Malory
»Tod« des Piraten Käpt’n Hawke – seines Alter Ego auf See – arrangieren, als ihm die Flucht gelang, und so war es ihm möglich, endgültig nach England zurückzukehren.
»Apropos Butler«, sagte James, als er sich erhob, um zu gehen. »Was hältst du davon, wenn ich dir einen von meinen ausleihe?«
»Halleluja.« Jeremy strahlte vor Freude. »Ich habe gehofft, dass du mir das vorschlagen würdest.«
»Ausleihen, Bürschchen, nicht abtreten; du musst dich also weiterhin nach jemandem umsehen, der lang-fristig bei dir bleibt. Übrigens war das Arties Idee. Da er und Henry sich bei mir den Posten teilen, gibt es für sie beide eigentlich nie genug zu tun.«
»Welchen von ihnen bekomme ich?«
James lachte. »Beide natürlich. Sie wechseln sich ab, bei dir wie bei mir. Die beiden alten Kämpen teilen sich die Arbeit schon so lange; ich bin sicher, sie glauben, dass das überall so gehandhabt wird.«
Kapitel 24
eremy fand Danny im Salon, wo sie gerade einen der J Tische abstaubte, wieder und wieder, so tief in Gedanken versunken, dass sie ihn gar nicht hereinkommen hörte. Er fragte sich, ob sie über ihn nachdachte. Ob sie noch wütend war. Und ob sie ihm wohl auch das andere Auge blau schlagen würde, wenn er sie jetzt umdrehte und noch einmal küsste.
Stattdessen hüstelte er, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Sie fuhr herum und schien außergewöhnlich überrascht zu sein, ihn hier zu sehen. Ihre Frage verriet, warum: »Sie leben noch?«
Jeremy überlegte einen Augenblick. »Todesursache blaues Auge? Nein, ich glaube, die Geschichte kenne ich noch nicht.«
»Ich meinte nicht das, was ich getan habe«, murmelte Danny. »Und Ihr Auge ist gar nicht blau.«
»Noch nicht«, verbesserte Jeremy fröhlich, was ihm einen finsteren Blick von Danny einbrachte. Er lachte leise. »Also gut, ich geb’s auf. Spuck’s aus, Mädchen.
Warum hast du mit meinem Ableben gerechnet?«
»Der Besucher, der bei Ihnen war.« Danny flüsterte beinahe, so nervös war sie. »Ich hab mich in der Küche versteckt, bis er endlich wieder weg war. Hat mir einen Heidenschreck eingejagt, ehrlich. Hab sofort gesehen, dass der Ihnen die Kehle durchschneiden würde, ohne Ihnen erst eins aufs Auge zu verpassen. Es gibt nicht viele Typen, die so brutal sind, aber dem sah man das gleich an, verstehen Sie? Und er war stocksauer auf Sie.«
Jeremy musste lachen, woraufhin Danny ihn erneut finster ansah. »Was ist daran so lustig, he?«, fragte sie unwillig.
»Du sprichst von meinem Vater, liebes Kind.«
»O ja, ganz bestimmt«, versetzte Danny schroff. »Was für ein Mumpitz. Der sah Ihnen doch gar nicht ähnlich.«
»Nein, das stimmt, aber er ist mein Vater. James Malory, Vicomte Ryding, der vierte Sohn seiner Eltern, ehemaliger Schürzenjäger, ehemaliger Pir... äh, egal, aber heute jedenfalls ein treuer Ehemann und Vater von bisher vier Kindern.«
Endlich glaubte Danny ihm und zeigte sogar Mitgefühl: »Sie Ärmster. Ich fänd’s schrecklich, so einen Furcht erregenden Vater zu haben.«
Jeremy grinste. »So schlimm ist er nicht, wirklich, jedenfalls nicht, wenn man ihn näher kennen lernt.«
Danny schnaubte. »Tja, offenbar hat er Sie nicht in Stücke gerissen, womit ich fest gerechnet hatte – jam-merschade, wenn Sie mich fragen.«
So schnell war ihr Zorn wieder aufgeflammt ... Jeremy hüstelte. »Lass uns mal miteinander reden, Danny.«
»Nee.«
»Du hast noch nicht ganz begriffen, dass du deinen Dienstherrn jederzeit bei Laune halten musst?«
»Wohl kaum, wenn mein Dienstherr ein Lustmolch ist, der nichts anderes im Kopf hat, als mir unter den Rock zu gehen.«
»Himmel noch mal, du musst dir abgewöhnen, so direkt zu sein, wirklich.«
»Warum?«
»Weil ...«
Jeremy hielt inne. Danny hatte Recht. Ihre Direktheit war eine der Eigenarten, die typisch für sie waren, und er wollte sie in dieser Hinsicht nicht ändern. Überdies wollte er sie gerade dazu bringen, offen zu ihm zu sein. Das würde allerdings nicht gelingen, wenn sie begann, Ausflüchte zu machen, wie es die meisten Frauen taten, kaum dass man ihnen unverblümte Fragen stellte. Und genau das hatte Jeremy vor.
»Sie haben also Geschwister, ja?«
Sogleich war Jeremy wieder voller Hoffnung. Danny hatte seine Antwort auf ihre Frage nicht abgewartet, und ihre Neugierde war ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie sich mehr für ihn interessierte, als sie zugeben wollte.
»Ja, Zwillingsbrüder und eine Schwester. Alle noch ziemlich klein.«
»Warum waren
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