Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
Vom Netzwerk:
allein ins Bett.
    Er konnte selbst noch immer nicht glauben, daß er nach dem Vorfall mit Amy ins Hotel am Piccadilly zurückgekehrt war statt ins Hell and Hound zu der Dirne Paulette. Schuld waren seine Verwirrung und Wut darüber, daß er sich von dieser kleinen Göre seinen ursprünglichen Vorsatz hatte ausreden lassen, ihre Familie über ihr unerhörtes Verhalten in Kenntnis zu setzen. Doch als er im Albany Hotel eingetroffen war und sich vorgestellt hatte, was am anderen Ende der Stadt auf ihn wartete, war er auf sein Zimmer gegangen, statt eine neue Kutsche zu rufen.
    Zugegeben, es war schon spät, als er schließlich im Hotel eintraf. Außerdem hatten er und seine Brüder schon früh am Morgen einen wichtigen Geschäftstermin. Aber wann hatte ihn das jemals daran hindern können, eine Frau aufzusuchen, wenn er das Bedürfnis danach verspürte? Und das Bedürfnis bestand ganz eindeutig, und zwar schon seit heute morgen, seit jenem ersten Kuß. Er war auch fest entschlossen gewesen, ihm an diesem Abend nachzugeben.
    Doch dann war diese verdammte Göre dazwischengekom-men. Er hatte sie abgewiesen und gehofft, damit wäre die Sache erledigt. Wie wenig aber wußte er von der sprichwörtlichen englischen Hartnäckigkeit! Und das war, bevor er Amy Malory beinahe mitten auf einer Landstraße geliebt hätte.
    Er konnte noch immer nicht glauben, was da geschehen war.
    Er hatte sie fast schon vergessen, diese Freuden der Sinnlichkeit, des leidenschaftlichen Verlangens, der puren Wollust. Zu lange war er bei seinen Verführungen mit kalter Methodik vorgegangen, fast gleichgültig, nur erpicht auf die rasche Befrie-digung niederster Instinkte. Amy hatte weit mehr als das zutage gefördert, und jetzt erschien ihm Paulette einfach nicht mehr verlockend genug. So simpel war das.
    Doch er würde einen Tag wie diesen nicht noch einmal durchstehen – diese übergroße Lust und keine Möglichkeit, sie zu befriedigen. Und all das wegen der Launen einer Siebzehn-jährigen! Wie zum Teufel war es möglich, daß eine derart junge Person ihn so verwirren konnte, ihn bei jeder Begegnung so im Griff hatte? Sie war nichts weiter als ein liederliches kleines Biest. Offensichtlich hatte sie den Sex schon als halbes Kind entdeckt und allzu großen Gefallen daran gefunden, um davon zu lassen. Er, Warren, war nichts weiter als eine Herausforderung für sie, wahrscheinlich der erste Mann, der sie zurückgewiesen hatte. Das war alles, und deshalb ließ sie ihn Höllenqualen durchleben. Er hätte mit James Malory sprechen sollen.
    Wie hatte sie es nur fertiggebracht, es ihm auszureden?
    »Bist du wach, Brüderchen?« fragte Drew, nachdem er die Tür ins Schloß geworfen hatte.
    »Jetzt allerdings.«
    Drew lachte nur über Warrens mürrischen Tonfall. »Hätte nicht gedacht, dich schon so früh hier anzutreffen. Hast wohl allzu bald genug gehabt.«
    Wenn es nur so gewesen wäre, dann hätte er Amys Verführungskünsten besser widerstehen können. Und er fragte sich, ob er etwa klein beigegeben und Amy mit hergebracht hätte, wenn er das Zimmer wegen des vorübergehenden Platzman-gels im Hotel nicht mit Drew hätte teilen müssen. Ein entsetzlicher Gedanke. War er so willensschwach? Oder war die Ver-lockung so groß?
    Das Mädchen brachte ihm nur Ärger, das stand fest, und er mußte endgültig einen Schlußstrich unter die Sache ziehen.
    Sie war die Nichte seiner Schwester, zum Teufel noch mal. Sie war eine Malory. Sie war kaum aus dem Schulalter heraus.
    Und sie war genauso lasterhaft wie einst ihre beiden jüngeren Onkel und auf dem besten Weg, eine Femme fatale zu werden.
    Wenn sie meinte, ihre Reize öffentlich darbieten zu müssen, dann war das ihre Sache, er aber würde zu ihrem moralischen Verfall nicht beitragen. Sie würde am Ende schwanger werden und nicht einmal den Namen des Vaters nennen können.
    Irgendein Einfaltspinsel, der auf ihr Spiel hereingefallen war, würde sich dazu bekennen und säße dann in der Tinte, aber er, Warren, würde nicht derjenige sein.
    Er sollte eigentlich erleichtert sein. Er war erleichtert.
    Doch damit war das Problem nicht aus der Welt geschafft. So verlockend das Mädchen war, so sehr er sie vielleicht begehrte – er würde sich doch nicht in ihre Falle der Sinnlichkeit locken lassen.
    »Wenn wir uns auch über dieses Land beschweren«, fuhr Drew fort, während er auf der anderen Seite ihres gemeinsamen Bettes Platz nahm, um seine Stiefel abzustreifen, »eines muß man diesen verdammten Engländern

Weitere Kostenlose Bücher