Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
angebracht, damit sie weiß, wie das Holzstück stehen muß.«
»Ihr denkt wirklich an alles, nicht wahr?« Sadi legte sich weiter gleichmäßig in die Riemen.
»Ich versuche es. Probleme lassen sich gewöhnlich vermeiden, wenn man im vorhinein alles gründlich durchdenkt.«
Ce'Nedra hob einen Arm und deutete gebieterisch nach Steuerbord. Sie nahm ihre Arbeit offensichtlich sehr ernst. Gehorsam bewegte Durnik die Pinne.
Seit das Ostufer des mächtigen Stromes im Nebel verschwunden war, hatte Garion das Gefühl, daß die Zeit völlig stehenblieb. Nichts schien sich zu bewegen, obwohl er sein Ruder mit eintöniger Regelmäßigkeit durchs Wasser zog. »Langweilig, nicht wahr?« brummte Silk. »Das ist Rudern immer«, antwortete Garion. Silk schaute sich um, dann sagte er leise. »Ist dir auch aufgefallen, daß Durnik sich verändert hat?« »Nein, eigentlich nicht.«
»Ich meine damit, er ist gewöhnlich so zurückhaltend, daß man seine Anwesenheit manchmal fast vergißt. Aber dort auf dem Strand hat er die Leitung übernommen.«
»So ist er schon immer, Silk. Wenn wir etwas tun, das andere besser verstehen, macht er einfach mit und hält die Augen offen. Doch wenn es zu etwas kommt, bei dem er sich auskennt, übernimmt er und tut, was getan werden muß.« Garion schaute voll Zuneigung über die Schulter zu seinem alten Freund. Dann blickte er Silk verschmitzt an. »Er lernt auch sehr schnell. Inzwischen ist er wahrscheinlich ein ebenso guter Spion wie du. Er hat auch sehr genau aufgepaßt, wie du den Bohnenmarkt in Melcene manipuliert hast. Sollte er sich je entschließen, ins Geschäft einzusteigen, werdet ihr, du und Yarblek, gut aufpassen müssen, daß ihr nicht ins Hintertreffen kommt.«
Silk wirkte etwas besorgt. »Das würde er doch nicht wirklich tun, oder?« »Bei Durnik weiß man so was nie so genau.«
Als die Sonne höherstieg, streute der Nebel ihr Licht, und die Welt um sie wurde schwarzweiß – weißer Nebel und schwarzes Wasser, ohne den geringsten Hinweis, daß sie vorankamen, und wenn, ob in die richtige Richtung. Garion hatte ein eigenartiges Gefühl, weil sie sich völlig auf Ce'Nedra verlassen mußten. Nur ihre Aufmerksamkeit, mit der sie darauf achtete, daß das Seil immer genau im richtigen Winkel über die Reling verlief, hielt sie auf Kurs. Er liebte sie, aber er wußte, daß sie nicht immer ganz zuverlässig war und daß ihre Urteilsfähigkeit manchmal zu wünschen übrigließ. Ihre beharrlichen Gesten von Back- nach Steuerbord wirkten jedoch keineswegs zaudernd oder unsicher, und Durnik folgte ihnen ohne Zögern. Garion seufzte und ruderte.
Am Vormittag lichtete sich der Nebel ein wenig, und Beldin zog sein Ruder ein. »Kommt ihr eine Weile ohne mich aus?« fragte er Belgarath. »Ich möchte kundschaften, damit wir wissen, was vor uns ist. In Darshiva tut sich allerlei Unerfreuliches, und ich will am Ufer nicht mitten hinein platzen.«
»Und du bist müde vom Rudern, oder sollte ich mich täuschen?« entgegnete der alte Mann sarkastisch.
»Ich könnte um die ganze Welt herumrudern, wenn ich wollte«, antwortete der knorrige Bucklige und ließ die Muskeln seiner kurzen Arme spielen. »Aber Kundschaften könnte wichtiger sein. Du möchtest doch nicht wirklich an einer Stelle anlegen, wo Nahaz am Strand wartet, oder?« »Tu, was du für richtig hältst.«
»Das tue ich immer, Belgarath – selbst wenn es dich manchmal ärgert.« Der schmuddelige kleine Gnom ging zum Bug. »Verzeih mir, mein kleiner Liebling«, sagte er in übertriebenem Dialekt zu Ce'Nedra, »aber ich muß mich für eine Weile verabschieden.«
»Ich brauche Euch am Ruder!« protestierte sie. »Wie kann ich den Kurs halten, wenn alle davonlaufen?«
»Oh, das schaffst du gewiß, mein kleiner Liebling.« Er tätschelte ihre Wange, dann verschwand er mit gespenstischem Lachen im Nebel. »Kommt sofort zurück!« rief sie ihm nach, aber er war bereits weg.
Da kam eine schwache Brise auf. Garion spürte sie beim Rudern über seinen verschwitzten Nacken streifen. Der Nebel begann zu wallen und lichtete sich immer mehr. Und dann waren schwarze Formen rings um sie. »Garion!« rief Ce'Nedra erschrocken.
Mehrere Jubelrufe erklangen aus dem sich nun rasch auflösenden Nebel. Sie waren von Schiffen umgeben, die entschlossen manövrierten, um ihnen den Weg zu versperren. »Fliehen wir?« fragte Silk heiser.
Belgarath betrachtete die Schiffe mit harten Augen. »Fliehen? Mit diesem Kahn? Mach dich nicht lächerlich!«
Ein
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