Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
hängen.
    Nüchtern betrachtet war der Vorschlag mit der Hochzeit vollkommen widersinnig. Das wäre schon eher ein Grund, ihn am Galgen baumeln zu lassen. Allein der Gedanke! Keine Romantik, keine Buhlerei seinerseits. Grundgütiger, sie hatten nur einen einzigen Kuss ausgetauscht, und das war auch noch nach seinem Antrag gewesen – die Kussszenen aus ihren Tagträumen zählten nicht.
    Sie gab sich größte Mühe, den beschwingten Ton beizubehalten, als sie den menschenleeren Strand entlangsah und sagte: »Wenn Sie den Sturm bestellen, könnten Sie dann gleich auch eine Kutsche ordern? Oder meinen Sie, die nächste Stadt ist zu Fuß erreichbar?«
    »Sie scheinen kein großes Vertrauen in Tyrus' Fähigkeiten zu haben, kann das sein?«, schalt er sie.
    »Das war nur so ein Gedanke. Aber wir befinden uns irgendwo entlang der spanischen Küste, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn ich noch alle Sinne beieinander habe. Wir müssten uns auf einer der balearischen Inseln befinden. Wir waren gerade auf ihrer Höhe, als Sie auf dem Deck erschienen sind. Daher wusste ich auch, in welche Richtung ich schwimmen muss. Nicht alle von ihnen sind bewohnt. Mir scheint, als wäre diese unbewohnt, aber ich kann mich natürlich auch täuschen. Selbst die bewohnten Inseln verfügen über verlassene Strände.«
    Er lehnte sich auf die Seite, um das Feuer mit kleinen Ästen zu füttern und den Fisch umzudrehen. Da sie außer seinen Schuhen und dem über einen Busch geworfenen Gehrock nichts entdeckte, was auch nur im Geringsten Ähnlichkeit mit einer Angel hatte, fragte sie sich, wie es ihm gelungen sein mochte, den Fisch zu fangen.
    »Womit haben Sie eigentlich den Fisch erlegt?«
    »Ich werde nicht so tun, als wäre ich ein versierter Fischer«, erwiderte er. »Die Flut ist ihm zum Verhängnis geworden, sie hat ihn in einer Pfütze zurückgelassen, in der er wild zappelnd lag.«
    Sie sah die Stelle, die er meinte. Dort gab es nur wenig Sand. Erde und Bäumen waren zu nah am Wasser, und Erde war lange nicht so verformbar wie Sand, weshalb der Tümpel bei jeder Flut weiter erodierte. Der Fisch reichte vermutlich für Mittag- und Abendessen, sodass sie keinen Hunger leiden mussten, bis sie gerettet wurden.
    »Und das Feuer?«, erkundigte sie sich neugierig.
    Grinsend zog er eine kleine Glaslinse aus seiner Tasche und zeigte sie ihr. »Die trage ich seit Jahr und Tag mit mir herum, seitdem ich gesehen habe, wie jemand ein Fernglas zerbrochen hat und die Linse in die Sonne gehalten hat, um ein Feuer in Gang zu setzen. Ich habe mir daraufhin diese kleine Variante zugelegt, die in meiner Tasche kaum Platz wegnimmt, auch wenn ich sie dieses Jahr beinahe weggeworfen hätte, da ich sie noch nie gebraucht habe und sie ständig verlege, weil sie so winzig ist. Jetzt bin ich froh, dass ich sie behalten habe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie gern rohen Fisch essen. Hunger?«
    »Noch nicht.« Sie lächelte. »So kurz nach dem Aufwachen bekomme ich noch keinen Bissen herunter, und ich bin ja gerade erst aufgewacht.«
    Statt zu lächeln, meinte sie, er wäre ein klitzekleines bisschen zusammengezuckt. Seltsam. Oder hatte sie sich womöglich getäuscht? Die Sonne stand schon recht hoch am Himmel, so als wäre es bereits Mittag. So lange schlief sie für gewöhnlich jedoch nicht.
    Je länger sie darüber nachdachte, wunderte es sie, wie er sie durch das Wasser hatte tragen können, ohne dass sie aufgewacht war. Es hatte ihr doch mit Sicherheit auch ins Gesicht gespritzt und sein Arm dürfte sich ungemütlich eng um sie gelegt haben. Bei normalem Schlaf wäre sie umgehend aufgewacht. Entweder spielte ihr Erinnerungsvermögen einen Streich und sie hatte mehr getrunken, als sie annahm, oder der Fall ins Wasser hatte sie bewusstlos gemacht. Vielleicht sollte sie dankbar sein, dass sie überhaupt aufgewacht war.
    Erst jetzt wurde ihr so richtig bewusst, dass er sein Leben für sie riskiert hatte. Wenn es ihm nicht gelungen wäre, sie an Land zu bringen, hätte er sie beide bestimmt nicht lange über Wasser halten können. Und sie wäre bis auf den Meeresgrund gesunken, ohne je zu wissen, dass er alles getan hatte, um sie zu retten. Sie stand tief in seiner Schuld.
    »Was?«
    Sie errötete. Vermutlich hatte sie leicht verdutzt ausgesehen, und er hatte es bemerkt.
    »Nichts«, antwortete sie, den Blick nach unten auf ihren Schoß gerichtet. »Sehen Sie Regen am Horizont?«
    O Gott, hatte sie ihn wirklich gerade aufgefordert, sich ihr zu

Weitere Kostenlose Bücher