltern loszuwerden.
    Jeden Tag gab es Streit am Esstisch, weil er sich stur weigerte, das fettige Zeug zu essen, und bettelte, seine Mutter möge endlich gesünder kochen. Sein Taschengeld war aufgebraucht, und er hatte keine Ahnung, wie er weiterhin das Obst bezahlen sollte. Ihm musste etwas einfallen. Konzentriert drehte

Weitere Kostenlose Bücher