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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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instinktiv noch fester, und beide landeten ziemlich unsanft auf dem Boden. Noch bevor Amy sich aufrappeln konnte, wurde sie von hinten hochgezogen.
    Warrens Arm, der sich jetzt fest um ihre Taille schloß, nahm ihr noch mehr den Atem als der Sturz.
    Der Mann, der noch immer am Boden lag, schaute zu Warren auf und fragte: »Was zum Teufel sollte dieser Blödsinn?«
    »Die Lady ist nicht verfügbar.«
    »Das hättest du mir auch sagen können«, knurrte der Mann, die Hand an der Wange.
    »Habe ich – auf meine Weise«, entgegnete Warren. »Und ich würde an deiner Stelle schön da unten bleiben, falls du nicht eine zweite Kostprobe willst.«
    Der Mann wollte sich schon erheben, doch nach dieser deut-lichen Drohung legte er sich rasch wieder hin. Warren war in der Tat ein Riese, der Engländer dagegen eher ein schmächtiges Männchen. Und man sah Warren an, daß er gewalttätig werden konnte. Amy, die fest an ihn gepreßt war, konnte es deutlich spüren – auch die Enttäuschung, daß der andere offensichtlich nicht an einer Schlägerei mit ihm interessiert war.
    Warren stapfte mit zornigem Schritt los. Als er Amy nicht absetzte, fragte sie sich, ob er vergessen hatte, daß er sie auf den Armen trug. Sie wollte ihn eben daran erinnern, als sie hinter sich ein erneutes Gemurmel vernahm.
    »Verdammter Amerikaner.« Der Mann hatte es an Warrens Akzent erkannt. »Noch nicht kapiert, daß der Krieg vorbei ist?« Dann wurde seine Stimme lauter. »Wir hätten Kleinholz aus euch gemacht, wenn ich dabei gewesen wäre!«
    Warren fuhr herum. Der Kerl rappelte sich auf und rannte los, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen. Amy hätte gelacht, wenn sie den Atem dazu gehabt hätte. Ihrem zukünftigen Ehemann war in dieser Nacht wirklich keinerlei Befriedi-gung vergönnt. Er setzte den Weg in die vorher eingeschlagene Richtung fort.
    »Würdest du mich freundlicherweise umdrehen, solange du mich trägst, damit ich etwas davon habe?« fragte sie mit erstickter Stimme.
    Er ließ sie fallen. Der verfluchte Mann ließ sie fallen! Normalerweise wäre sie jetzt explodiert. Aber als sie zu Warren aufblickte, schien er ebenso überrascht, sie am Boden sitzen zu sehen, wie sie selbst.
    »Ich nehme an, das war ein ›Nein‹?«
    »Herrgott noch mal, Amy, kannst du denn nie ernst sein?«
    »Ich glaube nicht, daß du mich ernst nehmen willst, es sei denn, du siehst Frauen gerne weinen. Wenn ich’s genau bedenke, ist es wahrscheinlich auch so«, sagte sie angewidert.
    »Was soll das jetzt wieder heißen?« fragte er und zog sie hoch. Doch er bemerkte ihr schmerzverzerrtes Gesicht und fragte schnell: »Hast du dir weh getan?«
    »Tu nicht so, als machtest du dir um mein Hinterteil Sorgen, das du nur zu gern mit einer Rute versohlen würdest.«
    »Würde ich nicht«, murmelte er vor sich hin.
    »Was sagst du?«
    »Ich würde dir nicht weh tun wollen.«
    »Und das aus dem Munde eines Mannes, der glaubt, Frauen seien nie zu alt für eine ordentliche Tracht Prügel!« höhnte sie.
    Er zog die Stirn in Falten. »Du scheinst dich etwas zu sehr mit meiner Schwester angefreundet zu haben.«
    »Wenn du damit meinst, daß ich Dinge über dich weiß, die ich in deinen Augen nicht wissen sollte, dann ja. Eines Tages wirst du allerdings froh darüber sein, denn einige dieser Dinge haben mich zu der Überzeugung gebracht, daß du kein völlig hoffnungsloser Fall bist – wenn auch verdammt nahe daran –, sondern immerhin ein oder zwei ausgleichende Charakterzüge hast.«
    »Ach wirklich? Und du wirst mir sagen, welche das sind, nehme ich an.«
    »Nein, werde ich nicht.« Sie lächelte verschmitzt. »Rate selbst, welche es sind.«
    »Mir wär’s lieber, du sähest mich als hoffnungslosen Fall an.«
    »Ja, ich weiß.« Sie seufzte. »Noch vor wenigen Minuten hätte ich dir den Gefallen getan, darauf kannst du Gift nehmen.«
    »Und was hat dich umgestimmt, wenn ich fragen darf?«
    »Deine Eifersuchtsszene von eben«, entgegnete sie mit einer übertriebenen Geste von Großzügigkeit.
    »O Gott«, stöhnte er. »Das war keine Eifersucht.«
    »Natürlich war’s das. Und nichts, was du sagst oder tust, kann mich von meiner Überzeugung abbringen. Möchtest du wissen, warum?«
    »Eigentlich nicht.«
    Sie sagte es ihm trotzdem. »Weil ich mich erklärt habe. Ich gehöre dir deshalb schon zur Hälfte, und im Innersten hat dein Besitzerinstinkt das längst akzeptiert, auch wenn du es noch nicht zugeben kannst, nicht einmal vor dir selbst.«
    »Was für ein

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