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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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Beine und steh nicht rum, als hättest du Blei in den Füßen.« Warren tänzelte aus der Reichweite von Anthonys Faust. »Schon besser, Alterchen, aber du mußt mit Sachen wie diesen hier rechnen.«
    Anthony schnellte nach links. Warren folgte der Bewegung und konnte trotzdem der scharfen Rechten nicht ausweichen. Er blinzelte, als der Schmerz von der Nase direkt ins Gehirn schoß.
    Sie war nicht gebrochen, aber es hatte nicht viel gefehlt. Und dies war nicht der erste Schlag, der überflüssig und doch mit eiskalter Präzision ausgeführt worden war. Jetzt reichte es Warren.
    »Wenn du deine persönliche Abneigung nicht aus dem Training herauslassen kannst, Malory, dann machen wir besser gleich Schluß. Ich hätte wissen müssen, daß deine Angeberei heute einen anderen Grund hatte.«
    »Aber man lernt aus Erfahrung, wußtest du das nicht?« entgegnete Anthony unschuldig.
    »Man lernt genauso durch Wiederholen, Einprägen und andere weniger schmerzhafte Dinge.«
    »Na gut«, knurrte Anthony. »Muß wohl den amüsanten Teil meinem Bruder überlassen. Also zurück zur Grundstellung.«
    Warren hob vorsichtig die Fäuste. Wenigstens konnte er sicher sein, daß dieser Malory sein Wort halten würde. Das Training war zwar noch immer äußerst strapaziös, doch es ging wieder um die Grundtechniken und nicht darum, sich in Szene zu setzen.
    Als Warren schließlich zum Handtuch griff, war er völlig erschöpft und ausgelaugt. Er hatte eigentlich vorgehabt, sich am Nachmittag auf die Suche nach einem neuen Hotel zu machen, entschied jetzt aber, daß es bis morgen Zeit hatte. Was er brauchte, waren ein Bett und ein Bad, ganz gleich in welcher Reihenfolge. Was er nicht brauchte, war Anthonys Geplapper, auch wenn es ganz harmlos anfing.
    »Was machen die Arbeiten in eurem neuen Büro?«
    »Die Maler sind morgen fertig.«
    »Ich kenne einen Mann, der einen großartigen Geschäftsführer abgeben würde.«
    »Damit ich eher abreisen kann?« riet Warren ganz richtig.
    »Tut mir leid aber Clinton hat in letzter Minute entschieden, daß es, wenigstens für den Anfang, ein Amerikaner sein soll.
    Also sitze ich hier fest, bis sie einen herbringen.«
    »Du wirst das Büro also selbst eröffnen, sobald es einge-richtet ist?«
    »So ist es geplant.«
    »Irgendwie kann ich mir dich nicht hinter einem Schreib-tisch mit Bergen von Rechnungen vorstellen. Einen mit einem Logbuch drauf schon, aber nicht mit all dem langweiligen Büroschnickschnack. Doch ich nehme an, du hast das schon früher gemacht.«
    »Haben wir alle, sogar Georgie. Unser Vater hatte darauf bestanden, daß wir mit beiden Seiten des Geschäfts vertraut werden.«
    »Was du nicht sagst.« Anthony klang beeindruckt, dann aber fügte er hinzu: »Doch ich könnte darauf wetten, daß dir das nicht im mindesten behagt hat.«
    Das stimmte, doch Warren hatte es nie eingestanden und würde es auch jetzt nicht tun. »Worauf willst du hinaus, Sir Anthony?«
    Anthony zuckte die Achseln. »Nichts Besonderes, altes Haus. Ich habe mich nur gefragt, warum du das Londoner Büro eröffnest, bevor euer Geschäftsführer kommt. Warum läßt du es nicht bis dahin geschlossen?«
    »Weil bereits neue Fahrpläne vom Hauptbüro an all unsere Kapitäne gegangen sind. Die ersten Skylark-Schiffe treffen schon diesen Monat in London ein. Ich muß Fracht für den nächsten Hafen organisieren, den sie von hier aus ansteuern.
    Ich muß ...«
    »Ja, ja, ich bin sicher, die ganze Sache ist unglaublich faszinierend«, fiel ihm Anthony ungeduldig ins Wort. »Doch ihr könnt doch nicht in jedem Hafen, den eure Schiffe anlaufen, ein Büro eröffnen.«
    »An den Haupthandelsrouten schon.«
    »Und in welchen Häfen an diesen besonderen Routen? Eure Kapitäne sind doch sicher erfahren genug, um selbst ihre Fracht akquirieren zu können.«
    Warren schlüpfte in Hemd und Weste, wobei ihn jeder einzelne Muskel schmerzte. Er wollte nur noch seine Ruhe haben.
    Diese Fragerei ging ihm schrecklich auf die Nerven, wußte er doch längst, worauf Anthony hinauswollte.
    »Jetzt laß uns doch mal zum Kern unserer kleinen Unterhaltung kommen«, schlug er vor. »Ich werde dieses Land nicht allzu bald verlassen. Das ist so abgemacht, und dabei bleibt es.
    Und was eure Nichte betrifft, so habe ich dir und deinem Bruder alle möglichen Zusicherungen gegeben. Ich meide sogar meine Schwester, nur um Amy aus dem Weg zu gehen. Was willst du also noch mehr?«
    Mit der finsteren Miene, die er jetzt aufsetzte, wirkte Anthony geradezu

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