Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
wirklich nicht.«
»Das hätte ich dir auch nicht zugetraut.« Er lachte und schlang die Arme um sie. »O meine Pol!« rief er glücklich.
Ce'Nedras Augen füllten sich aufs neue mit Tränen, und Sammet griff wieder nach ihrem Tüchlein.
»Wenn sie so weitermachen, wird das dünne Tuch bald zerschlissen sein«, bemerkte Silk.
»Macht nichts«, antwortete Garion. »Ich habe Ersatz in meinem Sattelbeutel.« Da erinnerte er sich plötzlich. »Großvater«, sagte er, »fast hätte ich in all der Aufregung etwas vergessen. Ehe sie sich in den Drachen verwandelte, hörte ich, wie Zandramas mit Naradas sprach.« »Oh?«
»Er war in Gandahar und brachte ein Regiment Elefantenreiterei zum Kampfplatz.« »Das dürfte die Dämonen nicht weiter stören.«
»Sie sind nicht mehr dort. Zandramas hat einen anderen Dämonenherrscher beschworen – Mordja heißt er – , dem ist es gelungen, Nahaz vom Schlachtfeld wegzulocken. Sie kämpfen irgendwo anders gegeneinander.« Belgarath kratzte sich an einer bärtigen Wange. »Wie gut ist diese Elefantenreiterei aus Gandahar?« fragte er Silk.
»Fast unschlagbar«, antwortete Silk. »Sie hüllen ihre Tiere in Kettenrüstung und trampeln mit ihnen durch feindliche Truppen. Wenn die Dämonen das Schlachtfeld tatsächlich verlassen haben, hat Urvons Armee keine Chance.«
»Es sind ohnehin zu viele Leute in diesem Rennen«, brummte Belgarath. »Überqueren wir den Magan und überlassen sämtliche Armeen sich selbst.«
Sie frühstückten und verließen den Hof, als das erste Grau den Osthorizont färbte. Seltsamerweise fühlte sich Garion nicht müde, obwohl er in dieser Nacht kaum geschlafen hatte. So viel war seit Sonnenuntergang geschehen, und er mußte sich viel durch den Kopf gehen lassen.
Die Sonne war aufgegangen, als sie den Magan erreichten. Toths gestikulierten Anweisungen folgend, ritten sie langsam südwärts und hielten Ausschau nach einem Dorf, wo sie vielleicht ein Boot finden konnten, das groß genug war, sie nach Darshiva überzusetzen. Der Tag war warm, und Gras und Bäume waren durch das Gewitter des vergangenen Abends von frischem Grün.
Sie erreichten eine kleine Ortschaft mit lehmverputzten Hütten auf Pfählen und wackligen Bootsstegen, die weit in den Fluß hinausragten. Ein einsamer Fischer saß auf einem Steg und hielt eine lange Rohrangel vor sich ausgestreckt.
»Sprich mit ihm, Durnik«, bat Belgarath. »Vielleicht weiß er, wo wir ein Boot mieten können.«
Der Schmied nickte und lenkte sein Pferd herum. Ohne zu überlegen folgte ihm Garion. Sie hielten am Ende des Bootsstegs an und schritten hinaus zu dem Fischer.
Er war ein gedrungener Mann in grob gewebtem Kittel und mit schmutzigen, beutelgleichen Schuhen an den Füßen. Seine nackten Beine waren von Krampfadern durchzogen, und sie waren alles andere denn sauber. Sein Gesicht war sonnengebräunt und unrasiert.
»Hat schon was angebissen?« erkundigte sich Durnik.
»Sieh selbst.« Der Fischer deutete auf den Holzzuber neben sich. Er drehte sich nicht um und nahm die Augen nicht von dem schwimmenden roten Stöckchen, mit dem seine Schnur verbunden war und von dem der Haken mit Köder in den trüben Fluß hing. Der Zuber war halb voll Wasser, und mehrere fußlange Forellen schwammen darin. Die Fische hatten zornige Augen und vorspringende Unterkiefer.
Durnik kauerte sich neben den Fischer und stützte die Hände auf die Knie. »Schöne Fische«, lobte er.
»Fisch ist Fisch.« Der gedrungene Mann zuckte die Schultern. »Auf dem Teller sehen sie besser aus als im Zuber.«
»Darum fangen wir sie ja«, bestätigte Durnik. »Was benützt du als Köder?«
»Hab's zunächst mit Regenwürmern versucht«, antwortete der Mann. »Schien sie nicht zu interessieren. Also hab' ich's mit Fischlaich versucht.« »Das habe ich noch nie probiert«, gestand Durnik. »Taugt es was?«
»Hab' die fünf in der letzten halben Stunde gefangen. Manchmal macht es sie so aufgeregt, daß man den Köder hinter einem Baum an den Haken hängen muß, wenn man nicht will, daß sie ihm bis ans Ufer nachspringen.«
»Das muß ich auch mal probieren«, sagte Durnik und blickte bedauernd auf das Wasser. »Hast du eine Ahnung, wo wir ein Boot mieten können? Wir müssen über den Fluß.«
Der Fischer drehte sich um und starrte den Schmied ungläubig an. »Zur Darshivaseite? Mann, bist du von allen Göttern verlassen?« »Wieso? Gibt es Unruhen da drüben?«
»Unruhen? Das wär' eine Untertreibung! Hast du schon mal was von
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