Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
Dringlichkeit, der bei allem, was er in letzter Zeit getan hatte, allgegenwärtig gewesen war. Das war ein fast tröstliches Gefühl.
Nachdem die Damen mit dem Abendessen fertig waren, holten sie Segeltuchbeutel voll Flußwasser und erwärmten es mit heißen Steinen. Dann zogen sie sich hinter einen Sichtschutz aus Zeltplanen zum Baden zurück.
Gegen Mitternacht ging Garion zum Wasser hinunter, um seine Hände mit den frischen Schwielen in den kühlenden Fluß zu tauchen. Ce'Nedra saß in der Nähe und spielte mit Sand, den sie von einer Hand in die andere rinnen ließ. »Warum versuchst du nicht zu schlafen, Ce'Nedra?« fragte Garion.
»Ich kann so lange wachbleiben wie du«, antwortete sie. »Das bezweifle ich nicht, aber warum tust du es?« »Bevormunde mich nicht, Garion. Ich bin kein Kind.«
»Weißt du«, sagte er verschmitzt, »das ist mir selbst schon ein paarmal aufgefallen.« »Garion!« keuchte sie und errötete plötzlich.
Er lachte, stand auf, ging zu ihr hinüber und küßte sie lange. »Aber geh jetzt schlafen«, riet er schließlich.
»Was macht ihr dort eigentlich?« Sie blickte strandauf, wo die anderen noch arbeiteten.
»Ruder. Würden wir den Kahn bloß auf den Fluß hinausschieben, trüge die Strömung nur bis nach Gandahar.«
»Oh. Also schön. Dann eine gute Nacht.« Sie streckte sich und gähnte. »Bist du so lieb und bringst mir noch eine Decke?«
Durnik und Toth brauchten fast die ganze Nacht, einen mit Teer gedichteten Flicken über das Holz im Bug zu nageln, während die anderen einfache Ruderschaufeln an langen Stangen befestigten. Wenige Stunden vor dem ersten Tageslicht stieg Nebel in dünnen Schwaden vom Fluß auf. Nachdem Durnik großzügig heißen Teer auf die Innen- und Außenseite der geflickten Stelle gestrichen hatte, trat er ein paar Schritte zurück und begutachtete sein Werk. »Ich glaube, es wird lecken«, prophezeite Silk.
»Alle Schiffe lecken.« Durnik zuckte die Schultern. »Wir können das Wasser ausschöpfen.«
Es kostete viel Mühe, und sie mußten sich mit recht ungewöhnlichen Mitteln behelfen, um den Kahn in den Fluß zurückzubringen. Durnik sprang an Bord und begutachtete den Flicken im Fackelschein. »Es sickert nur ganz wenig Wasser herein«, erklärte er befriedigt. »Das läßt sich leicht wieder hinausschöpfen.«
Der Nebel wurde zusehends dichter, während sie ihr Gepäck an Bord brachten. In diesem Teil der Welt war Frühling, und Frösche quakten ihren Liebesdrang zwischen dem Röhricht am Ufer hinaus. Es war ein angenehmes, einschläferndes Geräusch. Durnik kundschaftete ein paar hundert Meter stromab und fand eine seichte Uferstelle, wo die Strömung die Erde weggespült hatte. Aus dem restlichen Holz baute er eine Rampe. Sie zogen den Kahn zu der seichten Stelle und brachten die Pferde an Bord. »Warten wir, bis es ein bißchen heller ist«, schlug der Schmied vor. »Der Nebel ist schlimm genug, aber wenn auch noch Dunkelheit dazukommt, sieht man so gut wie gar nicht, wohin man fährt. Diesen Kahn zu rudern wird kein so großes Vergnügen sein, daß wir auch noch im Kreis herumpaddeln sollten.«
»Könnten wir nicht ein behelfsmäßiges Segel aufziehen?« fragte Silk hoffnungsvoll.
»Mit Leichtigkeit«, antwortete Durnik. Er benetzte einen Finger mit der Zunge und streckte ihn hoch. »Ich werde es tun, sobald dir einfällt, wie du den Wind zum Blasen kriegst.« Silks Gesicht wurde lang.
»Während du dich damit beschäftigst, muß ich mit Ce'Nedra reden.« Er stiefelte den Strand hoch und rüttelte Garions Gemahlin sanft wach. »Manchmal«, brummte Silk, »hat er einen sehr merkwürdigen Humor.« Als das erste Tageslicht den nebligen Horizont im Osten tönte, legten sie ab und nahmen ihre Plätze an den Rudern ein.
»Ich möchte ja nicht gern unken«, sagte Sadi zu Durnik, der auf dem Heck an der Ruderpinne stand. »Aber ich kenne den Nebel aus Nyissa gut, und wenn es erst richtig Tag ist, werdet Ihr unmöglich erkennen können, wo die Sonne steht. Wie wollt Ihr da den Kurs halten?«
»Darum kümmert sich Ce'Nedra.« Der Schmied deutete zum Bug.
Die Rivanische Königin lehnte über die Backbordseite und beobachtete ein schwimmendes Holzstück, das an einem langen Seil befestigt war. »Was macht sie da?« fragte Sadi verwundert.
»Sie achtet auf die Strömung. Wir müssen uns schräg zu ihr halten, und solange das Seil im gleichen Winkel vom Kahn bleibt, sind wir auf dem richtigen Kurs. Ich habe eine Markierung an der Reling
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