Malory
Lakai war um die Mittagszeit aufgetaucht, gerade als auch die neuen Möbel nach und nach eintrafen. Carlton hieß der Mann. Er war noch jung, vermutlich nur ein paar Jahre älter als Danny, und sah recht ge-wöhnlich aus, hatte jedoch hübsche, rehbraune Augen.
Er redete gern und viel und schien ein gutmütiger Kerl zu sein. Danny hatte genau Acht gegeben, als er dem übrigen Personal vorgestellt wurde, wahrscheinlich ein bisschen zu genau, denn ihre Blicke hatten Carlton einige Male zum Erröten gebracht. Sie fand ihn nicht direkt anziehend, doch sie erkannte, dass er eindeutig der Typ war, der einen guten Ehemann abgeben würde, und so beschloss sie, ihn näher kennen zu lernen, wenn sich die Gelegenheit ergab.
Sie konnte immer noch nicht schlafen. Schließlich stand sie auf und ging nach oben, um sich zu vergewissern, dass dort alles an Ort und Stelle war. Alles war an seinem Platz, nur die Bewohner nicht. Die beiden jungen Lackaffen trieben sich in der Stadt herum, wahrscheinlich auf der Suche nach Mädchen, die sie ver-naschen konnten. Das taten eben die reichen jungen Herren. War es das, was sie verärgerte? Dass Malory drau-
ßen nach einem Rock suchte, den er hochschieben konnte, weil sie ihn abgewiesen hatte? Das hätte ihr eigentlich gefallen müssen, bedeutete es doch, dass er sie in Ruhe lassen würde. Dieser Gedanke behagte ihr jedoch ganz und gar nicht.
Ebenso verstimmt wie vorher ging sie wieder nach unten. Gerade war sie am Ende der Eingangshalle um die Ecke gebogen, als sich die Haustür öffnete und sie das Ende eines Gesprächs aufschnappte.
»Worauf wartest du dann noch? Sie ist doch nur ein gewöhnliches Mädchen«, sagte Drew.
»Nein, ist sie nicht«, entgegnete Jeremy. »Und ich möchte nicht über sie reden.«
»Ach, so ist das also, ja? Und was ist mit dieser hübschen kleinen Emily Bascomb, die dich heute Abend auf dem Ball angeschmachtet hat? Erzähl mir nicht, du wärst kein bisschen angetan von ihr gewesen.«
»Habe ich gewirkt, als hätte ich Interesse an ihr?«
»Überhaupt nicht, daher ja meine Frage. Warum nicht?«
»Aus dem gleichen Grund, aus dem auch du die Finger von ihr gelassen hast, sobald du hörtest, dass sie nicht verheiratet ist. In dieser Hinsicht ähneln wir uns sehr, alter Junge. Ich meide Debütantinnen. Emily hat kaum ein Hehl daraus gemacht, dass sie es auf mich abgesehen hat, aber ihr geht es in erster Linie darum zu heiraten, was ich keineswegs beabsichtige. Ich bin sicher, du weißt, wie so etwas abläuft.«
»Ja, entweder Hochzeit oder gar nichts.« Drew seufzte.
»Zu schade. Das hübsche kleine Ding. Und sie machte den Eindruck, als hätte sie dir noch einiges mehr zu bieten.«
Jeremys Antwort klang geradezu nach einem Achselzucken. »Das bezweifle ich nicht. Manche von ihrer Sorte scheuen sich nicht, den Wagen vor das Pferd zu spannen, aber nur, weil sie sicher sind, am Ende das zu bekommen, was sie wollen. Ich habe schon mehr als einmal erlebt, dass ein Lord wegen eines solchen Ausrutschers in die Falle gegangen ist.«
»Hm?« Eine lange Pause. »Ach, du meinst, geheiratet hat. Du lieber Himmel, ist das grauenhaft. Ich glaube, ich bleibe lieber bei meinen Bardamen und Dienstmädchen.«
»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du zu viel redest, wenn du den Kanal voll hast?«
»Das hab ich doch gar nicht. Na ja, vielleicht bin ich ein bisschen angeheitert. Und warum sprecht ihr Engländer kein Englisch? Verdammt, manchmal braucht man ein Wörterbuch, um euch zu verstehen.«
Leises Lachen. »Habt ihr Amerikaner denn keine Umgangssprache?«
»Keine, die man nicht ausgezeichnet versteht«, erwiderte Drew mit einem Augenzwinkern in der Stimme.
»Du verstehst sie vielleicht, alter Knabe – aber für mich wäre es bestimmt ein Kauderwelsch.«
»Komm mir nicht mit Logik, wenn ich betrunken bin, Jeremy; davon kriege ich Kopfschmerzen.«
Jeremy lachte. Auch Danny ertappte sich dabei, dass sie beinahe gekichert hätte. Das erinnerte sie daran, dass sie besser schleunigst zurück ins Bett gehen sollte, bevor sie hier im Flur entdeckt wurde.
Jetzt, da Malory zu Hause war, schlief sie auf der Stelle ein.
Kapitel 18
eute gibt Master Jeremy eine Abendgesellschaft«, H verkündete Mrs Appleton Danny und Claire am nächsten Morgen. »Mrs Robertson wird euch alles darü-
ber sagen und euch erklären, was ihr zu tun habt. Ich bin auch erst gestern Abend informiert worden. Es bleibt kaum genug Zeit, die Speisenfolge zu planen und dafür einzukaufen!«
»So
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