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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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treffen wollte?« fragte Warren.
    »Nein, aber sie würde trotzdem irgend etwas sagen. Daran hätte ich früher denken müssen, doch ich war überzeugt, daß sie dich in deinem neuen Büro suchen würde. Weil du aber nicht da warst, als wir nach dir fragten, nahmen wir an, daß du von dort aus mit ihr fortgegangen bist. Doch wenn du sie wirklich nicht gesehen hast ...« Sie wandte sich an James. »Wenn sie sich gestern nacht auf die Suche nach ihm gemacht hat, muß sie ins Albany gegangen sein. Ich habe ihr nämlich nicht gesagt, daß er das Hotel gewechselt hat.«
    Warrens Beunruhigung wuchs. »Glaubst du, sie kannte meine Zimmernummer?«
    »Wenn ich mich recht entsinne, hat Drew sie bei unserem gemeinsamen Abendessen erwähnt. Ja, sie kannte die Nummer. Warum fragst du?«
    »Weil Zhang Yat-sen im Albany ist.«
    »Wer?«
    »Der frühere Besitzer der Tang-Vase.«
    Georgina sah ihn entgeistert an. »Der Kerl, der dich umbringen wollte?«
    »Ja, und er ist nicht allein gekommen. Er hat ein kleines Heer bei sich.«
    »Großer Gott, glaubst du etwa, er könnte Amy festhalten?«
    »Er wußte, daß ich dort wohnte. Er wird herausbekommen haben, welches mein Zimmer war, und es beobachtet haben.
    Das war seine einzige Chance, mich in einer großen Stadt wie London aufzuspüren. Und ich weiß, daß er noch immer hier ist. Deshalb war ich den ganzen Tag unterwegs; ich wollte herausfinden, mit welchem Schiff er gekommen ist und ob es noch immer im Hafen liegt. Aber wenn Amy seit gestern nacht verschwunden ist, warum haben sie sich dann nicht längst blicken lassen?«
    »Wo? Hier? Ich habe dir doch schon gesagt, daß sie gar nicht weiß, wo du jetzt wohnst, und außerdem ...«
    »Sie hätten sie zu dir schicken können. Sie wußte, daß du mich finden konntest.«
    »Wenn du mich hättest ausreden lassen, hätte ich dir sagen können, daß sie das niemals tun würde. Sie liebt dich, Warren. Und da wir schon beim Thema sind ...«
    »Nicht jetzt, Georgie!«
    »Wie du willst, aber sie wird niemandem verraten, wo du bist, wenn sie glaubt, daß sie dir damit schaden könnte.«
    »Auch nicht, wenn es um Leben und Tod geht?«
    Hier schaltete sich James mit ruhiger Stimme ein. »Ist ihr Leben in Gefahr?«
    »Gut möglich. Yat-sen macht kurzen Prozeß, wenn er etwas will. Da ist ihm jedes Mittel recht. Herrgott, ich hätte wissen müssen, daß ich das nicht würde vermeiden können.«
    »Da gibt es noch etwas anderes, das du nicht wirst vermeiden können, wenn ihr etwas zustößt«, versprach James.
    »Moment mal, Malory. Sie sind hinter mir her, und sobald sie mich haben, lassen sie Amy frei.«
    »Dann wird es mir ein Vergnügen sein, dich ihnen zu übergeben. Gehen wir?«
    »Wir? Es ist völlig überflüssig, dich da hineinzuziehen.«
    »Oh, das möchte ich mir aber nicht entgehen lassen ...«
    »Ich weiß nicht, ob du es mitgekriegt hast, James«, fiel ihm Georgina gereizt ins Wort, »aber Warren ist in dieser Sache völlig unschuldig. Er konnte nicht wissen, daß Amy versuchen würde, ihn im Hotel aufzusuchen. Also versuche lieber, ihm zu helfen, statt ihn zu beschuldigen.«
    »Ich lasse mir verdammt noch mal nicht vorschreiben, wen ich für schuldig halte oder nicht.«
    »Du bist unmöglich«, zischte sie.
    »Das hab ich jetzt schon zigmal gehört«, war alles, was er darauf zu sagen hatte.
    Warren indes mußte James im Innern recht geben. Er hatte gewußt, daß Amy vorhatte, in sein Hotel zu kommen. Sie hatte es ihm gesagt, und er hatte es geglaubt. Deshalb war er, noch bevor er dem Chinesen über den Weg gelaufen war, fest entschlossen gewesen, das Hotel zu wechseln. Er hätte ihre Entführung verhindern können, wenn er hin und wieder am Berkeley Square erschienen wäre und Amy einfach ignoriert hätte. Aber er hatte gefürchtet, sie nicht ignorieren zu können, und war deshalb ferngeblieben. Verfluchte Begierde – doch Begierde hatte nichts mit der Angst zu tun, die er jetzt um sie hatte ...
    Zwanzig Minuten später traten Warren und James ins Albany Hotel, während Georgina draußen in der Kutsche wartete.
    Fünf Minuten später erschien Li Liang in der Eingangshalle des Hotels. Warren konnte sich aufgrund mehrerer Besuche in Zhangs Palast noch genau an den Mann erinnern. Man munkelte zwar, der Kriegsherr spräche perfekt Englisch, würde es aber mit Hilfe seines Dolmetschers Li Liang ver-tuschen.
    Li Liang verbeugte sich förmlich, als er ihnen entgegentrat.
    »Wir haben Sie erwartet, Kapitän. Wenn Sie mir bitte folgen

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