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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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hineinzuschleichen, vor allem jetzt, da Georgina die Abende nicht mehr in ihrem Schlafzimmer verbringen mußte.
    Und es gab noch ein Problem. Sie konnte sich nicht an seine Zimmernummer erinnern. Drew hatte sie einmal beim Abendessen erwähnt und Boyd damit aufgezogen, daß der die seine vergessen hatte. Sie hatten alle im zweiten Stock gewohnt.
    Nun gut, wenn ihr die Nummer nicht rechtzeitig einfiele, müß-
    te sie eben an jede Tür klopfen. Am Empfang sollte sie besser nicht fragen, sonst würde das scheinbar Harmlose plötzlich anstößig wirken.
    Amy verschwendete keine Zeit mit Grübeleien, ob sie hingehen sollte oder nicht. Die Idee hatte sich festgesetzt und war nicht mehr wegzuwischen. Um so mehr Gedanken machte sie sich, was sie Warren sagen sollte, wenn sie vor seiner Tür stand. Mit einem einfachen »Hallo« war es nicht getan. Besser wäre vielleicht: »Ich dachte, du wärest reif für ein weiteres Abenteuer«, obwohl sie mehr dazu neigte, ihn schlicht und einfach daran zu erinnern, daß sie versprochen hatte, ihn aufzusuchen, wenn er ihr weiterhin aus dem Weg ginge.
    Auch ihrer Garderobe widmete sie viel Zeit, denn schließlich hatte sie so manche Stunde totzuschlagen, bis ihr Onkel und ihre Tante sich zum Schlafen zurückziehen würden. Ihr Straßen-kleid mit dem dazu passenden blauen Spenzer war zu brav, aber sie entfernte den Spitzeneinsatz am Oberteil, um ihr Dekollete tiefer zu machen, als sie es gewöhnlich trug. Warren hatte so etwas natürlich schon oft gesehen, aber noch nicht an ihr.
    Diese zusätzliche Waffe war ihrer Meinung nach erforder-lich. Warren würde ihr gewiß nicht zustimmen, doch sie muß-
    te etwas tun, um seinen Widerstand zu brechen. Er wollte sie, das stand fest. Sie müßte ihn nur für eine Weile vergessen lassen, daß Heirat im Spiel war. Natürlich wären all ihre Vorbereitungen nutzlos, wenn sie nicht in sein Zimmer käme; es war durchaus möglich, daß er ihr die Tür vor der Nase zuschlagen würde. Ob sie vielleicht ihre Reitstiefel anziehen sollte, um ihren Fuß dazwischenzuklemmen ...?
    Kurz nach ein Uhr in der Nacht kam sie beim Albany Hotel an. Warren hatte sich sicherlich wieder den ganzen Abend amüsiert und würde jetzt im Bett liegen. Ein unangenehmer Gedanke neben einem angenehmen – aber beide verdrängte sie, als sie jetzt die Treppe zum zweiten Stock hinaufeilte.
    Die beiden Angestellten, denen sie in der Eingangshalle begegnet war, hatten kaum Notiz von ihr genommen und sie wohl für einen Gast gehalten, der in sein Zimmer ging – ganz wie sie gehofft hatte. Keine Fragen. Sie würde gleich genug zu beantworten haben.
    Die Zimmernummer war ihr unterwegs wieder eingefallen.
    Vor der Tür angelangt, blieb sie einen Augenblick stehen. Die Vorstellung, daß er im Bett lag und vielleicht schon schlief, bereitete ihr plötzlich Kopfzerbrechen. War es wohl zu ihrem Vorteil? Wenn sie ihn in Versuchung führen könnte, bevor er richtig wach war ... Ihr Herz schlug bis zum Hals. Heute nacht würde es geschehen ...
    Sie klopfte energisch an die Tür, um sicherzugehen, daß er aufwachen würde. Daß nun augenblicklich diese Tür und vier weitere nebenan aufgerissen wurden, damit hatte sie nicht gerechnet. Beschämt, die Hotelgäste gestört zu haben, wurde sie puterrot, aber ihre Verlegenheit schlug in Fassungslosigkeit um, als sie rechts und links nun eine Schar Asiaten von gedrungener Gestalt in den Flur strömen und einen weiteren auf der Türschwelle vor sich erscheinen sah.
    Sie konnte eben noch ein verwirrtes »Pardon« murmeln, bevor sie in das Zimmer gezerrt wurde, das sie für Warrens gehalten hatte.
    Dort ließ man sie los, aber erst nachdem jemand die Tür hinter ihr verriegelt hatte. Sie wandte sich um und wollte den Missetäter – er war nicht größer als sie – in Augenschein nehmen. Erstaunt stellte sie fest, daß es zwei waren. Der zweite stand an der anderen Seite der Tür. Hatten sie dort Wache gestanden? War das der Grund, weshalb die Tür unmittelbar nach ihrem Klopfen aufgesprungen war? Und die anderen Türen? Hatte man die auch bewacht? Großer Gott, in was war sie da hineingeraten?
    Diese Leute schienen die ganze Etage für ihre Zwecke gemietet zu haben. Warren mußte wohl in einem anderen Stockwerk sein. Sicher hatte ihn die Hotelleitung gebeten umzuziehen, damit diese ganze Horde beisammen wohnen konnte. Wie sollte sie ihn jetzt finden, ohne den Mann am Empfang zu fragen?
    »Ich glaube, ich habe ...«
    »Schweigen Sie, Lady.«
    »Aber ich

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