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Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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einmal das Gegenteil behauptet hatte. Dieser Mann hatte das seltene Talent, sie vollkommen aus der Ruhe zu bringen. Hatte er nicht behauptet, er könne in ihrer Gegenwart nicht richtig denken? Seit geraumer Zeit schien sie dasselbe Problem zu haben.
    »Lassen Sie mich das anders sagen«, unterbrach er die entstandene Stille. »Warum sind Sie nicht verheiratet? Das richtige Alter hätten Sie ja. Genauer betrachtet dauert es nicht mehr lange, und Sie gehören zu den alternden Jungfern.«
    Sie richtete den Blick auf ihn, genau im richtigen Moment, um zu sehen, wie er Sand aus seiner Faust auf ihre Hand rieseln ließ, die bereits halb versunken war, weil er sich so weit zu ihr herüberlehnte. Seine dümmliche Bemerkung und der Sand sorgten für eine friedliche Stimmung.
    »Alternde Jungfer?«
    »Genau. Wenn ich mir Mühe gebe, kann ich schon die eine oder andere Falten entdecken.« Sie lachte. Doch dann fügte er hinzu: »Jetzt raus mit der Sprache.«
    Sie zuckte die Achseln. »Um ein Haar hätte ich geheiratet. Es gab keinen Junggesellen in ganz Gardener, der nicht um meine Hand angehalten hat, ehe ich von dort weggegangen bin. Drei an der Zahl, um genau zu sein. Zwei waren alt genug, um mein Vater zu sein, und der dritte hätte sogar mein Großvater sein können. Sie verstehen bestimmt, dass ich dankend abgelehnt habe.«
    »Es fällt mir schwer zu glauben, dass Sie lediglich von älteren Männern umgarnt wurden.«
    »Wenn ich es doch sage. Gardener war ein überaltertes Dorf. Die Jungen sind nach und nach weggezogen.«
    »Haben Ihre Eltern Ihnen denn keine anderen Alternativen geboten? Sie können doch nicht ernsthaft erwartet haben, dass Sie sich den ungünstigen Umständen anpassen?«
    »Mein Vater ist schon lange tot, und meine Mutter hat oft davon geredet, in eine große Stadt an der Küste zu ziehen, meinte sogar, wir könnten nach New York gehen, aber irgendwie ist es nie dazu gekommen. Und dann ist auch sie gestorben.«
    »Mein Beileid.«
    »Danke«, antwortete Katey, den Blick auf die Wellen gerichtet.
    Boyd ließ noch zweimal Sand auf ihre Hand rieseln, ehe er ihr die nächste Frage stellte. Es war, als müsste er erst den Mut dafür aufbringen. »Aber Sie haben schon vor, eines Tages zu heiraten, oder?«
    »Ja, vielleicht sogar noch, bevor meine Reise zu Ende geht. Es wäre aufregend, einen persischen Prinzen zum Gemahl zu nehmen, meinen Sie nicht auch? Vorausgesetzt, ich lerne einen kennen. Aber wer weiß, womöglich lande ich dann in einem Harem. Mir ist zu Ohren gekommen, dass es solch exotische Dinge geben soll, und ich möchte, dass meine Hochzeit etwas ganz Besonderes ist. Es soll zumindest aufregend sein. Mit etwas anderem gebe ich mich nicht zufrieden, weil mein Leben vor dieser Reise das genaue Gegenteil war.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«
    Sie schenkte ihm ein breites Grinsen. Wie entsetzt er dreinblickte! Sie hatte geradezu Lust, sich auf die Schulter zu klopfen.
    »Und ob.«
    Erst nachdem er weiteren Sand auf ihre Hand gestreut hatte, fragte er: »Eine Liebschaft mit einem Schiffseigner wäre Ihnen also nicht aufregend genug?«
    Auf dem Bild, das ihr gegen ihren Willen daraufhin in den Kopf schoss, lagen sie und Boyd auf einem Bett, eng umschlungen, und tauschten einen wahrhaft leidenschaftlichen Kuss. Hektisch blinzelte sie es wieder fort. Zum Glück hatte er nicht von Heirat gesprochen, wie sie eingangs befürchtet hatte. Sie wollte nicht, dass er sie bis zu ihrer Rettung mit etwas bedrängte, das nie geschehen würde. Dazu genoss sie die freundschaftliche Stimmung, die gerade zwischen ihnen herrschte, viel zu sehr.
    Mit leicht neckendem Unterton ergriff sie abermals das Wort: »Das kommt ganz auf die Umstände an. Zum Beispiel inmitten eines Sturmes, der das Schiff sinken lassen könnte, oder … Sie wissen schon, worauf ich hinauswill.«
    »Dann werde ich alles dafür tun, einen Sturm für Sie heraufzubeschwören«, sagte er.
    Sie lachte, erfreut darüber, dass er ihr kleines Spiel mitspielte. Das Leben war zu kurz für den ernsten Unterton, den er so oft anschlug.
    Selbstredend war ihr bewusst, dass seine aufwallenden Gefühle für sie mit ein Grund für sein ernstes Gehabe waren. Aber sie konnte ihm keinen Vorwurf daraus stricken, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, zumal sie seit ihrer ersten Begegnung mit demselben Problem zu kämpfen hatte. Manchmal wünschte sie sich, er würde sich ein wenig besser unter Kontrolle haben, aber das war noch lange kein Grund, ihn zu

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