Malloreon 2 - König der Murgos
Idioten in Vordue nicht, das steht fest. Aber ich wußte gleich, als ich ihn sah, wer er war.«
»Oh?«
»Ja. Der Mann war ein Rivaner, also kann nur König Belgarion dahintergesteckt haben. Er hatte die Vorduer ohnehin schon immer gehaßt, deshalb hat er sich diesen Plan ausgedacht, ihre Macht in Nordtolnedra zu brechen.« Er lächelte düster. »Aber er hat bekommen, was er verdiente. Sie zwangen ihn, die Prinzessin Ce'Nedra zu heiraten, und sie macht ihm das Leben zur Hölle!«
»Wie konntet Ihr erkennen, daß dieser Agent Rivaner war?« fragte Silk neugierig.
»Das war einfach, Radek. Diese Rivaner leben seit viertausend Jahren abgeschieden auf ihrer Insel. Und durch diese Inzucht kommt es zu allen möglichen körperlichen und geistigen Gebrechen.«
»Er war mißgestaltet?«
Der Beamte schüttelte den Kopf. »Es waren seine Augen – sie hatten keinerlei Farbe – sie waren völlig weiß!« Er schüttelte sich. »Es war schauerlich!« Er schlug die Decke enger um sich. »Tut mir leid, Radek, aber mich friert hier draußen. Ihr und Eure Freunde könnt weiterreiten.« Mit diesen Worten eilte er zurück ins Haus, in die Wärme seines Herdfeuers.
»Ist das nicht interessant?« fragte Silk, als sie wieder unterwegs waren.
Belgarath runzelte die Stirn. »Wer ist dieser geschäftige Mann mit den weißen Augen, und für wen arbeitet er?«
»Für Urvon?« meinte Durnik. »Vielleicht hat Urvon Harakan im Norden eingesetzt und Naradas hier im Süden – damit beide versuchen, soviel Unruhe zu stiften wie nur möglich.«
»Vielleicht, vielleicht aber auch nicht«, brummte Belgarath.
»Mein teurer Fürst Kheldar.« Ce'Nedra schob die Kapuze mit behandschuhten Fingern zurück. »Was war der Zweck dieser Kriecherei?«
»Eine Charakterstudie, Ce'Nedra«, antwortete er von oben herab. »Radek von Boktor war ein bombastischer, arroganter Esel – solange er reich war. Jetzt ist er arm und das genaue Gegenteil. Eben der Charakter dieses Mannes.«
»Aber es gibt keinen Radek von Boktor!«
»Natürlich gibt es ihn. Du hast ihn doch gerade selbst gesehen. Radek von Boktor lebt in der Erinnerung der Leute in diesem Teil der Welt. Er ist auf vielerlei Weise wirklicher als dieser aufgeblasene Zollbeamte.«
»Aber du bist er! Du hast ihn doch nur erfunden!«
»Allerdings, und darauf bin ich stolz. Seine Existenz, sein Hintergrund und seine ganze Lebensgeschichte sind behördlich bekannt. Er ist so wirklich wie du.«
»Das ergibt absolut keinen Sinn!« widersprach sie.
»Das kommt daher, daß du keine Drasnierin bist, Ce'Nedra.«
Einige Tage später erreichten sie Tol Honeth. Die Reichsstadt aus weißem Marmor schimmerte im eisigen Wintersonnenschein, und die Legionäre am reich verzierten Bronzetor waren so wachsam und schneidig wie immer. Als Garion mit seinen Begleitern über die marmorgepflasterte Brücke zum Tor ritt, schlug der Wachoffizier nach einem Blick auf Ce'Nedra zum Ehrengruß die Faust auf den glänzenden Harnisch. »Eure Kaiserliche Hoheit! Wir hätten Euch eine Eskorte entgegengeschickt, wenn wir von Eurer Ankunft gewußt hätten.«
»Das ist schon gut, Hauptmann«, sagte sie müde. »Aber könntet Ihr vielleicht einen Eurer Männer voraus zum Palast schicken, um dem Kaiser Bescheid zu geben, daß wir hier sind?«
»Sofort, Eure Kaiserliche Hoheit.« Wieder salutierte er und stellte sich stramm zur Seite, um den kleinen Trupp vorbeizulassen.
»Ich wünschte wirklich, daß irgendwer in Tolnedra sich irgendwann einmal daran erinnert, daß du verheiratet bist«, brummte Garion leicht verärgert.
»Was sagtest du, Liebes?« fragte Ce'Nedra.
»Geht ihnen denn nie in den Kopf, daß du jetzt die Königin von Riva bist? Jedesmal, wenn einer dich ›Eure Kaiserliche Hoheit‹ nennt, komme ich mir wie ein kleiner Gefolgsmann oder gar wie ein Lakai vor!«
»Bist du nicht etwas überempfindlich, Garion?«
Er brummelte, immer noch leicht gekränkt.
An den breiten Prunkstraßen von Tol Honeth reihten sich die mit Säulenaufgängen und Statuen prunkenden Palais der tolnedrischen Elite. Und auf den Straßen wandelten kostbar gekleidete Handelsfürsten, mit schier unbezahlbarem Geschmeide behangen. Im Vorüberreiten betrachtete Silk sie, dann blickte er auf seine eigene schäbige Kleidung. Er seufzte bitter.
»Eine weitere Charakterstudie, Radek?« fragte ihn Polgara.
»Nur zum Teil«, entgegnete er. »Radek wäre natürlich neidisch, aber ich muß zugeben, daß mir mein Staat ein wenig fehlt.«
»Wie in aller
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