Malloreon 5 - Seherin von Kell
zur vorbestimmten Zeit am vorbestimmten Ort sein.« »Mit meinem Sohn?« »Wie es vorbestimmt ist.«
»Ich kann diese Begegnung kaum noch erwarten«, sagte er düster. »Zwischen Zandramas und mir gibt es vieles, was bereinigt werden muß.«
»Laßt Euch nicht durch blinden Haß von Eurer Aufgabe ablenken«, sagte sie sehr ernst. »Und was ist meine Aufgabe, Cyradis?«
»Das werdet Ihr wissen, wenn sie sich Euch stellt.« »Nicht eher?«
»Nein. Eure Ausführung dieser Aufgabe würde beeinträchtigt, wenn Ihr zu lange darüber nachdenken könntet.«
»Und was ist meine Aufgabe, heilige Seherin?« fragte Zakath sie. »Ihr habt gesagt, Ihr würdet mir hier in Kell Anweisungen erteilen.« »Das werde ich Euch sagen, wenn wir allein sind, Kaiser von Mallorea. Wisset jedoch, daß Eure Aufgabe beginnt, wenn Eure Gefährten ihre beendet haben, und Ihr werdet sie den Rest Eures Lebens durchführen müssen.«
»Solange wir von Aufgaben reden«, warf Sadi ein, »vielleicht könntet Ihr mir meine erklären?« »Ihr habt mit Eurer bereits begonnen, Sadi.« »Mache ich sie gut?« Sie lächelte. »Durchaus zufriedenstellend.«
»Ich könnte sie vielleicht noch besser machen, wenn ich wüßte, was sie ist.«
»Nein, Sadi. Wie Belgarion würdet auch Ihr dadurch bei der Ausführung beeinflußt werden.«
»Ist dieser Ort, zu dem wir uns begeben müssen, noch sehr weit?« fragte Durnik.
»Viele, viele Meilen, und es muß noch sehr viel getan werden.«
»Dann werde ich mit Dallan über Proviant für unterwegs sprechen. Und die Hufe unserer Pferde lasse ich lieber auch noch überprüfen, ehe wir aufbrechen. Es ist eine günstige Gelegenheit, sie neu beschlagen zu lassen.«
»Das ist unmöglich!« platzte Belgarath plötzlich heraus. »Was ist unmöglich, Vater?« fragte Polgara.
»Korim! Die Begegnung soll in Korim stattfinden!« »Wo ist das?« fragte Sadi verwirrt.
»Es ist keine Ortschaft«, brummte Beldin. »Es ist überhaupt nicht mehr da! Es war ein Gebirgszug, der im Meer versank, als Torak die Welt spaltete. Das Buch der Alorner erwähnt ihn als ›die Höhen Korims, die nicht mehr sind‹.«
»Es liegt eine Art abwegige Logik darin«, fand Silk. »Das also haben die verschiedenen Prophezeiungen alle gemeint, wenn sie von dem Ort, der nicht mehr ist, sprechen.«
Beldin zupfte nachdenklich an einem Ohr. »Da ist noch etwas«, bemerkte er. »Erinnert ihr euch an die Geschichte, die uns Senji in Melcene erzählt hat? Über den Gelehrten, der den Sardion gestohlen hat? Sein Schiff wurde das letzte Mal gesehen, als es um die Südspitze von Gandahar segelte, und es kehrte nie mehr zurück. Senji nahm an, daß es bei einem Sturm an der dalasischen Küste untergegangen ist. Sieht jetzt so aus, als hätte er damit recht. Wir müssen dorthin, wo der Sardion ist, und ich habe das unbehagliche Gefühl, daß er auf dem Gipfel eines Berges liegt, der vor fünftausend Jahren im Meer versunken ist.«
8
D ie Königin von Riva befand sich in nachdenklicher Stimmung, als sie die glänzende Marmorstadt Kell verließen. Eine eigentümliche Art von Müdigkeit schien sie zu befallen, während sie durch den Wald westlich von Kell ritten, eine verträumte Melancholie, die mit jeder Meile wuchs. Sie beteiligte sich nicht an den Gesprächen der anderen, es schien ihr zu genügen, zuzuhören. »Ich begreife nicht, wie Euch das so ruhig lassen kann, Cyradis«, sagte Belgarath zu der Seherin, die neben ihm ritt. »Eure Aufgabe wird ebenso scheitern wie unsere, wenn der Sardion am Grund des Meeres liegt. Und weshalb machen wir diesen Abstecher nach Perivor?«
»Dort wird Euch die Anweisung aus dem Heiligen Buch erklärt werden, Ehrwürdiger Belgarath.«
»Könntet Ihr es mir nicht erklären? Unsere Zeit ist etwas knapp, wißt Ihr?«
»Das darf ich nicht. Ich habe nicht das Recht, Euch mehr zu unterstützen als ich Zandramas helfe. Es ist Eure Aufgabe – und ihre – , dieses Rätsel zu lösen. Dem einen beizustehen und der anderen nicht, das ist untersagt.«
»Dachte ich es mir doch«, brummte Belgarath düster. »Wo liegt Perivor?« fragte Garion Zakath.
»Es ist eine Insel vor der Küste von Dalasien«, antwortete der Malloreaner. »Ihre Bewohner sind recht seltsam. Ihren Legenden nach stammen sie von Schiffbrüchigen aus dem Westen ab, die es vor zweitausend Jahren an diese Insel verschlagen hat. Die Insel ist von geringem Wert, und ihre Bewohner sind furchterregende Kämpfer. Die allgemeine Ansicht in Mal Zeth war schon immer, daß
Weitere Kostenlose Bücher