Malory
riss sich abrupt los, bevor er den Verstand verlieren und sie zum Bett tragen würde – in dem sie nicht lange ungestört sein würden. Zitternd trat er einen Schritt zurück.
»Tut mir Leid«, sagte er. »Das hätte ich nicht tun sollen.«
»Nein, das hättest du nicht«, erwiderte Danny atemlos.
Innerlich stöhnte Jeremy auf und hätte sie beinahe wieder in seine Arme gerissen. Stattdessen steckte er rasch die Hände in die Taschen und begann von etwas anderem zu sprechen als von Küssen und davon, wie gern er auf der Stelle mit ihr schlafen würde. »Heddings ist endlich aufgetaucht«, sagte er.
»Na, das passt ja prima, oder?«
»Wieso?«
»Wenn er nicht weiß, dass ich hier bin, sucht er mich morgen früh auch nicht. Er zählt die Anwesenden bestimmt einmal durch, bevor er versucht, sich in irgendeines der Zimmer zu schleichen. Falls er es überhaupt versucht.«
»Du glaubst immer noch nicht daran?«
»Ich denke, er ist zu gerissen, um selbst auf Diebestour zu gehen.«
»Da bin ich anderer Meinung. Ich glaube nicht, dass er der Versuchung widerstehen kann.«
»Aber sieh mal, was er riskiert, wenn er geschnappt wird.«
»Eben. Manche Leute finden genau diese Gefahr prickelnd. Aber ich gebe zu, dass wir beide Recht haben könnten. Vielleicht geht er nicht oft dieses Risiko ein.
Mit Amys Juwelen als Köder wird er es aber wahrscheinlich versuchen. Sie reist zu viel, seit sie mit ihrem Schiffskapitän verheiratet ist. Wenn er also scharf auf ihre Klunker ist, muss er sie sich schnappen, solange er die Gelegenheit hat.«
»Aber woher soll er wissen, dass sie nicht oft in England ist?«
»Das wird sie ihm sagen, liebes Kind. Wenn es darum geht, etwas zu erfinden, ist Amy ebenso gut wie Reggie.
Sie wird Heddings gegenüber erwähnen, dass Warren und sie zwar gerade erst nach Hause zurückgekehrt seien, aber in ein paar Tagen schon wieder aufbrächen.
Sie wird sogar andeuten, dass sie womöglich diesmal nicht mehr zurückkämen, weil Warren von einer neuen Handelsroute gesprochen habe, die an England vorbeiführe. Und morgen lässt Amy den Schmuck in ihrem Zimmer liegen. Das bedeutet für Heddings, jetzt oder nie.«
Danny gab sich achselzuckend geschlagen. »Also, wenn er so dämlich ist, dann ist es, wie gesagt, gut, dass ich heraufgekommen bin, bevor er mich gesehen hat.
Morgen früh bleibe ich einfach hier oben und spitze die Ohren, ob er sein Ding drehen will. Falls ja, wird er es erst tun, nachdem er sich vergewissert hat, dass alle Gäste unten versammelt sind.«
Jeremy schüttelte den Kopf. »Aber nicht du wirst Heddings schnappen, sondern ich. Wenn er morgen früh die Treppe heraufkommt, falls er denn kommt, gebe ich ihm ein paar Minuten, dann folge ich ihm ...«
»Und verpasst ihn in Amys Zimmer, wenn er schnell ist? Wenn du ihn hier im Gang oder in seinem eigenen Zimmer findest, beweist das schließlich überhaupt nichts, oder? So perfekt kannst du den richtigen Zeitpunkt gar nicht treffen.«
»Wenn Amys Schmuck fehlt, ist das Beweis genug.«
»Nicht, wenn er ihn irgendwo hier oben versteckt. Er könnte ihn sogar dort am Ende des Flurs aus dem Fenster werfen, zu einem Komplizen hinunter, der unten wartet.
Immerhin wird Amy ja ihren Schmuck vermissen, und das bedeutet, dass es eine Suchaktion geben wird. Also dürfte Heddings das Zeug wohl kaum bei sich tragen.«
»Verflucht noch mal, du bringst viel zu viele Varian-ten ins Spiel. Musst du unbedingt wie ein Dieb denken?«
Danny grinste. »Du kannst ihn selbst schnappen, wie du es vorhattest. Ich werde nur hier oben sein, um dir den richtigen Weg zu weisen.«
»Und die ganze restliche Gesellschaft zu verpassen?«
»Ich wollte doch sowieso nicht herkommen, Mann.
Aber wenn Heddings sich bis mittags noch nicht gerührt hat, komme ich zum Essen hinunter. Ich habe nicht vor zu verhungern, um deinen Dieb zu erwischen.«
Kapitel 45
einahe hätte Danny ihre Entscheidung bedauert, am B nächsten Morgen oben zu warten, denn nicht lange nach dem Aufwachen bekam sie Hunger. Doch da sie so früh schlafen gegangen war, wurde sie auch vor all ihren Zimmernachbarinnen wach und vermutlich auch vor den anderen Gästen. Also nutzte sie die Gelegenheit, sich unten rasch ein Häppchen zu essen zu holen, und kehrte in ihr Zimmer zurück, ohne jemand anderem als den Dienstboten begegnet zu sein.
Als die anderen jungen Damen begannen, sich gegen-seitig zum Frühstück zu wecken, schützte sie erneut Kopfschmerzen vor, um oben bleiben zu können. Keine
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