Malloreon 3 - Dämon von Karanda
verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Ist es nicht möglich, daß das Gift mir bereits in den Kopf gestiegen war? Und ist es nicht ebenfalls möglich, daß Ihr wie andere Scharlatane, die ihre Kunststücke auf den Jahrmärkten zeigen, Euch mysteriöser Lichter und Suggestion bedient habt, damit ich sehe, was Ihr mich sehen lassen wolltet?«
»Was glaubt Ihr dann eigentlich, Kal Zakath?« fragte Sammet.
»Was ich sehen und berühren kann – und wenig anderes.«
»Eine so große Skepsis«, murmelte sie. »Dann glaubt Ihr gar nichts, was ungewöhnlich ist?« »Nicht, daß ich wüßte.«
»Nicht einmal an die eigenartige Gabe der Seherinnen von Kell? Sie ist vielfach schriftlich belegt, wißt Ihr?« Er runzelte die Stirn. »Ja«, gab er zu, »das stimmt.«
»Wie kann man eine Vision belegen?« erkundigte sich Garion neugierig. »Die Grolims wollten die Seherinnen in Mißkredit bringen«, antwortete Zakath. »Sie hielten es für das einfachste, ihre Behauptungen über zukünftige Geschehnisse niederzuschreiben und dann abzuwarten. Die Beamten wurden angewiesen, die Aufzeichnungen zu machen und aufzubewahren. Bisher hat sich noch keine Vorhersage der Seherinnen als unrichtig erwiesen.«
Sammet ließ nicht locker. »Dann glaubt Ihr also wenigstens, daß die Seherinnen die Fähigkeit haben, die Vergangenheit und Zukunft auf eine Weise zu sehen, die wir anderen nicht völlig verstehen können?« Zakath schürzte die Lippen. »Also gut, Markgräfin«, sagte er widerstrebend, »ich gebe zu, daß die Seherinnen gewisse Fähigkeiten haben, die noch nicht erklärt werden konnten.« »Glaubt Ihr, daß eine Seherin Euch anlügen könnte?« »Gutes Mädchen«, murmelte Belgarath lobend.
»Nein«, antwortete Zakath nach kurzem Überlegen. »Seherinnen können nicht lügen. Ihre Ehrlichkeit ist sprichwörtlich.«
»Nun gut«, sagte sie mit ihrem Grübchenlächeln, »um zu erfahren, ob es stimmt, was wir Euch erzählten, braucht Ihr bloß nach einer Seherin zu schicken, nicht wahr?«
»Liselle«, gab Garion zu bedenken, »das könnte Wochen dauern! Soviel Zeit haben wir nicht.«
»Oh«, antwortete sie, »ich glaube nicht, daß es so lange dauern würde.
Wenn ich mich recht erinnere, erwähnte Lady Polgara, daß Andel Cyradis rief, als Seine Kaiserliche Majestät dem Tod nahe war. Ich bin ziemlich sicher, sie würde es noch einmal tun, wenn wir ihr den Grund erklärten.« »Nun, Zakath, würdet Ihr glauben, was Cyradis sagt?« fragte Belgarath. Der Kaiser blickte ihn argwöhnisch an und suchte nach einer Ausflucht. »Ihr habt mich in die Enge getrieben«, beschwerte er sich. Er überlegte. »Also gut, Belgarath«, sagte er schließlich. »Ich werde das als Wahrheit anerkennen, von dem Cyradis sagt, daß es die Wahrheit ist – wenn Ihr Euch einverstanden erklärt, dasselbe zu tun.«
»Versprochen«, versicherte ihm Belgarath. »Schicken wir nach Andel und bringen es hinter uns.«
Als Sammet auf den Korridor trat, um mit einem der Gardisten zu sprechen, die dem Kaiser auf Schritt und Tritt folgten, wohin er auch ging, lehnte sich Zakath in seinem Sessel zurück. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich es fertigbrächte, mir etwas so völlig Unmögliches, wie Ihr da erzählt habt, auch nur durch den Kopf gehen zu lassen.«
Garion wechselte einen raschen Blick mit seinem Großvater, und beide lachten. »Irgend etwas Komisches, meine Herren?«
»Nur eine alte Erinnerung«, antwortete Belgarath. »Garion und ich diskutierten über das Mögliche und Unmögliche, seit er etwa neun Jahre alt war. Er war sogar noch sturer als Ihr.«
»Es fällt jedoch leichter, es zu akzeptieren, nachdem die erste Erregung abgeklungen ist«, versicherte ihm Garion. »Es ist, als schwimme man in sehr kaltem Wasser. Wenn man erst mal wie taub ist, tut es nicht mehr so weh.«
Sammet kehrte bald mit der vermummten Andel zurück.
»Habt Ihr nicht erwähnt, daß die Seherin von Kell Eure Gebieterin ist«, wandte sich Zakath an sie. »So ist es, Eure Majestät.« »Könnt Ihr sie rufen?«
»Ihr Sendbild, Eure Majestät, wenn es wichtig ist und sie bereit ist zu kommen.«
»Ich glaube, es ist wichtig, Andel. Belgarath hat mir so mancherlei erzählt, das ich gern bestätigt hätte, und ich weiß, daß Cyradis nur die Wahrheit spricht. Belgarath andererseits hat einen etwas zweifelhafteren Ruf.« Er warf einen fast verschmitzten Seitenblick auf den Alten. Belgarath grinste ihn an und zwinkerte.
»Ich werde mit meiner Herrin sprechen, Eure
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