Malory
werden.«
»Dafür hätte Geld auch gereicht«, erklärte James trocken.
»Ich weiß. Schon merkwürdig, dass sie sich nicht für diesen Weg entschieden hat. Aber ich beginne allmählich zu glauben, dass das Ganze nur ein Bluff war.«
»Wahrscheinlich. Wenn sie so gescheit wäre, wie du sagst, müsste sie wissen, dass sie selbst mit in die Sache hineingezogen wird, wenn sie Heddings alles beichtet.«
»Genau. Aber als Dienstmädchen macht sie sich gar nicht so übel. Das hätte ich nicht gedacht, aber so ist es; und außerdem habe ich immer noch vor, mit ihr ins Bett zu gehen.«
»Zum Kuckuck, warum tust du es dann nicht und schickst sie anschließend zum Teufel?«
»Weil ich bezweifle, dass mir ein einziges Mal genügt, und, hm, sie hat kein Interesse an einem flüchtigen Techtelmechtel.«
»Du lieber Himmel, nun erzähl mir nicht, eine Diebin und Erpresserin besteht darauf, dich zu heiraten!«
»Nein, sie will überhaupt nichts mit mir zu tun haben.«
James verdrehte die Augen. »Das wird ja immer schö-
ner. Ich bin sicher, du glaubst das wirklich, sonst hättest du es nicht gesagt. Allerdings nimmt dir das im Leben kein anderer ab.«
»Es stimmt aber. Ich habe nur noch nicht herausgefunden, warum.«
»Hast du daran gedacht, sie zu fragen?«
»Damit würde ich zu viele Karten auf den Tisch legen, nicht wahr?«
James schnaubte verächtlich. »Wenn ich daran denke, warum sie dir eine runtergehauen hat, würde ich sagen, du hast bereits dein ganzes Blatt auf den Tisch geworfen.
Frag sie, geh die Sache an, steig mit der Kleinen ins Bett und dann sieh zu, dass du sie aus dem Haus bekommst.
Abgesehen davon, dass sie dich vermutlich gnadenlos be-stehlen wird, wenn du sie lange genug behältst ...«
»Sie hat aufgehört zu stehlen.«
»O ja, ganz bestimmt«, erwiderte James sarkastisch.
»Doch, wirklich, sie sagt, sie hasst es zu stehlen, und wenn ich darüber nachdenke, ist dies wahrscheinlich der Grund dafür, dass sie kein Geld von mir gefordert hat. In ihren Augen wäre es gestohlen.«
»Trotzdem, bring sie irgendwo anders unter, wenn du eine Weile deinen Spaß mit ihr haben willst; sie darf nicht mehr zu deinem Hauspersonal gehören. Du kannst sie sogar hier wohnen lassen, wenn es sein muss, aber dann richtig. Sie als Dienstmädchen zu halten und gleichzeitig mit ihr ins Bett zu gehen kann in deinem Haus nur für böses Blut sorgen.«
»Ist das deine Sicht der Dinge, oder was ist dir heute Morgen ins Ohr geflüstert worden?«
James lachte. »Die Malorys flüstern nicht, wenn sie etwas zu meckern haben, mein Junge. Aber du hast Recht, es geht mich nichts an, wenn du dir Heim und Herd mit solchen Reibereien besudeln willst. Was ich aber ganz und gar nicht leiden kann, ist, wenn ich deswegen meine älteren Brüder auf dem Hals habe, allen voran Jason.
Also überzeug den Rest der Familie davon, dass du nicht gegen die Konventionen verstößt und deinen Haushalt bestens im Griff hast; dann sind sie zufrieden und rennen nicht zu Jason, und ich muss mir nicht mehr sein Genörgel anhören.«
Jeremy seufzte. »Reggie ist die Einzige, die so oft vor-beikommt. Ich frage mich, ob es nicht möglich ist, ihr das Haus zu verbieten. Glaubst du, ein Butler könnte mit ihr fertig werden und ihr den Eintritt verwehren?«
James lachte. »Auf gar keinen Fall. Und im Grunde willst du das ja auch gar nicht. Die liebe Kleine mischt sich zwar überall ein und versucht sich als Kupplerin, aber sie meint es stets gut, und für gewöhnlich trifft sie den Nagel auf den Kopf. Wirklich ein Jammer, dass sie so einen Lump wie Eden heiraten musste.«
Jeremy grinste. Mittlerweile kam sein Vater ganz gut mit Nicholas Eden aus, zumindest solange er aus ihren Wort-gefechten als Sieger hervorging, was in der Regel der Fall war. Die beiden kannten sich schon sehr lange, noch von ihrer Zeit auf hoher See. Jeremy war bei einer Seeschlacht gegen Nicholas Eden verwundet worden, was der Grund dafür gewesen war, dass James die Piraterie aufgegeben hatte. Nick war unversehrt davongesegelt und hatte ihnen noch dazu eine lange Nase gedreht; so benahm man sich einem James Malory gegenüber einfach nicht.
Schließlich hatte James es ihm heimgezahlt, indem er Nick ordentlich verprügelte – unmittelbar vor dessen Hochzeit mit Reggie, die Nick aus diesem Grund beinahe versäumt hätte. Nick wiederum brachte James wegen der Schlägerei ins Gefängnis, was sich letztlich als gar nicht so übel erwies. Auf diese Weise konnte James nämlich den
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