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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
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läuten. Wenn er Gäste hat, wartest du ebenfalls, bis sie nach unten gehen, bevor du ihre Zimmer betrittst. Unter keinen Umständen darfst du oben irgendjemanden stören, der noch schläft. Zurzeit logiert ein Familienangehöriger von Master Jeremy bei uns; also sind zwei Zimmer im ersten Stock belegt. Du brauchst deine Aufgaben nicht in einer bestimmten Reihenfolge zu erledigen; wichtig ist nur, dass am Ende eines Tages alles getan ist.«
    Mrs Robertson hatte noch einiges mehr zu sagen, und obwohl es Danny gelang, alles zu behalten, schien immer noch nicht genug Arbeit für den ganzen Tag vorhanden zu sein. Sie sprach die Haushälterin darauf an. »Was ist, wenn ich früh fertig bin?«
    »Wenn Master Jeremy zu Hause ist, musst du dich zur Verfügung halten, für den Fall, dass er einen Wunsch hat. Wenn er nicht da ist, kannst du tun und lassen, was du möchtest – dich ausruhen, lesen, ausgehen, Freunde besuchen, ganz wie du willst. Sonntags hast du frei, nachdem du die Betten gemacht und dich vergewissert hast, dass in deiner Etage alles an Ort und Stelle ist. Vielleicht möchtest du auch jeden Tag ein wenig Zeit damit zubringen, an deiner Ausdrucksweise und deinem Stil zu arbeiten.«
    »Hä?«
    »Genau das meine ich. Die korrekte Antwort wäre gewesen: ›Was ist an meiner Ausdrucksweise nicht in Ordnung?‹ oder ›Was ist Stil?‹ oder sogar ›Mir gefällt meine Ausdrucksweise so, wie sie ist, vielen Dank‹.«
    »Aber das hab ich doch gesagt – ich hab nur alles in ein Wort gesteckt.«
    Mrs Robertson lachte. »Danny, Schätzchen, ich meine das nicht persönlich. Wenn ich ehrlich bin, finde ich deine Sprache reizend. Sie erinnert mich an meine Jugend. Ich habe nicht immer für den Adel gearbeitet, weißt du. Aber du wirst sehen, dass es nur von Vorteil für dich sein kann, wenn du dich gewählter ausdrückst. Es sei denn, es gefällt dir, in Verlegenheit zu geraten, weil du Schwierigkeiten hast, dich verständlich zu machen.«
    Es war Danny durch und durch gegangen, wie die Haushälterin sie genannt hatte – Danny-Schätzchen.
    Die Anrede weckte in ihr eine vage Erinnerung daran, wie sie in einem Raum voller Spielsachen stand und wie jemand sie an der Hand hielt und sagte: »Entscheide dich, Danny-Schätzchen. Dein Vater hat gesagt, du kannst dir diesmal zum Geburtstag jedes Spielzeug aussuchen, das dir gefällt.«
    War ihr Leben wirklich so schön gewesen, bis jemand sie jäh herausgerissen hatte durch den Versuch, ihr weh-zutun? Oder war das nur ein Traum, den sie einmal gehabt hatte? Ihr Kopf begann zu schmerzen, als sie sich bemühte, sich auf weitere Einzelheiten zu besinnen, doch ihr fiel nichts mehr ein, das ihr gezeigt hätte, ob das Ganze nur ein Traum gewesen war – oder die Wirklichkeit. Und Mrs Robertson wartete immer noch auf eine Antwort. »Ich . .
    vielleicht weiß ich schon, wie man sich besser ausdrückt«, sagte sie zögernd. »Es ist nur schon so lange her, dass ich das meiste vergessen habe. Meine Freundin Lucy, die wollte, dass ich so rede, wie ich es heute tue. Sie hat sich viel Mühe gegeben, damit ich es richtig lerne.«
    »Wie merkwürdig. Aber wie dem auch sei, mir macht es nichts aus, dich zu verbessern, wenn es dir nichts ausmacht, verbessert zu werden. Master Jeremy hat auch er-wähnt, dass er versuchen wird, dir diesbezüglich behilflich zu sein.«
    »Echt?«
    »Ja, du liegst ihm anscheinend sehr am Herzen. Das hier ist ein Haushalt der ganz gehobenen Gesellschaft.
    Wenn du bei Geschäftsleuten angestellt wärst, würde es nicht so eine große Rolle spielen. Aber die Dienstboten der Adligen können ebenso versnobt sein wie ihre Herrschaft, und du möchtest dich doch anpassen, oder?«
    Danny überlegte einen Augenblick, bevor sie antwortete: »Ich glaub nicht, dass ich ein Snob sein möchte, nein.«
    Mrs Robertson brach wieder in Gelächter aus. »Du bist köstlich, Kind. So viel habe ich seit Jahren nicht mehr gelacht. Ich habe nicht gemeint, dass du ein Snob werden sollst. Weiß Gott nicht. Ich glaube auch nicht, dass ich einer bin, und Master Jeremy ganz gewiss nicht.
    Aber du wirst in dieser Straße bestimmt andere Bedienstete kennen lernen. Und hier im Haus fehlt auch noch Personal. Was ich sagen wollte, war, dass du wahrscheinlich versnobten Leuten begegnen wirst, und auch wenn du sie von oben herab betrachtest – ebenso wie sie dich –, willst du dich doch nicht unnötigerweise der Lä-
    cherlichkeit preisgeben, nicht wahr? Nein, natürlich nicht. Niemand macht sich

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