Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
Vom Netzwerk:
Glaubst du etwa, die Adligen haben nicht mit so banalen Schwierigkeiten zu kämpfen wie mit Gepäck, das sich aus seiner Befestigung löst und einen Hang hinab in den Fluss rutscht? Ich versichere dir, der Oberschicht passieren die gleichen Miss-geschicke wie gewöhnlichen Leuten.«
    Natürlich bekam er seinen Willen. Trotz all ihrer Einwände schaffte er es, Danny einzuwickeln, sie zu beschwatzen, zu necken und auf seine spezielle Lackaffen-Art unter Druck zu setzen.
    Ihre letzte Warnung lautete: »Damit eins klar ist, Mann: Wenn du nicht aufhörst, mich zu zwingen, mich wie eine Dame zu benehmen, finde ich am Ende Gefallen daran und bemühe mich, einen hochherrschaftli-chen Ehemann zu bekommen anstatt nur einen ehrbaren.«
    Doch selbst das schreckte Jeremy nicht ab; er antwortete nur beiläufig: »Ich habe schon lange niemanden mehr erschossen. Ich glaube, es wird bald mal wieder Zeit.«
    Das brachte Danny rasch zum Schweigen. Natürlich meinte er das nicht ernst, aber seine Worte gefielen ihr trotzdem nicht; sie erinnerten sie zu sehr an seinen Vater. Nun ja, er war schließlich James Malorys Sohn, und auch wenn er zumeist nur ein liebenswerter Schuft war, wie seine Cousine ihn genannt hatte, konnte er doch noch eine andere Seite haben, die zu sehen er Danny nicht erlaubte.
    »O Jeremy, ich dachte schon, den Tag würde ich nie erleben«, sagte Amy, »an dem du dich verliebst.«
    Amy und Warren waren zusammen mit Jeremy und Danny auf die Wochenendgesellschaft von Lord Crandle gefahren. Das war beschlossen worden, als Jeremy bei ihnen vorbeigegangen war, um ihre Kutsche auszuborgen, und sie ihn daran erinnert hatten, dass »Danielle« eine Anstandsdame haben sollte.
    »Halt den Mund, Cousinchen«, erwiderte Jeremy.
    »Noch ist es nicht so weit.«
    Amy zog eine Augenbraue hoch. »Jetzt sag nicht, dass du der Letzte bist, der davon erfährt.«
    Ihr Gelächter ließ Jeremy mit den Zähnen knirschen.
    Dieser Tanz gab ihnen zum ersten Mal seit Amys Rückkehr nach England die Gelegenheit, allein miteinander zu reden. Nach dem Abendessen hatten drei Musiker zu spielen begonnen, und da Danny sich von Warren das Kartenspiel beibringen ließ, hatte Jeremy sich von Amy auf die Tanzfläche ziehen lassen.
    Lord Heddings war noch nicht aufgetaucht; vielleicht kam er überhaupt nicht mehr. Amy hatte sich bereit er-klärt, den Lockvogel zu spielen, und trug daher für die Dauer ihres Besuchs einige ihrer kostbarsten Schmuckstücke. Was wirklich viel nützen würde, wenn der Dieb gar nicht erschien ...
    »Siehst du, du kannst sie nicht einmal für zwei Minuten aus den Augen lassen«, triumphierte Amy, als wäre das ein Argument.
    Jeremy schnaubte. »Sie ist eben atemberaubend schön.
    Natürlich gaffe ich sie an, wann immer ich die Gelegenheit dazu habe. Ich müsste ja blind sein, um das nicht zu wollen.«
    »Es ist aber völlig in Ordnung, wenn du sie liebst. Sie stammt aus einer guten Familie.«
    »Wenn ich sie liebte, wäre es mir piepegal, woher sie stammt. Und woher um alles in der Welt willst du etwas über ihre Familie wissen? Nein, lass es gut sein. Vergiss, dass ich gefragt habe.«
    »Keine Sorge, es ist keines meiner ›Gefühle‹. Du brauchst sie nur zu beobachten und ihr zuzuhören, um zu wissen, dass sie eine gute Kinderstube gehabt hat.«
    Jeremy lachte höhnisch auf. »Das würdest du nicht sagen, Kätzchen, wenn du sie vor ein paar Wochen hättest reden hören. Sie klang, als käme sie direkt aus der Gosse, was im Übrigen auch der Fall war.«
    »Eben«, versetzte Amy triumphierend. »Du glaubst doch nicht, dass so eine in nur ein paar Wochen lernen könnte, derart gepflegt zu sprechen? Es sei denn, sie hat es schon vorher gekonnt. Sie hat mir erzählt, dass ihre Freundin Lucy ihr beigebracht hat, zu reden wie ein Gassenjunge. Hast du dich nie gefragt, woher sie kam, bevor sie von diesem Gesindel adoptiert wurde?«
    »Doch, natürlich, aber mehr kann ich nicht tun, wenn sie sich nicht einmal an ihren vollständigen Namen erinnert. Und sie ist sicher, dass ihre Eltern von dem Halunken umgebracht worden sind, der versucht hat, auch sie zu töten. Ansonsten hätten sie alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihre Tochter zu finden. Selbst wenn ihre Erinnerungen wiederkehren, hat sie also niemanden, zu dem sie zurückgehen kann.«
    »Junge, bist du optimistisch«, giftete Amy. »Sie könnte doch entfernte Verwandte haben, abgesehen von denen, die du für sie erfunden hast. Und selbst wenn nicht, heißt das noch lange nicht,

Weitere Kostenlose Bücher