Malory
verspreche ich dir, alles zu tun, was du willst.«
Sie würde sich später etwas ausdenken müssen, um das Versprechen zu umgehen, denn sie konnte sich vorstellen, was er verlangen würde – sie nie wiederzusehen.
Er zögerte einen kurzen Augenblick, bevor er fragte: »Alles?«
Sie nickte. »Ja.«
»Gut.« Er ließ die Klinge in seinem Stiefel verschwinden, steckte die Pistole aber griffbereit unter den Gürtel. »Und zieh deine Kapuze tief ins Gesicht«, fügte er gereizt hinzu, offensichtlich nicht sehr glücklich über den eben abgeschlossenen Handel. »Nicht nötig, daß jeder sieht, wie schön du bist.«
Das versteckte Kompliment hätte sie zu jeder anderen Zeit in Begeisterung versetzt, jetzt aber gehorchte sie schnell, und das keinen Augenblick zu früh. Denn schon wurde die Tür aufgerissen, und eine Pistole, viel länger und älter als Warrens, wurde ins Kutscheninnere gerichtet.
»Raus!« Mehr sagte der Bandit, dessen Gesicht von einem Schal verdeckt war, nicht. Die Pistole, die sie zur Eile drängte, sagte weit mehr.
Warren kletterte als erster aus der Kutsche, hatte es damit aber nicht eilig, im Gegenteil, er bewegte sich mit übertriebener Langsamkeit, wohl auf einen Anlaß hoffend, die Angelegenheit auf seine Weise zu entscheiden. Die Banditen aber boten ihm diese Gelegenheit nicht. Sie trieben ihn nicht zur Eile an, mit keinem Wort, und so blieb ihm keine andere Wahl, als Amy aus dem Wagen zu heben. Das heißt, er hätte schon eine andere Wahl gehabt, doch er hielt sich an Amys Bitte, und dafür war sie ihm dankbar, vor allem als sie sah, daß es vier Banditen waren.
Drei hatten hier auf die Kutsche gewartet. Keiner von ihnen war besonders groß, und Warrens Hünengestalt hatte sie gewiß beeindruckt, doch nicht lange, denn jeder hielt eine Pistole in der Hand.
»Kein Grund zur Aufregung. Wenn Sie Ihren Zaster rausrük-ken, krümmen wir Ihnen und Ihrer Lady kein Haar.«
»Und wenn nicht?« fragte Warren herausfordernd.
Amy stöhnte innerlich. Es folgte ein kurzes Schweigen, dann sagte der Mann, der schon vorher gesprochen hatte:
»Nun, die Antwort kennen wir doch wohl alle.«
Vereinzeltes Kichern folgte auf die Bemerkung. Amy gefiel die ganze Geschichte nicht. Vielleicht hatte sie Warren einen falschen Rat gegeben. Konnte sie sicher sein, daß sich diese gemeinen Diebe an die Regeln hielten?
Sie ließ die Geldbörse fallen, die sie bereits von ihrem Handgelenk gelöst hatte. Einer von ihnen bückte sich, wog sie in der Hand, und sie konnte sein zufriedenes Lächeln förmlich spüren.
»Verbindlichsten Dank, Mylady«, sagte der Bandit.
»Keine Ursache«, antwortete Amy.
»Zum Teufel«, murmelte Warren, verärgert über ihr vornehmes Gehabe in einer solchen Situation.
Amy war über sein Verhalten weit mehr verärgert und machte es ihm durch einen kräftigen Rippenstoß klar. Nach einem scharfen Blick in ihre Richtung grub Warren die Hände in seine Taschen, um die Münzen herauszuangeln, die ihm noch geblieben waren, und warf sie ihnen mit Todesverachtung vor die Füße.
Amy wollte ihm einen zweiten Stoß versetzen, aber Warren war mit seinen Provokationen noch nicht am Ende. »Es sieht fast so aus, als hätte ich mit euch Kanalratten gerechnet. Mehr kriegt ihr nicht von mir.«
Endlich hatte er sie erbost, zumindest den Anführer. »Wir reißen dir die Kleider vom Leibe, wenn es uns paßt, kapiert?«
sagte er warnend.
»Was macht ‘ne Lady wie Sie mit so ‘nem gottverdammten Yankee?« fragte ein anderer.
»Ihm an die Kehle springen und erwürgen«, antwortete sie mit so ernster Stimme, daß die vier in schallendes Gelächter ausbrachen. »Wenn Sie also entschuldigen wollen, meine Herren, dann bringe ich es jetzt hinter mich.«
Sie wartete nicht auf die Erlaubnis, sich zu entfernen. Mit großer Unverfrorenheit packte sie Warren am Arm und zog ihn einfach hinter sich her in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Einen Augenblick dachte sie, damit sei die Sache erledigt, bis sie den Anführer brüllen hörte: »Können Sie wirklich kein weiteres Goldstück oder zwei für uns erübrigen?«
Sie empfand Empörung, doch das war nichts gegen die Wut, die sie in Warren aufsteigen spürte. Untätig klein beizugeben entsprach wirklich nicht seinem Temperament, auch nicht, wenn vier Pistolenläufe auf ihn gerichtet waren.
Amy war weit friedlicher gesonnen, und noch bevor er etwas unternehmen konnte, rief sie zurück: »Nein, kann ich nicht, und wenn Sie keinen Ärger mit den Malorys
Weitere Kostenlose Bücher