Malory
dass du sie ewig als dein Stubenmädchen behalten kannst. Das Mädchen hat feste Ziele, Jeremy, falls du das nicht gewusst hast, und durch dich hat sie nur eines davon verwirklichen können, indem du ihr nämlich Arbeit gegeben hast.«
»Ich kenne ihre verdammten Ziele«, grollte Jeremy.
»Verflucht noch mal, hat sie dir neulich auf der Rückfahrt nach London ihre ganze Lebensgeschichte erzählt?«
Amy grinste. »Du weißt, dass ich ein Händchen dafür habe, die Leute zum Reden zu bringen. Ich dulde keine Ausflüchte.«
»Umso schlimmer.«
»Ich weiß gar nicht, warum du dich gegen etwas wehrst, das so offensichtlich ist, du Lümmel. Und du könntest durchaus der Mann für ihre anderen beiden Ziele sein – obwohl, wenn ich es mir recht überlege, fällst du nicht gerade unter die Kategorie ehrbar, oder?« Amy heuchelte einen Seufzer. »Vergiss, dass ich davon gesprochen habe.«
Jeremy machte ein finsteres Gesicht. Er konnte es nicht ausstehen, wenn Amy der Hafer stach, jemanden zu necken. Genau wie ihre beiden berühmt-berüchtigten Onkels kannte sie dabei keine Gnade.
Glücklicherweise spazierte soeben ein geeignetes Ob-jekt für einen Themenwechsel zur Tür herein. »Ah, da ist er ja endlich.«
Amy folgte Jeremys Blick. »Lord Heddings?«
»Ja. Warum gehst du nicht hin und stellst dich ihm vor, Kätzchen? Und zeig ihm dabei all die Klunker, die du trägst. Dir und Warren hat man doch ein eigenes Zimmer zugewiesen, oder? Ich bezweifle, dass er es riskiert, sich in ein Zimmer zu stehlen, wenn dort mehrere Leute schlafen.«
»Ja, wir haben ein eigenes Zimmer. Crandle hat mit seinen beiden nächsten Nachbarn eine Abmachung getroffen, dass sie ihm behilflich sind, wenn er mehr Gäste als Zimmer hat. Zum Glück sind wir früh gekommen, sonst würden wir vermutlich woanders übernachten. Ich nehme an, du teilst dir ein Zimmer mit mehreren Herren?«
»Natürlich. Mit lauter anderen Junggesellen – als ich das letzte Mal gezählt habe, waren es ein halbes Dutzend.
Und Danny hat man bei den ledigen jungen Damen un-tergebracht. Daran hatte ich gar nicht gedacht, als ich sie hergeschleift habe«, schloss Jeremy stirnrunzelnd.
»Keine Angst, das schafft sie schon.«
Jeremy ließ nun den Blick durch den Raum schweifen, da er bemerkt hatte, dass Danny nicht mehr bei Warren an den Kartentischen saß, wo er sie zurückgelassen hatte.
Sie war nirgends zu sehen. Heddings dagegen steuerte soeben auf die Spieltische zu.
»Fang ihn ab, bevor er an einem der Tische Platz nimmt.
Er ist bekannt dafür, dass er den ganzen Abend nicht vom Glücksspiel lässt. Ich sehe mal nach, wo Danny hingegangen ist.«
Warren berichtete, Danny sei zu Bett gegangen. So früh? Sie hatte etwas von Kopfschmerzen gesagt. Prompt fühlte Jeremy sich wie der übelste Schurke, weil er vergessen hatte, dass sie einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte. Sie hatte zwar gesagt, es gehe ihr gut, aber wahrscheinlich konnte die Kleine ebenso gut lügen wie stehlen.
Jeremy sprang die Treppe hinauf, um nach ihr zu sehen. So früh am Abend war sie vermutlich noch allein in dem Zimmer, das sie sich mit den anderen teilte. Als er klopfte, öffnete Danny die Tür. Sie war noch angezogen und vermutlich selbst gerade erst heraufgekommen.
»Warum hast du mir nichts von deinen Kopfschmerzen erzählt?«, fuhr er sie ziemlich scharf an.
»Weil ich vorhin noch keine hatte. Erst als ich versucht habe, mich auf die Karten zu konzentrieren, habe ich wieder Kopfweh bekommen.«
Misstrauisch runzelte Jeremy die Stirn. »Du würdest mich doch nicht anlügen, oder?«
»Doch, natürlich. Diebe sind darin ganz gut, weißt du.« Als Jeremys Miene sich noch mehr verfinsterte, kicherte Danny. »Das war ein Witz, Mann. Himmel, bist du in letzter Zeit empfindlich.«
Seufzend lehnte Jeremy sich gegen den Türrahmen.
»Crandle hat einen sehr schönen Garten, habe ich ge-hört. Ich hatte gehofft, ihn dir später zeigen zu können.«
Danny zog die Augenbrauen hoch. »Das sollten wir besser bei Tag machen, oder? Damit ich auch sehe, was du mir zeigst.«
»Hm, nein, du brauchst dabei gar nichts zu sehen.«
Kaum hatte Jeremy geendet, schlang er den Arm um Danny, zog sie eng an sich und presste die Lippen auf die ihren. Er hätte sie am liebsten verschlungen, doch er konnte sich gerade noch zurückhalten. Es war ein sinnlicher Kuss – Gott, sie schmeckte einfach so gut. Und sie drängte sich an ihn und küsste ihn mit ihrem ganzen Körper, nicht nur mit dem Mund.
Jeremy
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