Malory
Kutsche vorfährt, und Mrs Appleton hat sich bereit erklärt, in der Küche ein Auge auf die kleinen Tierchen zu haben, bis du zurück bist. Außerdem hat sie einen Picknickkorb vorbereitet. Also schnapp dir deine Jacke, und auf geht’s.«
Jeremy verließ den Raum, bevor Danny ein Grund einfiel, warum sie ihn nicht begleiten sollte, und eine halbe Stunde später ließen sie London hinter sich. Jeremy hatte nur ein wenig geschwindelt, was die Entfer-nung anging, die sie zurücklegen würden. Der Teich, der ihm vorschwebte, befand sich neben einem Gasthof, der über eine Stunde entfernt lag. Normalerweise übernachtete sein Vater dort auf dem Rückweg von Haverston, wenn er spät aufgebrochen war. Und einen Gasthof in der Nähe zu haben war entscheidend für Jeremys Pläne, da er hoffte, dort die Nacht mit Danny zu verbringen.
Danny fiel gar nicht auf, wie lange sie brauchten, um ans Ziel zu gelangen, da sie noch nie zuvor auf dem Kutschbock mitgefahren war und nun den freien Blick von dort oben genoss. Überdies hielt Jeremy ständig ein unbefangenes Gespräch in Gang. Er erzählte, er sei von Pontius zu Pilatus gelaufen, um die beiden Haustierchen für sie zu finden, obwohl das Kätzchen in Wirklichkeit aus einem Wurf in Reggies Haus stammte und der Welpe aus einem in Kelseys Haus. Die beiden Damen hatten davon gesprochen, als sie ihn mit zum Möbelkaufen geschleppt hatten.
Der Teich war um diese Jahreszeit wirklich ein wunderschöner Platz. Ringsumher blühten Blumen in allen Farben; ein paar Enten schwammen auf dem Wasser, eine von ihnen gefolgt von drei kleinen Küken. Und da-für, dass Mrs Appleton so kurzfristig informiert worden war, hatte sie sich selbst übertroffen: Das Essen war ab-wechslungsreich und köstlich, und auch ein paar Flaschen Wein fehlten nicht.
Sie aßen, sie lachten, sie führten sogar ein tiefer gehendes Gespräch. Obwohl Jeremy eigentlich bei unverfänglichen Themen hatte bleiben wollen, kamen sie irgendwie auf Ziele zu sprechen, und Danny wurde ernst, als sie zugab: »Vor vielen Jahren hatte ich ein Ziel, das allerdings vollkommen unrealistisch und unerreichbar war.«
»Was war das?«
Danny lag auf der Decke, die sie am Ufer ausgebreitet hatten; ihr Kopf ruhte auf Jeremys Oberschenkel. In einer Hand hielt sie den Stängel eines Gänseblümchens, das sie träge zwischen den Fingern zwirbelte, in der anderen ihr Weinglas. »Ich wollte die Kleinen in geordne-teren Verhältnissen unterbringen.«
»Die Kinder, mit denen du zusammengelebt hast?«, fragte Jeremy und ließ wie zufällig die Finger durch Dannys Locken gleiten.
»Ja. Ich hatte sehr unter meiner mangelnden Schulbildung gelitten; daher dachte ich mir, den anderen Kindern müsste es ebenso gehen. Ich wollte, dass sie etwas lernten und regelmäßig etwas zu essen bekamen, damit sie nicht mehr zu stehlen brauchten.«
»Klingt, als hättest du ein richtiges Waisenhaus für sie einrichten wollen.« Jeremys Finger wanderten zu Dannys Wange hinunter, dann zu ihrem Ohrläppchen und ihrem Hals, immer noch ganz beiläufig. Dennoch spürte er, wie Danny erschauerte und das Gänseblümchen fallen ließ, ohne es zu merken. Sie brauchte auch eine Weile, bis sie ihm antwortete.
»Damals war ich noch zu jung, um das zu begreifen. Es war einfach ein Ziel, das ich ein, zwei Jahre lang hatte«, schloss sie achselzuckend.
Jeremy zögerte, sprach aber schließlich doch seinen Gedanken aus. »Würdest du mir erlauben, etwas in der Art für dich einzurichten?«
Danny runzelte die Stirn. »Du meinst, du würdest da-für bezahlen?«
»So ähnlich.«
»Das wäre ein Geschenk, oder? Mit einer riesigen Ver-pflichtung im Hintergrund. Nein, es ist nicht dein Ziel.
Es war meins, aber selbst jetzt sehe ich keine Möglichkeit, es zu verwirklichen – nicht mit dem Gehalt eines Stubenmädchens.«
Jeremy hüstelte. »Ich könnte dein Gehalt erhöhen.«
Nun musste Danny lachen. »Nicht, wenn du die Gehälter der anderen nicht auch erhöhst, und das tust du nicht.
Du hast mir schon ein Geschenk angedreht, Mann. Das lasse ich noch durchgehen, aber ein zweites Mal machst du das nicht, klar?«
Jeremy ergriff ihre Hand und führte sie an seine Lippen, sodass er an ihren Fingern knabbern konnte. »Du machst es einem verdammt schwer, Liebes. Sieh mal, ich habe ein überwältigendes Bedürfnis, dir etwas zu schenken.« Er zog einen ihrer Finger in den Mund und saugte kurz daran. »Ich weiß auch nicht, warum. So etwas hat mir vorher noch nie zu schaffen
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