Malloreon 5 - Seherin von Kell
alles so geht, wie sie es will.« »Das muß wohl eine Familieneigenschaft sein«, sagte Zakath mit unbewegter Miene.
»Versuchst du komisch zu sein? Ihr zwei lauft jetzt in den Marstall. Sagt einem Stallburschen, er soll unsere Pferde satteln, und fragt ihn nach dem Weg zu dieser Ortschaft. Ich will noch rasch mit Cyradis reden, bevor wir aufbrechen. Ich werde mir ein paar klare Antworten von diesem Mädchen holen. In ein paar Minuten bin ich dann unten bei euch auf dem Burghof.«
Zehn Minuten später saßen sie auf. Garion und Zakath zogen noch ihre Lanzen aus dem Gestell an der Stallwand, dann ritten die drei aus der Burg. »Konntest du etwas von Cyradis erfahren?« fragte Garion Belgarath.
»Sie sagte mir, daß der Drache nicht Zandramas ist.« »Dann ist es also der echte?«
»Wahrscheinlich. Sie sprach dann wieder in Rätseln. Sie sagte, ein anderer Geist beeinflusse den Drachen. Das bedeutet, daß ihr sehr vorsichtig sein müßt. Der Drache ist normalerweise sehr dumm, doch wenn ein Geist ihn leitet, kann man nie wissen.«
Ein Schatten schlich aus einer dunklen Seitenstraße. Es war die Wölfin.
»Wie geht es dir, kleine Schwester?« grüßte Garion sie förmlich. Fast hätte er sich verplappert und sie Großmutter genannt. »Ich bin zufrieden«, antwortete sie. »Ihr geht jagen. Ich komme mit.«
»Das Tier, das wir jagen, ist nicht zum Fressen geeignet.« »Ich jage nicht nur, um zu fressen.« »Dann freuen wir uns über deine Begleitung.« »Was hat sie gesagt?« erkundigte sich Zakath. »Daß sie mitkommen will.«
»Hast du sie gewarnt, daß es gefährlich sein wird?« »Ich glaube, das weiß sie bereits.«
Belgarath zuckte mit den Schultern. »Es ist ihr überlassen. Einem Wolf zu sagen, was er tun soll, wäre vergebliche Liebesmüh.« Sie ritten durch das Stadttor und nahmen den Weg, den ein Stallknecht ihnen beschrieben hatte. »Es sind etwa acht Meilen, hat er gesagt«, erklärte Garion.
Belgarath blinzelte zum Nachthimmel. »Gut! Wir haben Vollmond. Galoppieren wir bis etwa eine Meile vor die Ortschaft.« »Wie wollen wir wissen, wann wir so nah sind?« fragte Zakath.
»Es wird nicht zu übersehen sein, befürchte ich«, antwortete Belgarath düster. »Nicht bei den Bränden.« »Sie speien doch nicht wirklich Feuer, oder?«
»O doch. Ihr beide tragt Panzer, das schützt euch. Die Seiten und der Bauch eines Drachen sind etwas weicher als der Rücken. Versucht ihm die Lanzen hineinzustoßen und erledigt ihn dann mit den Schwertern. Trödelt nicht herum, ich möchte so rasch wie möglich zum Palast zurück und endlich einen Blick auf die Karte werfen. Also los!«
Ungefähr eine Stunde später sahen sie das rote Glühen von Feuer voraus. Belgarath zügelte sein Pferd. »Vorsicht, jetzt«, mahnte er. »Wir wollen erst feststellen, wo er genau ist, bevor wir da hineinstürmen.«
»Ich werde mich umsehen«, erbot sich die Wölfin und rannte in die Dunkelheit.
»Ich bin froh, daß sie mitgekommen ist«, sagte Belgarath. »Irgendwie ist es angenehm, sie dabei zu haben.« Garions Visier verbarg sein Lächeln.
Dal Esta stand auf einem Hügel, und sie konnten die rußig roten Flammen aus Scheunen und Häusern lodern sehen. Ein Stück hangauf wartete die Wölfin auf sie. »Ich habe die Kreatur gesehen, die wir suchen«, sagte sie. »Sie frißt gerade auf der anderen Seite des Hügels, wo die Menschenbaue sind.« »Was frißt sie?« erkundigte Garion sich besorgt. »Ein Tier wie das, auf dem du sitzt.« »Nun?« fragte Zakath.
»Der Drachen ist auf der anderen Seite der Ortschaft«, erklärte ihm Belgarath, »und verschlingt soeben ein Pferd.«
»Ein Pferd? Belgarath, ist das nicht eine Übertreibung? Wie groß ist dieses Ungeheuer denn?«
»Von etwa der Größe eines Hauses – die Flügel natürlich nicht mitgerechnet.«
Zakath schluckte schwer. »Könnten wir uns nicht vielleicht heraushalten? Ich hatte bis vor kurzem wenig Spaß am Leben, und jetzt würde ich es gern noch ein bißchen genießen.«
»Ich fürchte, wir haben keine Wahl mehr«, entgegnete Garion. »Drachen fliegen nicht sehr schnell und brauchen obendrein lange, vom Boden abzuheben. Wenn es uns gelingt, diesen hier beim Fressen zu überraschen, wäre es vielleicht möglich, ihn zu töten, ehe er auf uns losgeht.«
Da sahen sie ihn auch schon. »Bei Toraks Zähnen!« hauchte Zakath. »Der ist ja größer als ein Elefant!«
Der Drache hielt den Pferdekadaver mit den vorderen Klauen und schlang riesige Brocken
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