Malory
vermitteln zu wollen.
Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie endlich das kleine Pächterhaus, das auf Dereks Besitz lag. Es bestand aus einem großen Zimmer mit einer Küche daneben, einem Eßtisch in der Mitte und einem kleinen Bereich auf der anderen Seite, der als Salon gelten konnte, weil ein großer Sessel darin stand. Hinten gab es ein Schlafzimmer mit einem winzigen Badezimmer, in dem ein Bottich als Badewanne stand. Das Haus war nie mo-dernisiert worden.
Das Cottage war spärlich möbliert und im Moment ziemlich schmutzig, da es lange leergestanden hatte.
An der Wand über dem Ausguß hingen einige ver-rostete Kochtöpfe, es gab einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen, über den großen Sessel war ein ver-staubtes Laken gebreitet, und im Schlafzimmer stand lediglich ein unbezogenes Bett. Ein Schrank war nicht vorhanden. Aber das Haus war solide gebaut und in gutem Zustand. Es mußte nur einmal gründlich gereinigt werden und würde dann mit ein paar notwendigen
Einrichtungsgegenständen
ganz
gemütlich
wirken.
Derek seufzte wegen des unwohnlichen Zustands, und ging dann nach draußen, um Holz aus einem kleinen Schuppen zu holen. Er entzündete ein Feuer, klopfte sich den Staub von den Händen und wandte sich dann erwartungsvoll an Kelsey.
»Ich muß rasch ins Gutshaus hinüber«, sagte er zu ihr,
»um Bescheid zu gehen, daß ich da bin. Mir wäre es lieber, daß man nicht weiß, wer du bist und warum du hier bist, deshalb sollten dich so wenig Leute wie möglich sehen. Ich habe noch nie zuvor eine Frau hierhergebracht, weißt du, und wenn das Personal es erfährt, wird es hochgezogene Augenbrauen geben – auch mein Vater wird es erfahren, was ich lieber vermeiden möchte.
Aber ich lasse dir Bettzeug und andere Sachen hinüber-bringen und ich werde selbst auch so schnell wie möglich zurückkommen. Kannst du eine Weile alleine hierbleiben?«
»Natürlich«, erwiderte Kelsey.
Er lächelte sie strahlend an, offensichtlich erfreut darü-
ber, daß sie sich nicht über die Umgebung beklagte.
»Großartig. Vielleicht sollten wir im Ort zu Abend essen, wenn ich zurück bin? Es gibt einige hervorragende Restaurants hier, soweit ich mich erinnere, und er ist nur eine Meile entfernt.« Dann trat er zu ihr, während sie am Tisch saß, beugte sich über sie und gab ihr einen kurzen Kuß. »Ich freue mich auf heute abend, meine Liebe. Ich hoffe, du auch.«
Prompt errötete sie, aber er war schon weg. Kelsey seufzte, als sich die Tür hinter ihm schloß. Heute abend? Nein, sie freute sich nicht im mindesten darauf.
Um sich abzulenken, erkundete sie den Schuppen und entdeckte zwei Körbe, den einen voll mit zerbroche-nem Geschirr und den anderen voller Lumpen.
Sie nahm die Lumpen, entstaubte die wenigen Möbelstücke und wischte über die Fenster und die leeren Küchenschränke. Viel mehr allerdings konnte sie ohne Seife und Besen nicht machen. Bald schon war sie fertig und wartete auf Dereks Rückkehr und die Ankunft der Dinge, die sie brauchte, um das Cottage wohnlich zu machen.
Die Dämmerung brach jedoch rasch herein, und das letzte Tageslicht schwand. Kelsey hatte die kurze Zeit auf Dereks Schoß in der Kutsche wesentlich bequemer gesessen als den Rest des Tages auf dem Platz ihm gegenüber. Sie hatte gewußt, daß er sie beobachtete, und sich gefragt, was er wohl dachte. Das war ziemlich anstrengend gewesen. Deshalb schlief sie bei der Wärme des Feuers im Sessel ein, nur mit dem Laken zugedeckt.
Niemand kam vorbei.
11
Als Kelsey am nächsten Morgen aufwachte und das Cottage noch in dem gleichen Zustand vorfand wie am Abend zuvor, wußte sie nicht, was sie denken sollte.
Offensichtlich
war
Derek
nicht zurückgekehrt,
oder
wenn er doch gekommen war, hatte er es nicht für nötig befunden, sie aufzuwecken. Offenbar war er auch nicht geblieben, denn er war nicht mehr da. Genausowenig wie die lebenswichtigen Dinge, die er ihr hatte besorgen wollen.
Sie grübelte stundenlang darüber nach und fragte sich, warum er wohl seine Pläne geändert haben mochte, aber es fiel ihr nichts ein. Sie konnte nur warten. Er hatte ihr gestern abend deutlich genug gesagt, daß er sie nicht in seinem Haus zu sehen wünschte, also konnte sie ihn noch nicht einmal suchen gehen, um herauszufinden, was passiert war.
Zumindest war der Korb, den Mrs. Hershal für sie hatte vorbereiten lassen und den sie gestern gar nicht gebraucht hatte, von irgend jemand ins Cottage gebracht worden. Sie hatte einen Bärenhunger. Als
Weitere Kostenlose Bücher