Malloreon 3 - Dämon von Karanda
dem Wasserkrug. Soweit Garion sich erinnerte, war es das erste Mal, daß er Durnik hatte fluchen hören. Aber er machte es recht gut.
»Pikant«, bemerkte Sadi, während er ruhig eine weitere Gabel in den Mund schob. »Wie könnt Ihr das essen?« staunte Garion.
Sadi lächelte. »Ihr vergeßt, ich bin gewöhnt, daß man versucht mich zu vergiften, Belgarion. Gift macht Zunge und Kehle unempfindlich.« Zakath hatte sie amüsiert beobachtet. »Ich hätte Euch warnen müssen«, entschuldigte er sich. »Dieses Gericht stammt aus Gandahar, wo die Eingeborenen sich während der Regenzeit damit vergnügen, gegenseitig Feuer in ihren Mägen anzuzünden. Sie sind zum größten Teil Elefantenfänger und stolz auf ihren Mut.«
Nach dem ausgedehnten Bankett näherte sich der braun-gewandete Brador Garion. »Wenn Eure Majestät die Güte hätten«, sagte er und lehnte sich vor, damit Garion ihn über die angeregte Unterhaltung und das Lachen an den umliegenden Tischen überhaupt hören konnte. »Es sind da einige Personen, denen es eine große Ehre wäre, ein paar Worte mit Euch wechseln zu dürfen.«
Garion nickte höflich, obwohl er sich innerlich wand. Es war nicht das erste Mal, daß er dergleichen über sich hatte ergehen lassen müssen, und er wußte, wie ermüdend so etwas gewöhnlich wurde. Der Minister des Inneren führte ihn vom Podium hinunter in die Menge festlich Gewandeter und blieb hin und wieder stehen, um Gleichgestellte zu grüßen und Garion vorzustellen. Garion machte sich auf ein oder zwei Stunden totaler Langeweile gefaßt. Der dicke, kahlköpfige Brador erwies sich jedoch als sehr unterhaltsamer Begleiter. Obgleich er scheinbar mit Garion nur plauderte, machte er ihn jedoch kurz und bündig mit allerlei Wissenswertem vertraut.
»Wir werden mit dem Kleinkönig von Pallia reden«, murmelte er, als sie sich einer Gruppe Männer in hohen spitzen Filzhüten und Kleidung aus fahlgrün gefärbtem Leder zuwandten. »Er ist ein Speichellecker, ein Lügner, ein Feigling, dem man in keiner Weise trauen kann.«
»Ah, da seid Ihr ja, Brador«, rief einer aus dieser Gruppe mit falscher Herzlichkeit.
»Eure Hoheit«, grüßte Brador mit eleganter Verbeugung. »Ich habe die Ehre, Euch Seiner Königlichen Majestät, Belgarion von Riva, vorzustellen.« Dann wandte er sich an Garion. »Eure Majestät, das ist Seine Hoheit, König Warasin von Pallia.«
»Eure Majestät«, rief Waraasin und verbeugte sich unbeholfen. Er hatte ein schmales, pockennarbiges Gesicht, dicht beisammenstehende Augen und einen schlaffen Mund. Seine Hände, wie Garion auffiel, waren nicht gerade sauber. »Eure Hoheit«, antwortete Garion etwas distanziert.
»Ich sagte gerade zu den Herren meines Hofes hier, daß ich eher geglaubt hätte, die Sonne würde morgen im Norden aufgehen, als daß der Kaiser des Westens Mal Zeth besuchte.« »Die Welt ist voller Überraschungen.« »Beim Barte Toraks, wie recht Ihr habt, Belgarion – Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich Euch Belgarion nenne, Eure Majestät?« »Torak hatte keinen Bart«, sagte Garion brüsk. »Wie bitte?«
»Torak – er hatte keinen Bart. Jedenfalls nicht, als wir zusammentrafen.« »Als Ihr…« Warasins Augen weiteten sich plötzlich.
»Soll das heißen, daß alle Geschichten über das, was in Cthol Mishrak passierte, tatsächlich wahr sind?«
»Das weiß ich nicht, Eure Hoheit«, antwortete Garion. »Ich habe noch nicht alle Geschichten gehört. Es war mir eine Freude, Euch kennenzulernen, alter Junge.« In übertrieben kameradschaftlicher Geste legte er kurz die Hand auf die Schulter des Kleinkönigs. »Wie schade, daß wir uns nicht länger unterhalten können. Kommt Ihr, Brador?« Er nickte Warasin zu, drehte sich um und ging mit dem Melcener weiter.
»Ihr seid sehr geschickt, Belgarion«, murmelte Brador. »Viel diplomatischer als ich dachte, wenn man bedenkt…« Er unterbrach sich.
»Daß ich wie ein ungebildeter Bauerntölpel aussehe?« fragte Garion. »Nein, ich glaube nicht, daß ich es so gesagt hätte.«
»Warum nicht?« Garion zuckte die Schultern. »Es stimmt doch, oder nicht? Wohin wollte Schweinsäuglein denn das Gespräch lenken? Es war offensichtlich, daß er etwas beabsichtigte.«
»Das ist leicht zu erraten«, antwortete Brador. »Er sieht, daß Ihr Kal Zakath nahe seid. Alle Macht in Mallorea kommt vom Thron, und der Mann, der des Kaisers Ohr hat, befindet sich in einer ausgezeichneten Position. Warasin hat momentan Grenzstreitigkeiten mit dem
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