Malloreon 5 - Seherin von Kell
Vorstellung das »Bel« ausgelassen – »ist, wie ich Euch bereits erzählte, mein ältester Berater, und er hat seit meiner frühesten Kindheit meine Schritte geleitet. Er ist ein Gelehrter von beachtlichem Ruf und widmet sich seit kurzem auch dem Studium der Geographie. Nun gibt es seit langer Zeit bereits Meinungsverschiedenheiten über die Struktur der Welt in alter Zeit. Durch einen glücklichen Zufall vernahm Meister Garath von einer antiken Karte, die in der Königsburg von Dal Perivor aufbewahrt werden soll. Geplagt von quälender Neugier hat Meister Garath mich angefleht, Euch zu fragen, ob Ihr vielleicht wißt, ob es eine solche Karte wahrhaftig gibt, und wenn ja, ob Ihr dann so gnädig wärt, ihm zu erlauben, sie zu studieren.«
»Wahrlich, Meister Garath«, wandte der König sich an Belgarath, »Ihr habt recht gehört. Die Karte, der Euer Interesse gilt, ist eines Unserer kostbarsten Relikte, denn es ist jene, die Unsere Vorfahren vor Äonen zu den Gestaden dieser Insel leitete. Sobald Uns die Muße beschieden ist, wird es Uns ein Vergnügen sein, Euch Zulaß zu ihr zu gewähren, um Euch in Eurem weiteren Studium behilflich zu sein.«
Da trat Naradas durch die purpurnen Behänge hinter dem Thron.
»Es wird wohl eine geraume Weile keine Zeit für Studien geben, befürchte ich, Eure Majestät.« Seine Stimme klang eine Spur selbstgefällig. »Verzeiht mir, Eure Majestät, aber ich hörte Eure letzte Bemerkung, als ich herbeieilte, um Euch bedauerlicherweise bestürzende Kunde zu übermitteln. Ein Bote kam aus dem Osten und meldete, daß dieser erschreckliche Drache die Ortschaft Dal Esra, keine zehn Meilen von hier, verwüstet. Das Ungeheuer ist unberechenbar und lauert vielleicht tagelang in den Wäldern, ehe es sich wieder zeigt. Doch mag es sein, daß dieses tragische Begebnis sich zum Vorteil für uns erweist. Nun ist die günstigste Zeit zuzuschlagen. Welch bessere Gelegenheit als jetzt könnte es für unsere zwei tapferen Recken geben, loszureiten und uns von diesem Ungeheuer zu befreien? Und es ist mir nicht entgangen, daß diese beiden mächtigen Ritter sich ganz auf den Rat dieses Greises verlassen, darum halte ich es für ziemlich, daß er sie begleite, um ihre Strategie zu leiten.«
»Wohlüberlegt, Erezel!« rief der König erfreut. »Wir hatten befürchtet, es würde Wochen dauern, dieses Ungeheuer aufzuspüren. Nun gelang es in nur einer Nacht. Wohlauf denn, Streiter des Königs und Meister Garath. Befreit Unser Reich von diesem Drachen, und keine Gunst, die ihr erfleht, wird Euch versagt sein.« »Eure Entdeckung kam zur rechten Zeit, Meister Erezel«, sagte Belgarath. Die Worte waren mild, doch Garion kannte seinen Großvater gut genug, sich ihrer Bedeutung klar zu sein. »Wie Seine Majestät sagte, habt Ihr uns heute nacht Zeit gespart. Sobald ich Muße habe, werde ich überlegen, wie ich Euch geziemend danken kann.« Naradas wich unwillkürlich angsterfüllt zurück. »Es ist kein Dank nötig, Meister Garath«, sagte er rasch. »Ich tat nichts als meine Pflicht gegenüber meinem König und seinem Reich.«
»Ah ja«, sagte Belgarath, »Pflicht. Wir alle haben viele Pflichten, nicht wahr? Empfehlt mich dem Kind der Finsternis, wenn Ihr das nächste Mal zu ihr betet. Versichert ihr, daß wir uns, wie es vorbestimmt ist, alsbald begegnen werden.«
Dann drehte er sich um und schritt, dicht gefolgt von Garion und Zakath, aus dem Thronsaal. Solange er sich noch unter Fremden befunden hatte, war seine Miene unbewegt gewesen, doch kaum erreichten sie den leeren Korridor, fing er zornig zu fluchen an. »Ich hatte die Karte schon so gut wie in der Hand«, tobte er. »Naradas hat es wieder geschafft!«
»Soll ich umkehren und die anderen holen?« fragte Garion.
»Nein, sie würden nur alle mitkommen wollen, und dann gäbe es bloß Streit. Wir lassen ihnen eine Botschaft zurück.« »Wieder?«
»Diese Wiederholungen häufen sich und kommen immer regelmäßiger, findest du nicht?« »Hoffentlich reagiert Tante Pol diesmal anders.« »Wovon redet ihr?« fragte Zakath.
»Silk, Großvater und ich stahlen uns aus Riva, als wir zur Begegnung mit Torak loszogen«, erklärte Garion. »Wir hinterließen eine Nachricht, aber Tante Pol nahm es uns sehr übel. Wie wir erfuhren, kam es zu einer Menge Flüche und einigen Explosionen.«
»Lady Polgara? Aber sie ist eine Dame vom Scheitel bis zur Sohle!«
»Laß dich nicht täuschen, Zakath«, mahnte ihn Belgarath. »Pol kann rasen vor Wut, wenn nicht
Weitere Kostenlose Bücher