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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
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fliehen, doch sie habe lange gebraucht, um den Weg zurück nach Hause zu finden. Dagger konnte sie nicht hinauswerfen, nur weil sie in eine Falle gegangen war. An diesen Strohhalm musste sie sich klammern.
    Ihr Kummer rührte jedoch nicht nur daher, dass sie nicht wusste, was sie erwartete, wenn sie nach Hause kam. Auch er war ein Grund dafür, dieser Lord Malory.
    Er hatte sie so durcheinander gebracht, dass sie nicht mehr klar denken, ja nicht einmal mehr ruhig atmen konnte. Und nicht nur das – sie fürchtete sich zutiefst vor ihm, weil er sie so in seinen Bann zog.
    Danny hätte niemals gedacht, dass irgendjemand aussehen könnte wie er. Er sah nicht einfach nur gut aus, sondern so viel besser als gut, dass ihr gar kein Wort da-für einfiel. Am ehesten hätte noch schön gepasst, doch auf männliche Art schön; das war eine höchst erstaunliche Kombination – einfach faszinierend. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt in der Lage gewesen war, mit ihm zu reden, so sehr hatte er sie verwirrt. Und sie wusste auch genau, was sie um den Verstand brachte und ihr den Atem verschlug, wenn sie ihn anschaute. Sie fand ihn erotisch, und das war etwas, womit sie sich zuvor noch nie hatte auseinander setzen müssen. Im Laufe der Jahre hatten zwar auch andere Männer ihr Interesse geweckt, aber noch nie hatte sie sich gewünscht, dass daraus mehr wurde. Sich als Mann auszugeben bedeutete, dass sie solche Dinge ignorieren musste, und das war bisher auch kein Problem gewesen. Diesmal schon. Und das machte ihr am meisten Angst.
    Fünfzehn Jahre, ja im Grunde ihr ganzes Leben – zumindest das, woran sie sich erinnern konnte – hatte sie versucht, Lucys Schicksal zu entgehen. Und das hatte sie nur aus einem Grund getan: damit sie nicht als Hure endete. An ihrer Meinung darüber hatte sich in all den Jahren nichts geändert. Lucy mochte sich zwar daran ge-wöhnt haben; sie hatte auch später gar nicht mehr so sehr darauf geschimpft wie vorher, aber für Danny war es nach wie vor die schlimmste aller Erniedrigungen.
    Für sie hätte die Hurerei den Tod bedeutet, und zwar nicht nur im übertragenen Sinne, denn lieber wäre sie in irgendeiner Gasse verhungert, als zu ertragen, dass Fremde dafür bezahlten, ihren Körper benutzen zu dürfen. Hier aber war nun ein Mann, für den sie bereitwillig in die Rolle einer Hure geschlüpft wäre. Schlimmer noch, er hatte sie angesehen, als durchschaute er ihr Geheimnis, als könnte er bis auf den Grund ihrer Seele blicken – und als wollte er sie anfassen. Bestimmt ging ihre Fantasie mit ihr durch, und doch wurde sie das Gefühl nicht los, dass er Bescheid wusste; vor allem, wenn er sie so sinnlich ansah, dass sie beinahe auf der Stelle dahin-schmolz.
    Er würde ein Zärtlich-Galanter sein. Lucys Ausdruck.
    Lucy hatte für alle Männer eine bestimmte Kategorie parat, je nachdem, auf welche Weise sie ihren Körper benutzen wollten und wie lange. Die meisten ihrer Be-zeichnungen für die Männer waren abschätzig, manche auch sehr beredt, zum Beispiel Grapscher und Tiere. Die Adieu-Henrys mochte sie am liebsten, da sie nicht viel von ihrer Zeit in Anspruch nahmen: rein und raus in weniger als fünf Minuten, nicht einmal lange genug da, um Guten Tag zu sagen, nur Adieu. Zärtlich-Galante, so behauptete Lucy, seien selten – Männer, die Lust nicht nur empfangen, sondern auch schenken wollten.
    Ohne Zweifel war Lord Malory eine Gefahr. Eine Gefahr für Dannys Sinne, ihren Seelenfrieden, ihr Geheimnis. Je eher sie ihn nicht mehr sehen würde – ach, es konnte einfach nicht bald genug passieren.
    K A P I T E L 4
    er Auftrag, den Danny für die jungen Lords erledi-D gen sollte, war im Vergleich zu ihren aufgewühlten Gedanken so einfach, dass sie ihn beinahe erledigte, ohne zu überlegen. Fast alle Fenster des großen Herrenhauses standen offen. Sie stieg durch eines ein, das an der Seite des Anwesens lag, schlich sich in die Eingangshalle, dann die mit Teppichen belegten Treppen hinauf.
    Nirgendwo brannte mehr eine Lampe, doch durch all die offenen Fenster schien der Mond recht hell herein.
    Nicht dass Danny Licht gebraucht hätte – sie war daran gewöhnt, im Stockfinsteren zu arbeiten. Doch selbst am Ende des Flurs im ersten Stock gab es ein geöffnetes Fenster.
    Dort oben stieß Danny auf viele geschlossene Türen.
    Das Haus war wirklich riesig, größer als alle anderen, in denen sie je gewesen war. Auf einer Seite des Flurs lagen allerdings mehr Türen als auf der anderen; daher begann

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