Malory
abscheuliche Zusammentreffen hineingezogen wurdest.«
Sie schauderte innerlich. »Er ist ein grausamer Mann, nicht wahr? Ich habe es schon an dem Abend, als er auf mich geboten hat, in seinen Augen gesehen – und heute wieder.«
»Er ist schlimmer, als du dir vorstellen kannst«, entgegnete Derek und erklärte ihr, wie krank dieser Mann tatsächlich war. Er erzählte ihr alles, oder deutete es zumindest an, damit sie seine Warnung verstand.
»Wenn du ihn jemals wiedersehen solltest, Kelsey, wenn ich nicht bei dir bin, lauf sofort weg, egal wo du bist – das heißt, wenn es geht.«
Ihr war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen, fast wurde ihr übel. »Wenn es geht?«
»Ja, wenn du sicher bist, daß er dir nicht folgen kann.
Du solltest niemals mit ihm allein sein. Geh auf Fremde zu, wenn es sein muß, schrei um Hilfe, aber halte dir den Mann vom Leib.«
»Ja, ganz bestimmt«, versicherte sie ihm. »Ich hoffe, ich sehe ihn nie wieder, Sollte ich ihn aber doch noch einmal treffen, dann wird er mich nicht sehen, solange ich ihn als erste bemerke, das verspreche ich dir.«
»Gut, und jetzt sag, daß du mir verzeihst.«
Sie lächelte ihn an. »Das tue ich, obwohl ich dir nichts zu verzeihen habe. Und jetzt nimm das hier wieder und laß dir dein Geld zurückgeben. Du brauchst mir keinen Schmuck zu kaufen.«
Er schmunzelte. »Kelsey, mein Liebes, es ist nicht sehr mätressenmäßig, so etwas zu sagen. Und ich werde den Schmuck nicht zurücknehmen. Ich möchte, daß du ihn trägst. Es wird sehr hübsch zu deinem lavendelfarbenen Kleid aussehen.«
Und zu einem halben Dutzend weiterer Kleider, die noch geliefert werden, hätte sie sagen können, tat es aber nicht. Statt dessen seufzte sie. »Dann wäre es wahrscheinlich sehr ungezogen von mir, mich nicht zu bedanken.«
»Ja, äußerst ungezogen.«
Sie lächelte. »Danke.«
»Sehr, sehr gern geschehen, mein Liebes.«
Es war seine letzte Besorgung gewesen. Danach fuhren sie nach Hause, er blieb zum Abendessen – und natürlich auch die Nacht über.
Das hatte er eigentlich nicht vorgehabt. Wenn Jason länger in der Stadt blieb, dann traf sich Derek zumindest zum Abendessen mit ihm. Und da er dieses Mal nicht wußte, wann Jason nach Haverston zurückkehren wollte, wußte er auch nicht, ob er am nächsten Tag noch Gelegenheit haben würde, ihn zu sehen.
Aber so gerne er mit seinem Vater über die Scheidung geredet hätte – und über die Frau, die er so lange geheimgehalten hatte –, er wollte noch viel lieber bei Kelsey bleiben.
Die Begegnung hatte ihr einen Schock versetzt, das wußte er. Und er machte sich ernsthafte Sorgen um sie.
Unglaublicherweise
hatte
Ashford
sie
behandelt,
als
gehöre sie ihm und sei ihm nur zeitweise entwendet worden. Seine Bemerkungen hatten auch darauf hin-gedeutet, daß er sie dafür bezahlen lassen würde, daß sie ihm gestohlen worden war, wenn er sie zurückbekäme.
Und
er
hatte
äußerst
zuversichtlich
ge-
wirkt, daß er sie zurückbekommen würde. Wer konnte schon voraussagen, welche Pläne in seinem kranken Hirn entstanden?
Derek konnte nicht die ganze Zeit über bei Kelsey bleiben. Sie ging alleine aus, zur Anprobe bei der Schneiderin, zum Einkaufen und Gott weiß wohin. Er konnte sie auch nicht bitten, das nicht zu tun, schließlich beruhten seine Befürchtungen nur auf einfachen Drohungen.
Morgen wollte er noch einmal seinen Onkel James besuchen,
um
seinen
Rat
einzuholen.
Wahrscheinlich
machte er sich ganz unnötige Sorgen. Heute nacht jedoch würde er Kelsey nicht aus den Augen lassen.
34
Am nächsten Morgen besuchte Derek tatsächlich seinen Onkel James, noch bevor er nach Hause ging, um sich umzuziehen. Und nach einem kurzen Gespräch mit James war er äußerst erleichtert. Kelsey konnte nicht in unmittelbarer Gefahr sein, denn sein Onkel hatte bereits seine beiden Butler darauf angesetzt, Ashford zu folgen.
Artie und Henry waren keineswegs typische Butler, aber gerade deswegen war Derek so erleichtert. Sie hatten zu James’ Piratenmannschaft gehört und hatten die meisten seiner zehn Jahre auf See unter ihm gedient.
Beide waren von James ausgewählt worden, bei ihm zu bleiben, nachdem er die Maiden Anne verkauft hatte.
Sie teilten sich nun die Aufgabe als Butler in seinem Londoner Stadthaus, eine Aufgabe, die sie sehr genossen, weil sie sich dabei nicht so verhalten mußten, wie man erwartet hätte. Tatsächlich machten sie sich einen Spaß daraus, Gäste zu schockieren.
Daß sie mit ihren
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