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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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Minuten, bis sie ihn in seine Sitzbank zurücksinken hörte. Sie seufzte innerlich, doch ihr Seelenfrieden war dahin. Sein allzu hitziges Temperament war ein Problem und würde die Dinge vorübergehend komplizieren, aber nicht für immer. Wenn sie erst einmal sein Herz erobert hätte, würde sie sich wegen seiner Launen keine Sorgen mehr machen müssen. Bis dahin würde sie ihn gut genug kennen und mit ihnen umzugehen wissen, sie ihm ausreden können oder sie einfach ignorieren und die Gewißheit haben, sie nicht mehr fürchten zu müssen. Ihre Ohren würden gelegentlich weh tun, nicht aber ihr Hinterteil.
    Sie würden – am Ende – großartig miteinander auskommen, da war sie ganz sicher. Unterdessen mußte sie herausfinden, wie weit sie ihn provozieren konnte, ohne selbst, wie eben, eingeschüchtert zu werden. Rückzug bedeutete ihrer Meinung nach eine eindeutige Niederlage, denn sie wollte nicht mit all den anderen Frauen, die seine Launen hinnahmen, in einen Topf geworfen werden.
    Georgina hatte ihr erzählt, daß sich Frauen von ihm angezogen fühlten, obwohl sie sich irgendwie vor ihm fürchteten.
    Dadurch war die Mauer um sein Herz allmählich fest und starr geworden. Amy wollte, daß er sie anders sah. Sie mußte seinen Widerstand brechen, doch das war nicht möglich, solange er glaubte, ihr Angst machen zu können wie jeder anderen Frau, die ihm näherzukommen versuchte.
    Außerdem mußten sie unbedingt miteinander schlafen. Das war wegen der kurzen Zeit, die ihr noch blieb, unumgänglich.
    Sie hatte geglaubt, es würde ausreichen, daß er sie begehrte, aber das war offensichtlich nicht der Fall. Sein Wille war einfach zu stark. Nein, mit ihm zu schlafen war der einzige Weg, ihm nahe zu sein und ihm zeigen zu können, daß sie keine zweite Marianne war, daß er ihr vertrauen konnte, daß sie ihn nie verletzen würde, daß sie ihn glücklich machen konnte. Acht Jahre lang war dieser Mann unglücklich gewesen, und er hatte sich eingeredet, daß er es so wollte. Sie war entschlossen, ihn eines Besseren zu belehren, ihm einen anderen Weg zu zeigen, um Liebe und Lachen in sein Leben zurückzubringen.
    Ein tiefes Schlagloch oder irgendein anderes Hindernis brachte die Kutsche plötzlich ins Wanken, riß Amy aus ihren Grübeleien und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das, was sie draußen sah. Sie runzelte die Stirn, einen Augenblick verwirrt und erschrocken, aber nicht um ihrer selbst willen, sondern weil sie wußte, daß ihr schweigsames Gegenüber alles andere als erfreut sein würde. Und dummerweise war sie es, die ihm die schlechte Nachricht überbringen mußte.
    Aber es ließ sich nun einmal nicht vermeiden. Er mußte vorbereitet werden und auch wissen, daß sie keiner tatsächlichen Gefahr ausgesetzt waren.
    »Warren, ich glaube, unsere Kutsche fährt nicht an das von dir angegebene Ziel.«
    Er blickte aus dem Fenster, da er London aber nicht genug kannte, sagte ihm die Gegend nichts. »Wo sind wir denn?«
    »Soweit ich es erkennen kann, gehören die Bäume dort draußen zu keinem unserer herrlichen Parks. Diese Straße fuhrt aus London hinaus und nicht zum Berkeley Square.«
    »Könnte mich der Kutscher mißverstanden haben?« fragte er mit erstaunlich ruhiger Stimme.
    »Wohl kaum.«
    Seine Augen fixierten sie plötzlich argwöhnisch. »Das war doch wohl nicht deine Idee? Irgendein verstecktes Liebesnest außerhalb der Stadt, in das du mich zu schleppen hofftest?«
    Sie konnte sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen.
    »Eigentlich hatte ich nur auf dein Bett im Hotel gehofft.«
    »Und was hat das hier zu bedeuten?«
    »Sieht ganz so aus, als würden wir gleich ausgeraubt werden.«
    »Unsinn. In dem Viertel, aus dem wir kommen, sind Raub und Diebstahl nichts Außergewöhnliches. Es gibt keinen Grund, uns deshalb aus der Stadt zu bringen.«
    »Nur daß Raubüberfälle wie dieser auch nichts Außergewöhnliches sind, denn so kann der Bandit Pferde, Kutsche und Geldbörse an sich bringen. Natürlich sind Mietkutschen nicht so begehrt. Ihre Pferde sind nicht die besten, das Gefährt auch nicht, und sie bringen auf dem Markt nicht so viel ein wie Pri-vatkutschen. Aber diese hier stand etwas zu lange an einer Stelle. Vielleicht hat der Kutscher einen anderen Fahrgast abgelehnt und damit geprahlt, daß man ihm ein hübsches Sümmchen versprochen habe, wenn er wartete.«
    »Soll das heißen, der Kutscher dort oben ist nicht der, mit dem du gekommen bist?«
    »Durchaus möglich. Irgendein Bandit könnte ihn

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