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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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Danach kann ich ungehindert abziehen, oder ich zerschmettere das verdammte Ding in tausend Stücke.«
    »Wollen Sie etwa, daß die Kleine in einzelnen Stücken an ihre Familie zurückgegeben wird?«
    Warren biß nicht an, wohl aber James. In höchster Alarmbe-reitschaft, die Fäuste geballt, machte er einen Schritt auf das Bett zu. Warrens Arm schoß vor, um ihn zurückzuhalten, doch zu spät. Zhangs Leibwache reagierte blitzschnell, und Sekunden später lag James bewußtlos am Boden und wurde, an Händen und Füßen gefesselt, aus dem Weg gerollt. Das alles war ohne eine einzige Waffe geschehen; so gut beherrschten Zhangs Leute die alte Kriegskunst.
    Warren wußte, daß er auf keinen Fall eingreifen durfte, wenn er nicht das gleiche Schicksal wie James erleiden wollte. Und er mußte zumindest den Anschein erwecken, als hät-te er noch alle Trümpfe in der Hand. Auf James’ Hilfe hätte er allerdings gut verzichten können, denn rohe Gewalt war nicht das geeignete Mittel, um mit diesen Männern fertig zu werden.
    Er warf einen Blick auf seinen Schwager, der langsam wieder zu sich kam. Ernstlich verletzt war er offenbar nicht. Warren hätte nur zu gern gewußt, wie es diese Asiaten fertigbrach-ten, einen bärenstarken Mann wie James so einfach zu bezwingen. Er mußte James zugute halten, daß er völlig überraschend angegriffen worden war. Ansonsten hätte er sicherlich beträchtlichen Schaden angerichtet, bevor er zu Boden gegangen wäre.
    »Sehr unterhaltsam«, sagte Warren trocken und wandte sich wieder Zhang und Li zu. »Aber können wir uns jetzt wieder unseren Geschäften widmen?«
    »Gewiß, Captain«, entgegnete Li lächelnd. »Das unversehr-te Mädchen gegen die Vase. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Völlig inakzeptabel! Und bevor wir weiter Zeit vergeuden, möchte ich Sie wissen lassen, daß mir das Mädchen nichts bedeutet, die Vase noch weniger; für mich ist sie lediglich eine hübsche Antiquität. Mein älterer Bruder ist begeistert von ihr, ich dagegen kann nichts damit anfangen. Es kommt jetzt also darauf an, wer was mehr begehrt, nicht wahr? Töten Sie mich, so bekommen Sie nicht, was Sie wollen. Tun Sie dem Mädchen etwas an, so bekommen Sie auch nicht, was Sie wollen.
    Lassen Sie also das Mädchen frei, und ich führe Sie zu der Vase. Das ist mein Angebot. Entweder nehmen Sie es an, oder Sie lehnen es ab.«
    Li und Zhang berieten sich erneut. Warren hatte soeben, ohne es zu ahnen, Amys Behauptung gegenüber den Chinesen untermauert, daß er sie im Grunde gar nicht wolle. Das verschaffte ihm einen eindeutigen Vorteil. Zhang aber war immer noch auf Rache und auf die Vase aus. Doch Fremden gegen-
    über war er noch nie ehrlich und fair gewesen, und so stimmte er auch jetzt dem Vorschlag ruhig zu, um sich später dann zu nehmen, was er wollte.
    »Wir schenken Ihnen das Leben, Captain«, sagte Li schließ-
    lich. »Das Mädchen allerdings halten wir fest, um sicherzugehen, daß Sie Ihr Versprechen einhalten.«
    »Die Vase befindet sich aber zufälligerweise in Amerika.
    Und Sie können das Mädchen unmöglich die ganze Zeit über festhalten, die ich brauche, um sie hierher zu bringen. Im übrigen ist ihre Familie einflußreich genug, um Sie in wenigen Tagen ausfindig zu machen.«
    »Sie glauben, wir ließen Sie allein davonsegeln, um die Vase zu holen?« fragte Li in einem ironischen Tonfall. »Nein, Captain, wir reisen zusammen auf unserem Schiff – mit dem Mädchen. Sie können sie wieder zu ihrer Familie zurückbrin-gen, wenn Sie Ihre Verpflichtungen erfüllt haben.«
    »Sie irren sich gewaltig, wenn Sie glauben, ich ließe mich auf einem Schiff einsperren zusammen mit diesem ... diesem Weibsbild.«
    »Wenn nicht, muß sie sterben. Damit wäre unser Gespräch beendet. Wie Sie schon sagten – entweder ... oder.«
    Zähneknirschend mußte sich Warren fügen. Er hatte ver-spielt, Zhang hingegen hatte den Trumpf in der Hand solange Amy in seiner Gewalt war.
    Kapitel 30
    Unterdessen machte sich Georgina unten vor dem Hotel große Sorgen. Denn kurz nachdem Warren und James das Hotel betreten hatten, waren plötzlich viele Kutschen vorgefahren.
    Und zu ihrer größten Beunruhigung sah sie, daß der Portier die Kutscher alle zu einem Mann führte, der wie ein Chinese aussah. Bald tauchten weitere Asiaten auf und beluden die Wagen mit Koffern und Truhen.
    Die Eile, mit der das alles vonstatten ging, versetzte Georgina mehr und mehr in Panik, und sie malte sich schon die schreck-lichsten Dinge aus. Amy

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