Malory
sei froh, daß ich nur Albert hinter ihnen hergeschickt habe – oder weißt du, wohin sie gefahren sind?«
»Zu den Docks, aber zu welchen, weiß ich nicht. Sie segeln nach Amerika.«
»Alle?«
»Alle, einschließlich Amy.«
»Was sagst du da?«
»Ich sage, was ich weiß.«
»Hast du denn nicht protestiert?«
»Sieht es so aus, als hätte ich es nicht getan?«
»Aber Warren hat doch wohl ...«
»Er hat es versucht, George, das muß ich zugeben. Aber der Gedanke, mit Amy in dasselbe Schiff verfrachtet zu werden, war ihm verflucht unangenehm. Ich habe ihn wohl falsch eingeschätzt – wenigstens in dieser Hinsicht. Er will tatsächlich nichts von ihr wissen.«
»Bist du dir so sicher?«
»Wage nicht, jetzt auch noch enttäuscht zu sein.«
»Du wirst mich nicht daran hindern können«, entgegnete sie trotzig. »Aber ob es eine Liebesgeschichte ist oder nicht, spielt hier keine Rolle. Sie segeln sicher nach Bridgeport, wo die Vase ist. Glaubst du, sie werden sie freilassen, wenn sie das Ding haben?«
»Sie haben es jedenfalls gesagt.«
Georgina runzelte die Stirn. »Klang da nicht ein ›Aber‹ mit?«
»Mein Gott, George, du scheinst immer hellhöriger zu werden.« Das sollte eine Anspielung auf seinen vorigen Scherz sein, daß sie seine Fußtritte gegen die Wand wahrscheinlich schon auf der Straße gehört habe. Georgina aber ließ nicht locker. »Du bist mir noch die Antwort auf meine Frage schuldig, James Malory.«
Von allen Fesseln befreit, erhob er sich mit einem Seufzer.
»Es wurde so vereinbart.«
»Daß Warren und Amy freigelassen werden, sobald die Vase übergeben ist?«
»Ja.«
»Aber?«
»Ich habe meine Zweifel, daß dieser Chinese sich an die Vereinbarung halten wird. Er hat zu hartnäckig versucht, nur Amy gegen die Vase freizulassen. Was er wirklich will, ist dieses Ding und blutige Vergeltung.«
»Nun, beides kann er nicht bekommen.«
»Es wird ihn schwer beeindrucken, daß du das nicht zulassen willst, meine Liebe«, meinte James mit hochgezogener Braue.
»Dein Sarkasmus ist hier wirklich fehl am Platz.«
Er legte den Arm um ihre Schulter und führte sie aus dem Zimmer. »Also Spaß beiseite. Dein Bruder ist sicher zu demselben Schluß gekommen wie ich. Er hat Zeit genug, sich zu überlegen, wie er sich und Amy schützen kann.«
»Wie kommt es, daß ich immer noch ein ›Aber‹ durchhöre?«
»Weil ich ihm nicht zutraue, daß er die Sache in den Griff bekommt. Von mir aus kann er vermasseln, was er will, aber nicht, wenn Amy im Spiel ist.«
»Warren ist viel zuverlässiger, als du denkst.«
»Kein Grund, gekränkt zu sein, George. Ich werfe dir ja nicht vor, aus einer Familie zu stammen, die ...«
»Hör auf damit«, fiel ihm Georgina gereizt ins Wort. »Ich bin nicht in der Stimmung, mir dein ewiges Genörgel an meiner Familie anzuhören. Sag mir lieber, was du zu unternehmen gedenkst.«
»Sie daran hindern, in See zu stechen, natürlich.«
Daß das leichter gesagt als getan war, mußten sie erfahren, als Albert zurückkam und sie zu den Docks brachte. Die Anle-gestelle, auf die er deutete, war leer.
Nachdem sich James’ Wutanfall gelegt hatte, fing er an zu jammern. »Ausgerechnet jetzt habe ich kein Schiff zur Verfü-
gung. Ich hätte die Maiden Anne behalten sollen, und sei es nur für Notfälle wie diesen.«
Damit hatte Georgina nicht gerechnet. »Soll das heißen, du wärst hinter ihnen hergesegelt?«
»Die Absicht habe ich immer noch, aber es wird mich ein verdammtes Vermögen kosten, einen Kapitän zu finden, der bereit ist, sofort in See zu stechen. Er müßte auf der Stelle seine Mannschaft zusammentrommeln, ausreichend Verpflegung an Bord haben und alles, was sonst noch nötig ist.« Er hielt kurz inne, bevor er einen weiteren Schwall an Flüchen aus-stieß. »Es wäre schon ein Wunder, wenn ich ein Schiff fände, das morgen früh lossegeln kann.«
Georgina zögerte einen kurzen Augenblick, bevor sie ihrem Mann den folgenden Vorschlag unterbreitete: »Warrens Schiff, die Nereus, liegt doch im Hafen. Wenn ich erzähle, was passiert ist, wird die Mannschaft für dich segeln, doch ich bezweifle, daß alle an Bord sind.« Noch viel zweifelhafter erschien ihr, daß Warren es gutheißen würde, wenn sie sein Schiff seinem ärgsten Feind zur Verfügung stellte.
James aber hatte aufmerksam zugehört. »Wenn sein Schiff gut geführt ist, wird sicher jemand wissen, wo die Besatzung zu finden ist.«
»Alle Skylark-Schiffe haben ein Hafenlogbuch, in dem das und
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