Malory
nahe gewesen war.
Kapitel 17
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I h weiß nicht, wie du das schaffen willst. Er ist ein eingefleischter Junggeselle, ein Schürzenjäger. Zu solchen Anlässen erscheint er lediglich, um seiner Familie einen Gefallen zu tun.«
Emily Bascomb hörte ihrer Freundin nur mit halbem Ohr zu, während sie Jeremy Malory quer durch das Zimmer beobachtete. So groß, wie er war, wäre er aus jeder Menschenmenge hervorgestochen, aber er sah auch so unverschämt gut aus, dass er bei seinem Eintreten jeder einzelnen Frau im Raum aufgefallen war. Sein schwarzer Abendanzug saß perfekt. Sein Haar, das sich in dicken schwarzen Wellen über Ohren und Nacken legte, war vielleicht ein wenig länger, als es modern war, doch das verlieh ihm nur etwas Verwegenes.
Beide Mädchen waren Debütantinnen in dieser Saison; Emily hatte ihrer Freundin allerdings mit ihrer strahlenden Schönheit bisher die Schau gestohlen. Daran war Jennifer gewöhnt, da beide in derselben Grafschaft aufgewachsen waren. Mit ihrem blonden Haar und den hellblauen Augen hatte die zierliche, elegante Emily einen Bombenerfolg, und sie sonnte sich in der Bewunderung, die ihr zuteil wurde.
Seit sie jedoch in der vergangenen Woche Jeremy Malory zu Gesicht bekommen hatte, war sie vollkommen hingerissen von ihm und hatte beschlossen, ihn sich zu angeln. Sie hatte allerdings nicht erwartet, sich dafür besonders anstrengen zu müssen, und war ziemlich verstimmt darüber, dass er sie kaum eines Blickes gewürdigt hatte, als sie ihm letzte Woche allzu flüchtig vorgestellt worden war. Und nun, da sie ihn endlich wiedersah, ignorierte er sie völlig, als ob sie einander nie begegnet wä-
ren.
Es war unerträglich. Sämtliche jungen Lords fraßen ihr in dieser Saison aus der Hand, wie sie es vorhergesehen hatte – alle außer Malory. Sie aber interessierte sich für keinen der anderen mehr, und das nur seinetwegen.
Seit Jahren schon hatte sie Gerüchte darüber gehört, wie gut er aussah, aber da sie bei ihrer Familie auf dem Land lebte und kaum jemals nach London kam, hatte sie noch keine Gelegenheit gehabt, ihn kennen zu lernen, um herauszufinden, ob stimmte, was gemunkelt wurde.
Und es stimmte. Malory sah einfach umwerfend aus.
Ihre Freundin Jennifer warnte immer noch: »Und die einzigen Frauen, denen er seine Aufmerksamkeit widmet, sind« – sie hielt inne, um im Flüsterton fortzufah-ren – »solche, von denen er weiß, dass er sie in sein Bett bekommt, ohne seinen Junggesellenstatus aufs Spiel zu setzen.«
»Du verstehst das nicht, Jen«, erwiderte Emily ungeduldig. »Ich werde ihn heiraten, selbst wenn ich dafür erst mit ihm schlafen muss. Ob so oder so, er wird mir ge-hören.«
»Untersteh dich, Emily Bascomb!«
Emily verzog die hübschen Lippen zu einem Schmoll-mund und zog ihre Freundin beiseite, um ihr zuzuraunen:
»Natürlich mache ich das nicht, aber es wäre nicht das erste Mal, dass das Gerücht von einer Affäre einen Mann vor den Traualtar gebracht hätte, oder?«
»Was für ein Gerücht?«
»Lass mir einen Augenblick Zeit; dann denke ich mir eines aus. Aber vorher gebe ich ihm noch eine letzte Chance, sich davor zu bewahren. Komm, erinnern wir ihn daran, dass er uns kennen gelernt hat.«
»Ich habe ihn gar nicht kennen gelernt«, protestierte Jennifer, der es ganz und gar nicht gefiel, in den Plan ihrer Freundin mit hineingezogen zu werden.
»Dann stelle ich dich ihm vor.«
»Das kannst du nicht wagen!«, jammerte Jennifer und weigerte sich weiterzugehen. »Du kennst ihn doch selbst kaum.«
Emily schnalzte missbilligend mit der Zunge und ließ ihre Freundin los. »Wie willst du im Leben deine Ziele erreichen, wenn du so ein Feigling bist?« Dann seufzte sie: »Aber wie du möchtest; dann gehe ich eben allein.
Es ist vollkommen angemessen, den Mann anzusprechen, den man heiraten wird.«
»Aber du wirst ihn ... nicht ...« Jennifer schloss den Mund, da sie verlegen feststellen musste, dass sie ins Leere sprach. Emily war ohne sie gegangen. Viel zu vor-witzig war ihre Freundin, aber das kam davon, wenn man die schönste Frau von ganz England war. Das verlieh einem ebenso viel Selbstvertrauen wie königlichen Stolz.
Als Jeremy Emily kommen sah, wandte er sich abrupt um und suchte nach dem nächsten Ausgang, wurde jedoch von Drew aufgehalten, der sich zu ihm gesellte und erklärte: »So hatte ich mir diesen Abend eigentlich nicht vorgestellt. Ich bin ein viel angenehmerer Gesellschafter, wenn ich erst einmal ein paar Mädchen flach-gelegt
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