Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
Wenn die dunkle Prophezeiung eintrifft, wird Geran zum neuen Gott von Angarak werden.« »Mein Baby?« rief Ce'Nedra.
»Ich fürchte, er wird dann nicht mehr dein Sohn sein«, entgegnete der alte Mann düster, »sondern Torak.«
»Oder noch schlimmer«, fügte Beldin hinzu. »Er wird das Auge in einer und den Sardion in der anderen Hand halten. Das bedeutet, daß er die absolute Herrschaft über alles haben wird. Und ich glaube nicht, daß er ein gütiger Gott sein wird.«
»Wir müssen Zandramas aufhalten!« rief Ce'Nedra. »Dazu darf es nicht kommen!« »Ganz unsere Meinung, Eure Majestät«, sagte Sadi. »Was stand noch darin, Vater?« fragte Polgara.
»Etwas über Zandramas, das uns nicht recht klar ist. Aus irgendeinem Grund wird ihr Körper offenbar von einer Art Licht übernommen. Der Kapitän, der sie auf seinem Schiff nach Selda brachte, sah flüchtig ihre Hand und sagte, daß sich Licht unter ihrer Haut bewegte. Im Orakel stand, daß es dazu kommen würde.« »Was bedeutet das?« wunderte sich Durnik.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, gestand Belgarath. Er blickte Garion an und bewegte fast unmerklich die Finger. Ich glaube nicht, daß wir Ce'Nedra sagen sollten, was in dem Buch über sie steht, oder? Garion schüttelte den Kopf. »Jedenfalls werden wir nach Kell reisen.« »Kell?« fragte Polgara erstaunt. »Warum?«
»In einer Abschrift der Malloreanischen Evangelarien, die sich im Besitz der Seher befindet, steht, wo der Ort, der nicht mehr ist, zu finden ist. Wenn wir nach Kell reisen, können wir ihn vor Zandramas erreichen.« »Das wäre eine nette Abwechslung«, meinte Silk. »Ich werde es allmählich leid, immer hinter ihr herzuhetzen.«
»Dann verlieren wir die Spur!« protestierte Ce'Nedra.
»Aber Mädchen!« sagte Beldin barsch. »Wenn wir wissen, wohin Zandramas will, brauchen wir die Spur nicht. Wir können uns geradewegs zu dem Ort, der nicht mehr ist, begeben und dort auf sie warten!«
Polgara drückte Ce'Nedra beschützend an sich. »Sei netter zu ihr, Ohm. Sie bewies ihren Mut, als sie dich im Haus des Erzherzogs küßte. Und das, würde ich meinen, dürfte ein ziemlicher Schock für das empfindsame Geschöpf gewesen sein.«
»Sehr komisch, Pol!« Der häßliche Bucklige ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen und kratzte sich heftig in der Achselhöhle. »War sonst noch was, Vater?« wollte Pol wissen.
»Torak schrieb etwas an Garion«, antwortete Belgarath.
»Es war ziemlich unerfreulich, aber offenbar wußte sogar er, wie schlimm die Dinge werden würden, wenn Zandramas siegte. Er riet Garion, sie um jeden Preis aufzuhalten.«
»Das hätte ich sowieso getan«, sagte Garion leise. »Dazu brauchte ich Toraks Rat nicht.«
»Was erwartet uns in Peldane?« Belgarath wandte sich an Silk.
»Nicht viel anderes als in Voresbo und Rengel, könnte ich mir vorstellen.«
»Wie kommen wir am schnellsten nach Kell?« fragte Durnik.
»Es liegt im Protektorat Likandia«, sagte Silk. »Der kürzeste Weg führt gerade durch Peldane und Darshiva, dann durch die Berge hinunter.« »Was ist mit Gandahar?« erkundigte sich Sadi. »Wir könnten uns sicher Unannehmlichkeiten ersparen, wenn wir südwärts segelten und den Weg durch Gandahar nehmen.« Sadi sah ungewohnt aus in engem Beinkleid und dem gegürteten Kittel. Seit er sein schillerndes Gewand abgelegt hatte, wirkte er mehr wie ein normaler Mann, denn ein Eunuch. Seinen Schädel aber hatte er frisch geschoren.
Silk schüttelte den Kopf. »Dort unten in Gandahar ist nur Dschungel, Sadi«, erklärte er. »Da müßte man sich erst einen Weg freihaben.« »Dschungel sind nicht so schlimm, Kheldar.« »Wenn man in Eile ist schon.«
»Könntest du nach deinen Soldaten schicken?« fragte Sammet.
»Möglich wäre es«, antwortete Silk, »aber ich weiß nicht, ob sie uns von großer Hilfe sein würden. Vetter sagt, daß es in Darshiva von Grolims und Zandramas' Truppen wimmelt, und in Peldane herrscht seit Jahren schon das Chaos. Meine Streitkräfte sind gut, aber so gut auch wieder nicht.« Er blickte Belgarath an. »Ich fürchte, Ihr werdet noch mehr Filz in Euer Fell kriegen, alter Freund.«
»Werden wir uns um die Spur also überhaupt nicht mehr kümmern, sondern direkt nach Kell gehen?« fragte Garion.
Belgarath zupfte an einem Ohr. »Ich vermute, daß die Spur ohnehin nach Kell führt«, antwortete er. »Auch Zandramas hat das Ashabiner Orakel gelesen und weiß ebenfalls, daß sie nur in Kell erfahren kann, was sie wissen
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